THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA und METALITE - Karlsruhe

19.03.2025 | 12:48

23.02.2025, Substage

Mehr als nur eine Rundflug!

THE NIGHTFLIGHT ORCHESTRA unter der Leitung von Kapitän Björn Strid, ist mittlerweile mehr als nur Nebenprojekt des SOILWORK-Sängers. Was einst im Jahre 2007 mehr oder weniger aus einer Bierlaune heraus während einer Nordamerikatour entstand, ist mittlerweile zu einer richtig großen Sache geworden. Nach dem Tod von Gitarrist und Gründungsmitglied David Andersson im Jahr 2022, war zu befürchten, dass das Nachtflug-Orchester nicht mehr abhebt. Mit der neuen Scheibe "Give Us The Moon" kehren die Skandinavier jedoch eindrucksvoll zurück und beehren unsere Republik im Rahmen einer kleinen aber feinen Tour im Februar. Bei der heutigen Zwischenlandung im Karlsruher Substage bin ich als Passagier mit dabei und kann mich erstmalig von den Livequalitäten der Band überzeugen. Die Reise ist allerdings nicht ganz ausgebucht und der Club nur zu zwei Dritteln gefüllt.

Doch bevor der Flieger abhebt, darf die Band METALITE ihr Können zeigen. Die ebenfalls aus Schweden stammende Combo hat mit Sängerin Erica Ohlsson eine stimmgewaltige Frontfrau an Bord. Der neue Drummer Erik Junttila, der Ende 2024 für die ausgeschiedene Lea Larson gekommen ist, soll für neuen Schwung hinter den Kesseln sorgen.

METALITE KA

Stilistisch hat man sich dem modernen melodischen Power Metal verschrieben. Mit dem letztjährigen Album "Expedition One" hat METALITE ein Konzeptalbum herausgebracht, das sich im Jahr 2055 abspielt und die Geschichte eines abtrünnigen Teams erzählt, das nach einer neuen Welt sucht und Themen wie menschliche Evolution, Technologie und Überleben erforscht. Mit 'Disciples Of The Stars' startet METALITE auch gleich mit einem neuen Song schwungvoll in den Abend. Frontfrau Erica Ohlsson steht absolut im Mittelpunkt des Geschehens und ist auch optisch ein Hingucker. Die Saitenfraktion beherrscht sämtliche Standardposen und macht es den Fotografen leicht, ein paar gute Schnappschüsse zu bekommen.

Das Publikum reagiert zu Beginn recht verhalten, was wohl daran liegt, dass METALITE stilistisch nicht so recht zum Classic Rock von THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA passt. METALITE KAHiervon lassen sich die Stockholmer nicht beeindrucken und spulen routiniert ihr Programm ab. Womit ich ein Problem habe ist, dass mir das Ganze zu gestellt vorkommt und mir nach ein paar Songs die sehr poppigen Kompositionen zu eintönig sind. Ich bin auch der Meinung, wenn man schon in jedem Song Keyboardsounds und Samples verwendet, auch live ruhig ein Tastenakrobaten mit auf der Bühne sein kann. Das macht die Sache für mich dann auch authentischer. Ansonsten kann man an der Show eigentlich nicht viel aussetzen und man kann METALITE auch keinesfalls fehlendes Engagement vorwerfen. Mir persönlich fehlen halt hier und da die Ecken und Kanten. Zu den Highlights zählen für mich die Stücke 'Far From The Sanctuary', 'Blazing Skies' und der Hit 'We Bring You The Stars'.

Setliste: Disciples Of The Stars; Far From The Sanctuary; Beyond The Horizon; Cyberdome; New Generation; Apocalypse; Blazing Skies; Black Horse Rider; Nightmare; Afterlife; Peacekeepers; We Bring You The Stars

THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA KADie Spannung steigt, während die Crew letzte Hand am Bühnenaufbau anlegt. Das Publikum ist vor der Show schon bestens aufgelegt und der Classic Rock bzw. Adult Oriented Rock (AOR) spricht keineswegs nur die Alten unter uns an. Der Altersdurchschnitt des Publikums dürfte so bei dreißig Jahren liegen und auch der Frauenanteil ist heute Abend etwas höher als sonst. Während die ersten Klänge zu 'Stratus' ertönen, sprintet THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA auf die Bühne. Kapitän Bjoern Strid sticht mit seinem silbernen und mit langen silbernen Fransen ausgestatteten Jacket und schwarzem Barrett auf dem Kopf schon rein optisch hervor, während der Rest der männlichen Crew in schwarzen Anzügen steckt. Die Backgroundsängerinnen tragen Flugbegleiterinnnenkostüme und sind eine absolute Augenweide. Der Flug startet mit 'California Morning' und erreicht die optimale Flughöhe mit dem neuen Hit 'Shooting Velvet'. Nach den ersten Songs zeigt sich, dass der geneigte Besucher am heutigen Abend keinesfalls eine Pauschalreise gebucht hat, sondern einen All-Inclusive-Flug mit Upgrade für die Erste Klasse erhält. Das Publikum tanzt ausgelassen und dankt dem Orchester mit überschwänglichem Applaus.

THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA KADie gute Laune überträgt sich vom Publikum sofort auf die Band und die brennt mit 'Divinyls', 'Gemini', 'Satellite' oder 'Transmissions' ein wahres Hitfeuerwerk ab. Irgendwie komme ich mir vor wie in den seligen Achtzigern, als nach Neujahr im ZDF die "Rock Pop Nacht" mit SUPERTRAMP, BARCLAY JAMES HARVEST und MIKE OLDFIELD lief. Hätte es die Band damals schon gegeben, wäre sie sicherlich auch dabei gewesen. Das neue Album "Give Us The Moon" steht den beiden Vorgängeralben "Aeromantic" und "Aeromantic II" qualitativ in nichts nach und auch live funktionieren die Stücke bestens. Aber auch Stücke aus den Anfangstagen, wie 'Transatlantic Blues' oder das finale Stück 'West Ruth Ave', finden den Weg in das abendliche Unterhaltungsprogramm und lassen den neunzigminütigen Flug ohne Turbulenzen im Nu vergehen. Eins ist sicher, meinen nächsten Flug werde ich gerne wieder mit THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA buchen.

THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA KADas Angebot am Merchandisingstand lässt keine Wünsche offen. Da hier jedoch keine Flugbegleiterin mit dem Wagen durch die Reihen fährt wie bei einer bekannten irischen Fluggesellschaft, muss sich der kaufwütige Fan selbst zum Merchstand hinbewegen. Besonders fanfreundlich sind hier auch die Preise. Unter anderem kann man zwei Shirts für siebzig Euro erwerben und bekommt noch ein drittes Shirt gratis dazu. Überhaupt gibt es sehr viele tolle Motive und die Auswahl fällt recht schwer. Auch die signierten Alben sind mit vierzig Euronen durchaus erschwinglich. Wie gesagt, hier gibt es nichts, was es nicht gibt.

Setliste: Stratus; California Morning, Shooting Velvet; Divinyls; Domino; Gemini; Cosmic Tide; This Boy's Last Summer; Paloma; Satellite; Transmissions; Can't Be That Bad; Transatlantic Blues; Burn For Me; White Jeans; Way To Spend The Night; West Ruth Ave

Text und Fotocredit: Frank Hameister

Redakteur:
Frank Hameister

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