THE INTERSPHERE - Köln

09.04.2014 | 12:27

09.03.2014, Luxor

Deutschlands heißestes Eisen?

Mit "Relations In The Unseen" haben die Mannheimer THE INTERSPHERE bereits zu Beginn eine Langspielplatte herausgebracht, an der sich die Konkurrenz die Zähne ausbeißen wird. Konkurrenz ist allerdings in diesem Zusammenhang auch ein sehr relativer Begriff, denn diesen Mix, stilistisch irgendwo zwischen Pop-Musik und Metal zu verorten, findet man so eigentlich kein zweites Mal. Somit stürmen wir begeistert und voller Vorfreude die Türen des Luxors in Köln, um einer der Records-Release-Shows beizuwohnen.

Mit dabei sind auch vier in London beheimatete Neuseeländer: I AM GIANT. Als Vorgruppe für THE INTERSPHERE ist die Band sicherlich gut platziert, jedoch weiß ich nicht so recht, was ich von ihr halten soll. Auf der einen Seite ist diese rohe, simple THE BUTTERFLY EFFECT-Version sicher schick, eingängig und gut hörbar, auf der anderen kommen mir trotz all der Leidenschaft, die im Zuge des Auftritts zumindest auf Seiten der Musiker sichtbar wird, irgendwie zu wenig Emotionen an. Das bessert sich im Laufe des Sets ein wenig, für eine wirkliche Begeisterung reicht es bei mir jedoch nicht. Teile des Publikums sehen das jedoch etwas anders. Was man I AM GIANT jedoch auf jeden Fall zugute halten muss, ist ihr engagiertes, authentisches Auftreten ohne Netz und doppelten Boden. Da wird vielleicht mal ein Ton nicht zu hundert Prozent getroffen, dafür dann aber wenigstens mit Überzeugung. All dies nötigt mir viel Anerkennung und Respekt ab - das war es dann allerdings leider auch. Freunde haben sich die vier Herren heute Abend jedoch abseits meiner Person sicher genug gemacht.

Wie man dem gut gefüllten Luxor entnehmen kann, braucht sich THE INTERSPHERE keine Gedanken um Freunde ihrer Musik zu machen. Nachdem die Band im Vorprogramm von KARNIVOOL bereits eine extrem gute Figur abgegeben hat, stehen nun wieder Headliner-Shows auf dem Plan. An Selbstbewusstsein mangelt es jedenfalls schon einmal nicht, denn "Relations In The Unseen" ist noch keine Woche heraus, da kündigt die Band zu Beginn an, viel Neues zu spielen, was sich im Endeffekt als quasi der komplette Release herausstellen wird. Mutig, wenn man davon ausgehen muss, dass der Großteil der Anwesenden bis auf die Vorab-Tracks noch nichts gehört hat, aber der Plan geht auf. Auf ihrer neuen Platte geht THE INTERSPHERE einerseits eingängiger, auf der anderen jedoch auch vielschichtiger vor. Somit sind die Songs auch bei Erstkontakt für jeden ein tolles Erlebnis, jedoch werden sie mit der Zeit und weiterer Live-Erfahrung sicher noch weiter wachsen. Als Highlights konnten sich heute bereits 'Panic Waves', 'Thanks For Nothing' und insbesondere 'Tonight' herauskristallisieren. Ich bin gespannt, welche Nummern sich auf Dauer im Set etablieren können; verdient hätte es theoretisch jede.

Das liegt aber vor allem auch daran, dass man Musik einfach kaum besser präsentiert bekommen kann. Der Gesang und die Vier- sowie Sechssaiter sprühen nur so vor wundervoll "unperfekten", emotionalen Schwingungen, die einen einfach mitreißen, und das Schlagzeugspiel von Moritz Müller ist schlichtweg weltklasse. Allein um ihn bei der Arbeit zu beobachten, ganz unabhängig vom Rest des Geschehens, würde sich schon der Kauf einer Konzertkarte lohnen - und hier bekommt man noch so viel oben drauf. Dieser ganz eigene THE INTERSPHERE-Sound, der poppige Anleihen über Indie, Rock und Prog ganz natürlich mit Metal-Appeal verbindet (und somit irgendwo bei "Alternative Rock" landet), ist einfach unwiderstehlich. Bei all dieser grandiosen musikalischen Performance, die von einer schicken Lichtshow umrahmt wird, ist die Band am manchen Stellen immer noch charmant "unprofessionell": So gibt es nach manchen Songs hin und wieder längere Pausen, die nicht mit Small Talk gefüllt, sondern still belassen werden und auch die Ansagen als solche zeugen immer wieder von einer Art kindlichen Freude am Tun. Bonuspunkte in Sachen Sympathie!

Das i-Tüpfelchen sind am heutigen Sonntagabend dann die diversen älteren Songs, bei denen natürlich vor allem der "Hit" 'Prodigy Composers' und das beschließende 'I Have A Place For You On Google Earth', wie so oft in einer ekstatischen Interpretation, für Begeisterung in der Domstadt am Rhein sorgen. Jeder Moment ist toll, jeder Song ist gerade der richtige, jeder Ton wirkt, jede Textzeile scheint stimmig. So und nicht anders sollte Musik immer sein. Wer sich von toller Musik fernab unnötiger Genregrenzen entführen lassen möchte, sollte THE INTERSPHERE besuchen. Denn ich traue mich zu sagen: Die Mannheimer sind derzeit vielleicht Deutschlands heißestes Eisen in Sachen Rockmusik. Ganz, ganz groß!

Redakteur:
Oliver Paßgang
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