Ten Years After - Übach-Palenberg

09.02.2009 | 18:30

04.02.2009, Tatort

Zwei Stunden lang brennen die Hardrock-Pioniere TEN YEARS AFTER eine Show ab, bei der voller Spielfreude und Virtuosität gejammt wird.

Für die Rockfans in der Region nördlich von Aachen entwickelt sich die Rockkneipe Tatort in Übach-Palenberg immer mehr zum Glücksfall. Meistens treten hier zwar Coverbands auf, aber immer häufiger stehen auch große Namen der Rockgeschichte auf der Bühne. Waren erst im Januar WISHBONE ASH zu sehen, steht nun eine wahre Legende auf dem Programm: TEN YEARS AFTER.

Die Band gründete sich, als die BEATLES die Musikwelt beherrschten und durch die ROLLING STONES ernste Konkurrenz bekamen. Die Darbietung ihres Stücks 'I'm Going Home' mit wilden, langen Soli gilt als einer der Höhepunkte des berühmten Woodstock-Festivals 1969. Regelmäßig brachten die Briten Alben heraus, bis sich die Gruppe Mitte der Siebziger auflöste. Um 1990 gab es eine kurzlebige Reunion. Seit 2003 gibt es nun TEN YEARS AFTER wieder, und weil Gitarrist und Sänger Alvin Lee seine Solokarriere verfolgt, kam es zur einzigen Umbesetzung der Bandgeschichte, indem Joe Gooch dessen Platz einnahm.

Jetzt sind die Gründungsmitglieder Leo Lyons (b), Chick Churchill (k) und Ric Lee (d) mit ihrem neuen Kollegen wieder auf Tour. Auch wenn Joe Gooch die anderen Bandmitglieder "Vati" nennen könnte, präsentiert sich die Gruppe bestens eingespielt. Bei ihrem Auftritt im Übacher Tatort am 04.02.2009 zelebrieren TEN YEARS AFTER vor einem Publikum mit etwa gleicher Altersverteilung ein mitreißendes Konzert in der charakteristischen Mischung aus Hardrock, Blues und Boogie, bei dem man Zeuge von energischer Spielfreude, musikalischer Könnerschaft und Rockfeuer wird. Eine gute Zusammenstellung aus Stücken der letzten Alben "Now" und "Evolution" , die die heutige Besetzung aufgenommen hat, und alten Klassikern verschiedener Platten, vor allem aber "Cricklewood Green", bilden das Programm.

Im Gegensatz zu Alvin Lees eher gesetzter und bodenständiger Spielweise spielt Gooch dynamischer und moderner, seine rasenden Finger lassen seine Rockgitarre schreien und jaulen, die die Fesseln eines Blues- und Country-Traditionalismus hinter sich gelassen hat. Und so erlebt man eine Band, die mindestens so viel Spaß wie die Zuschauer hat. Immer wieder verlässt sie die Songstrukturen, um ein Solo abzufeuern oder gemeinsam zu jammen. Das Publikum ist zwar etwas bewegungsarm, doch deswegen nicht minder begeistert. Wann erlebt man schon regelmäßig Szenenapplaus für Gitarren- und Orgelsoli?

Es ist Ric Lee, der mit seinem Solo 'The Hobbit' das Publikum dann endgültig auf Touren bringt. Aber eigentlich sind es zwei Soli, ein echtes Drum-Solo und ein Becken-Solo (!), mit denen der Fellgerber Begeisterung hervorruft, bevor er noch zu einer launigen Ansprache mit Bandvorstellung nach vorne kommt. 'The Hobbit' ist zugleich der Wendepunkt in dem Konzert, dem vor allem lang ausgedehnte und improvisationsreiche Interpretationen großer Klassiker der Bandgeschichte folgen. Bei 'I'd Love To Change The World' zaubert Joe Gooch das bekannte Solo virtuos neu. Ach, du süßes Kind von mir!

Ein Höhepunkt des Konzerts ist AL KOOPERs 'I Can't Keep From Crying Sometimes', bei dem TEN YEARS AFTER vermutlich eine Viertelstunde lang zocken, jammen, sich gegenseitig die Bälle zuspielen und so manche bekannte Rocknummer zitieren. Es ist auch der große Auftritt von Leo Lyons, der ein imposantes Solo spielt, Gooch fast wie mit einer zweiten Leadgitarre begleitet und mit den dicken Saiten die Luft beinahe vibrieren lässt. Abschluss des Hauptauftritts ist natürlich 'I'm Going Home' in einer überlangen und schweißtreibenden Fassung. Mit zwei wieder etwas kompakteren Zugaben endet nach zwei Stunden für ein mehr als zufriedenes Publikum ein wunderbarer Konzertabend.

Setlist (aus der Erinnerung, daher ohne Garantie):
1. Working On The Road
2. King Of The Blues
3. Hear Me Calling
4. Angry Words
5. Big Black 45
6. 50,000 Miles Beneath My Brain
7. The Hobbit (Schlagzeug-Solo)
8. Love Like A Man
9. Slip Slide Away
10. I'd Love To Change The World
11. Good Morning Little Schoolgirl
12. I Can't Keep From Crying Sometimes
13. I'm Going Home
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14. Reasons Why
15. Choo Choo Mama

Redakteur:
Stefan Kayser

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