THUNDERMOTHER, COBRA SPELL und VULVARINE - Nürnberg

03.03.2025 | 13:03

24.02.2025, Hirsch

92,86% Frauenpower in Mittelfranken!

Es ist Sonntag und ich muss eine knappe halbe Stunde warten, bis ich mir das Ergebnis der Bundestagswahl schöntrinken kann. Wieder einmal bin ich im Hirsch, um mich mit Livemusik vom heutigen - in meinen Augen desaströsen - Ereignis ablenken zu können. Gleich drei Bands werden beweisen, dass Frauen eben nicht hinter den Herd gehören. Okay, das Bier ist zwar recht günstig, doch für die geeignete Menge reichen die Scheine im Geldbeutel dann doch nicht. Also ab in den Graben, VULVARINE wartet auf mich.

Der Hirsch ist heute wohl angesichts des Headliners brechend voll, dies kommt auch der Band aus Wien zugute. Hatte ich bisher noch keine Berührungspunkte mit dem weiblichen Quintett, nimmt mich der Hard Rock der Band von der ersten Note an mit. VULVARINE veröffentlicht am 28. März über Napalm Records mit "Fast Lane" ihr neues Album, aus dem es heute in Nürnberg vier Stücke für die feiernden Metalheads gibt. Und die haben schon bei der ersten Band viele Gründe zu feiern. Schon bei 'The Drugs, The Love And The Pain', dem ersten Song der sieben Stücke umfassenden Setliste recken die Kuttenträger permanent die Pommesgabeln in die Luft.

Sängerin Suzy Q ist permanent in Bewegung und kann mit ihrer hervorragenden Stimme punkten. Aber auch der Rest der Band glänzt mit puer Spielfreude. Laut eigenen Angaben ist VULVARINE Wiens lauteste Rock-Gang. Okay, ich kenne wenige Rockbands aus der österreichischen Hauptstadt und glaube das dann mal so. Meiner Meinung nach kann sich die Band diesen Schuh zurecht anziehen. Dass 'Cheri Cheri Lady' von MODERN TALKING auch gut klingen kann, beweist die Metalcombo mit dem vierten Song auf dem Liederzettel. Natürlich wird die spezielle Rockversion lauthals mitgesungen. Mit 'Rock Bottom' endet ein wirklich gutes Set von VULVARINE. Frauenpower vom Allerfeinsten.

Nach einer kurzen Umbaupause geht es mit COBRA SPELL weiter. Leider macht mir die international besetzte Band die 100%-Quote und auch die Überschrift dieses Berichtets kaputt. Hat sich doch glatt ein mir unbekannter Gitarrist in die Frauenband gemischt? Eines vorweg, dieser X-Y-Chromosomenmix schadet der Band keinesfalls. Mit 'The Devil Inside Of Me' vom aktuellen Album "666" gibt das Quintett die Richtung vor. Straighter melodischer Hardrock, der ordentlich nach vorne geht. Auch mit dieser Band habe ich mich im Vorfeld wenig befasst. Das ist halt das schöne an meiner Tätigkeit als Redakteur: Neue Musik kennenlernen. Natürlich gibt es auch mal schlechte Sachen. Doch unterm Strich überwiegen wie in diesem Fall die positiven Momente.

Ist mir COBRA SPELL auch kein Begriff, erkenne ich doch mit Sonia Anubis eine bekannte Gitarristin auf der Bühne. Bereits bei CRYPTA und BURNING WITCHES konnte mich die Dame mit ihrem fingerfertigen Saitenspiel überzeugen. Zusammen mit dem namenlosen Gitarristen liefert sie ein ordentliches Brett. Am Mikrofon steht Kristina Vega, auch sie kann die Crowd überzeugen, gemeinsam mit der Drummerin Hale Naphtha. Die drei bilden wohl die Stammformation von COBRA SPELL. Sachdienliche Hinweise zum Gitarristen und auch zur in Nürnberg anwesenden Bassistin bitte an die Redaktion.

Egal, ob Stamm- oder Gastmusiker. Die Band verkauft sich in der mittelfränkischen Metropole ausgesprochen gut. Der Sound ist wie meistens im Hirsch klasse und selbst ich als Fotograf habe heute keinen Grund zum Maulen. Die Kuttenfraktion geht ordentlich mit und kann zu Songs wie 'S.E.X' und 'Love Crime' richtig feiern, bevor mit 'Addicted To The Night' das Set von COBRA SPELL endet. Unter johlendem Applaus verabschiedet sich die Band aus Nürnberg und ist garantiert irgendwann einmal wieder ein gern gesehener Gast.



Den heutigen Headliner habe ich zum ersten Mal 2019 auf dem Reload Festival in Sulingen gesehen. Seitdem ist sehr viel bei THUNDERMOTHER passiert. Erinnerungen kommen hoch an die Zeit, als die schwedische Hardrock-Band quasi an jeder Milchkanne gespielt hat. In der Corona-Zeit war sich das Frauen-Quartett nicht zu schade, zwei Konzerte an einem Tag in München zu spielen, um die Auflagen einzuhalten und gleichzeitig ihre Fans nicht zu enttäuschen. Doch auch eine Tour mit den SCORPIONS steht auf der Habenseite der Damen. Den Besetzungswechsel hat jeder mitbekommen, aus eins mach einfach zwei. THUNDERMOTHER hat sich den Erfolg wirklich hart erarbeitet.

So ist es kein Wunder, dass ich heute ordentlich Mühe habe, mich abermals durch die Menge zum Fotograben zu kämpfen. Doch ich bin pünktlich zu 'Can You Feel It' vom neuen Album "Dirty & Devine" im Pit. Das neue Album steht auf dieser Tour natürlich im Vordergrund, ganze sieben Songs stehen davon heute auf der Setliste. Obwohl die Platte erst seit knapp zwei Wochen draußen ist, werden die Tracks von den feiernden Hardrockern vor dem Wellenbrecher komplett mitgesungen. Spätestens ab dem dritten Lied wird klar, dass das hier heute ein Selbstläufer wird. Jeder, der sich eine Karte für das Konzert gekauft hat, bekommt das, wofür THUNDERMOTHER steht. Schnörkelloser, teils rauer Hard Rock ohne Firlefanz.

Gründerin und Gitarristin Filippa Nässil agiert wie gewohnt auf der linken Bühnenseite und unterstützt Sängerin Linnéa Vikström am Mikrofon. Doch auch Bassistin Majsan Lindberg sorgt dafür, dass die Refrains eine gute Fülle bekommen. Auch heute fällt mir natürlich Schlagzeugerin Joan Massing ins Auge. Zum einen, weil sie ein wunderschönes blaues Acryl-Set einer recht bekannten Marke spielt. Auf der anderen Seite ist es unübersehbar, das Joan sehr kraftvoll und mit viel Körpereinsatz agiert. Das zeigt sich auch in einem tollen Drumsolo, was die Dame zum Besten gibt. Bekannt für Solieinlagen ist auch Filippa, die darin immer mal Riffs bekannter Songs namhafter Rockbands einstreut. Allerdings warte nicht nur ich vergeblich auf ihre Einlage. Suchte sie in der Vergangenheit klampfend den Weg durch das Publikum, verharrt sie heute auf der Bühne. Diesen Part übernimmt singend Linnéa welche ich in der brechend vollen Halle erst einmal nicht sehe.

Doch THUNDERMOTHER kann nicht nur hart und schnell, zu 'Sleep' vom "Heat Wave"-Album sitzt Filippa mit einer Akustikgitarre auf der Stage, während Linnéa den Song unglaublich gefühlvoll singt. Auch wenn der Track schon etwas älter ist, scheint er der Sängerin wie auf dem Leib geschrieben zu sein. Natürlich wird der Hirsch dabei mit unzähligen Handylichtern erhellt. Der Kopf der Band ist in letzten Jahr Mama geworden und hat ihr Kind mit auf der Tour, ab und zu sieht man den Nachwuchs mit einem riesigen Gehörschutz am Bühnenrand. Neben den eigenen Liedern gibt es mit 'Don't Believe A Word' eine gelungene Coverversion von THIN LIZZY. Mit 'Driving in Style', endet nach 21 Songs das Konzert von THUNDERMOTHER in Nürnberg. Nicht nur ich habe die geballte Frauenpower genossen. Glücklich und verschwitzt macht sich die Metalmeute auf den Heimweg.

Text und Photocredit: Andre Schnittker


THUNDERMOTHER spielt zwar mittlerweile nicht mehr an jeder Milchkanne, dennoch hat die Tour viele Termine. Für wenige Konzerte gibt es ein paar Restkarten.

21.03.2025 DE Leipzig, Hellraiser
22.03.2025 DE Berlin, Festsaal Kreuzberg
29.03.2025 DE München, Backstage
01.04.2025 DE Aschaffenburg, Colos-Saal
02.04.2025 DE Bochum, Zeche
04.04.2025 DE Obertraubling, Airport-Eventhall
05.04.2025 DE Hannover, Capitol


 

 

 

 

 

 

 

 


Redakteur:
Andre Schnittker

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