System Of A Down - Böblingen
18.03.2002 | 06:0414.03.2002, Sporthalle
Nach dem verdammt gelungenen und intensiven Output “Toxicity” wartete eine große Fangemeinde auf eine Tour von SYSTEM OF A DOWN und die sollten sie dann auch bekommen. Wider meiner Erwartungen sogar eine Headlinertour.
Voller Vorfreude ging es also ans Karten besorgen, was 3 Monate vor einem Konzert eigentlich keiner großen Anstrengung bedarf. Denkste! AUSVERKAUFT! DEPRESSION!
3 Tage vor dem Tag X ging jedoch das Gerücht um, dass das Konzert vom Kongresszentrum in die Böblinger Sporthalle verlegt worden sei, was im Klartext ca. 500 - 1000 Karten mehr bedeutet. Also tingelten wir doch noch nach Böblingen um das letzte Deutschland-Konzert von SYSTEM OF A DOWN mitzunehmen.
Pünktlich um 20 Uhr legte der Support, von dem ich weder Namen noch sonst irgendetwas weiß, los. Ich kann und will also auch gar nicht viel zu den Jungs sagen, zumal mir der Lärm, der eine dreiviertel Stunde lang durch die Halle wummerte, schon nach den ersten 5 Minuten auf die Nerven ging.
Keine Spur von Melodie oder sonst irgendetwas, an das man sich hätte klammern können. Einfach nur heftige Hardcore-Gitarren und ein Sänger der weder singen noch schreien konnte. Geprügel und Gerödel der unproduktivsten Art.
1000 andere Bands hätten es mehr verdient SYSTEM OF A DOWN zu supporten!
Ohne Gepose oder viel Aufwand machten sich dann SYSTEM OF A DOWN ans Werk und brachten die Halle schon mit den ersten Takten vom “Prison Song” zum Kochen.
Von 0 auf 100 in weniger als 5 Sekunden, das schaffen nicht viele!
Und was nun folgte war theoretisch mehr als ein Schlag ins Gesicht. Mit “Deer Dance”, “Jet Pilot”, “X”, “Toxicity”, “Psycho”, “Chop Suey!”, “Bounce”, “Atwa”, “Aerials”, “Sience” und “Needles” wurde bis auf 2 Songs die gesamte “Toxicity” runtergespielt, dazu kamen noch “Spiders”, “Suite-Pee”, “War?”, “Sugar” von der selftitled-Scheibe und ein schönes “Fuck The System”, was zu ca. 70 min. Spielzeit führte. Und wer die Musik von SYSTEM OF A DOWN kennt, weiß dass das keine einfachen 70 Minuten waren. Energiegeladen, aggressiv, durchgeknallt, sozialkritisch und intensiv. SOAD bringen all das auf einen Punkt.
Die ganze Halle hatte sich binnen weniger Sekunden in einen einzigen Pogo verwandelt, aus dem man 1. nicht so einfach rauskam und man sich 2. nur auf die Tribüne oder ganz an den Rand flüchten konnte.
70 geile Minuten voller Blut und Schweiß, lediglich die zwischendurch eingebauten (sehr, sehr geilen) Tribal-Parts oder die ruhigeren Songs (“Spiders”, “Aerials”, “Atwa”) verliehen der kochenden Menge kleine Pausen.
Sänger Serj Tankian traf mit den Worten “This is living Energy!!!” den Nagel genau auf den Kopf!
Es wurde Gemosht, es wurde Geschrieen, es wurde Gesungen, es wurde Genossen, es wurde die armenische Flagge geschwungen und im Prinzip gab es nicht viel zu kritisieren, aber ich hatte meine Erwartungen wohl ein bisschen zu hoch gesteckt...
Irgendwie ging durch Sound, Ohrenstöpsel oder sonst irgendetwas die Intensität, die bei SYSTEM OF A DOWN zu großen Teilen in der Stimme von Serj Tankian liegt, verloren. Die sentimentale, ruhige Seite ging (nicht zu letzt wegen dem Publikum) verloren und damit verloren auch Songs wie “Atwa” oder “Chop Suey” einen großen Teil ihrer Wirkung.
Nichts desto Trotz war es ein sehr geiles Konzert...
...Und es war SYSTEM OF A DOWN!
- Redakteur:
- Dani Schmötzer