THE DEAD DAISIES und THE TREATMENT - Nürnberg
29.06.2025 | 14:4423.06.2025, Hirsch
I know it's only Rock 'n' roll, but I like it!
Das Thermometer zeigt 25 Grad, was gibt es also Schöneres, mal wieder in den Nürnberger Hirsch zu fahren, um ein Konzert zu besuchen? Tja, nix! Also noch mal ab in mein zweites Wohnzimmer, bevor es nächste Woche auf die große Wiese im Harz geht. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Gästeliste gewährt man mir dann doch noch Einlass. Bändchen gibt es keine, Fotopass auch nicht, wird wohl so passen. Ein Blick durch die nicht ganz ausverkaufte Location zeigt mir, dass hier heute nicht unbedingt das jüngste Publikum sein Haupthaar schütteln möchte. Viele der anwesenden Metalheads befinden sich in meiner Altersklasse und tragen Shirts von DIO, DEEP PURPLE und Co. Nun, das ist kein Wunder, die Musiker des heutigen Headliners haben durchaus eine bewegte Vergangenheit. Corabi, Aldrich, Dewin, Clufetos, Namen, die man mit Bands wie MÖTLEY CRUE, WHITESNAKE, DIO, BLACK SABBATH und OZZY OSBOURNE in Verbindung bringt.
Noch ein Kaltgetränk, dann geht es problemlos in den Graben. Mit THE TREATMENT eröffnet eine Band aus Großbritannien den musikalischen Abend. Die Band wurde 2008 vom Drummer Dhani Mansworth gegründet, der auch am heutigen Abend hinter seinem Set den Takt angibt. Im Gegensatz zu einigen Redaktionskollegen hatte ich bisher noch keine Berührungspunkte mit den Hardrockern. Die Show beginnt mit 'Let It Begin', das Gehörte gefällt mir jetzt schon richtig gut und auch 'Let's Wake Up This Town' geht gut ins Ohr. Der Song stammt vom 2024 veröffentlichten Album "Wake Up The Neighbourhood", welches mein Kollege Björn ziemlich gut bewertet hat. Der schnörkellose Rock ohne Brimbamborium kommt auch gut bei den fränkischen Metalheads an. Sind die Franken von Natur aus eher zurückhaltend, kann ich zumindest in den vorderen Reihen eine Menge Aktivitäten erkennen.
Es dauert nicht lange, bis der quirlige Sänger Tom Rampton sich seiner dicken Lederjacke entledigt. Der Frontmann holt mich mit seiner Stimme absolut ab. Die von Björn in seiner Rezi erwähnten dreckigen Gitarren, gespielt von Tao Grey und Tagore Grey, sind einfach nur klasse, auch live groovt es an allen Ecken und Enden. Mittlerweile hat sich die Halle gut gefüllt, die Temperatur ist ordentlich gestiegen und die gute Stimmung ist mittlerweile in der ganzen Halle zu spüren. Das macht einfach Spaß, was wir da heute hören und sehen. Ein Highlight für mich ist der Song 'Running With The Dogs' vom 2014 veröffentlichten gleichnamigen Album. Neben meinem präferierten Powermetal-Genre ist das genau die Musik, von der ich nie genug bekomme. 45 Minuten Spielzeit haben die Rocker, die für mich leider viel zu früh endet. Ich habe in Nürnberg wieder mal eine Band für mich entdeckt, mit der ich mich mehr befassen muss.
Es wird Zeit für ein weiteres Kaltgetränk und der Biergarten vor der Location füllt sich binnen weniger Minuten. Frische Luft tut nach dem schweißtreibenden Auftritt von THE TREATMENT not, schließlich wartet noch ein Headliner auf uns an diesem sommerlichen Abend.Die Temperatur ist nicht gefallen, als THE DEAD DAISIES die Bühne betreten. Mich hat die oft als Supergroup bezeichnete Band schon 2023 auf dem Rock Out-Festival in Augsburg begeistert und ich freue mich, dass ich heute ein komplettes Set der Hard Rocker sehen kann. Los geht's mit 'Long Way To Go' vom 2016 veröffentlichten Album "Make Some Noise". Es wird schnell klar, dass die Gänseblümchen alles andere als tot sind. Sänger John Corabi ist in bestechender Form am Mikrofon. Man merkt ihm deutlich an, dass er Spaß an seinem Beruf hat. Mit 'Light 'Em Up' gibt es dann den ersten von drei Songs vom im letzten Jahr veröffentlichten gleichnamigen Langdreher. Das ist alles rund, was die Rocker hier abliefern. Die Stimmung kann man für fränkische Verhältnisse durchaus als sehr gut bezeichnen.
THE DEAD DAISIES haben vor wenigen Tagen mit "Lookin' For Trouble" ein Album mit Blues-Coversongs veröffentlicht. Selbstverständlich stehen auch davon einige Stücke auf der Setliste. Okay, ich bin jetzt kein ausgewiesener Blues-Fan, doch zumindest ein Fußwippen springt bei mir bei Songs wie 'Boom Boom' von JOHN LEE HOOKER oder 'Going Down' von DON NIX raus. Doch auch einige Tracks zuvor geht es mit 'Love That'll Never Be' recht slow zur Sache. Corabi schnallt sich seine Akustik-Gitarre um und binnen Sekunden wird der Hirsch durch unzählige Taschenlampen erleuchtet. Zu 'Get A Haircut' gönnt sich der hauptamtliche Sänger nach seiner Aussage ein Schnitzel und ein Bier und überlässt das Mikrofon Gitarrist und Bandgründer David Lowy. Schnell wird klar, dass der Mann auch gut singen kann. Es wird ordentlich gefeiert vor dem Wellenbrecher und auch Doug Aldrich am zweiten Sechssaiter macht eine ordentliche Figur. Der Mann versteht sein Handwerk durchaus und bietet uns Fotografen ein ums andere Mal gute Motive. Diese könnten durchaus etwas besser sein, wenn da der von mir gehasste und heute viel zu viel eingesetzte Nebel nicht wäre. Aber irgendwas ist ja immer.
Dies soll jedoch mein heutiges Konzerterlebnis keinesfalls schmälern. Ich bin schweißnass und habe verdammt viel Spaß. Die Bandvorstellung ist mal was anderes. Zu Schnipseln aus den Klassikern 'Highway To Hell', 'Living After Midnight', 'Heaven And Hell', 'Seven Nation Army' und 'Whole Lotta Love' stellt John Corabi seine Mitspieler vor und wir erfahren unter anderem, dass er sich mit Bassist Micheal Devin Wein und Frau teilt. Mit diesem Wissen wende ich mich wieder der Musik zu und bei 'Mexico' erreicht die Temperatur in Nürnberg dann Rekordhöhe. Die Band sollte sich unbedingt umbenennen in THE EXTREMELY LIVELY DAISIES. Da kommt so eine Power von der Stage, verblichen ist von denen zum Glück noch niemand. Mit 'Resurrected' und dem BEATLES-Cover 'Helter Skelter' endet dann endgültig ein perfekter musikalischer Sommerabend in Nürnberg.
Text und Photocredit: Andre Schnittker
- Redakteur:
- Andre Schnittker