Teräsbetoni/Tarot - Tampere

16.10.2006 | 21:45

13.10.2006, Pakkahuone

Freitag der 13. eignet sich vorzüglich für Serienmörder und viele Teenie-Parties. Aber auch für gute Metal-Konzerte, wie mir nun in Tampere bewiesen wurde. Denn dort spielten an dem Tag mit dem verhängnisvollen Datum zwei finnische Bands: TAROT und TERÄSBETONI.
Als ich relativ zeitig am Pakkahuone eintreffe, tummeln sich die meisten Fans bereits drinnen. Voll ist es aber trotzdem nicht. Zwar haben einige Leute den Weg in die ehemalige Fabrik gefunden, doch mal kann bequem stehen, rumlaufen, und das Geschehen von allen Seiten begucken. Zumindest vor der Bühne. In der K-18 Area, dem Teil, wo man nur ab 18 hindarf (weil es dort Bier, Cider und auch häretere alkoholische Getränke gibt) sieht die Sache doch etwas anders aus, dort muss man sich durchzwängen.
Pünktlich um 21.30 betreten TAROT ohne großes Aufsehen die Bühne, und einige Leute aus der K-18 Area lassen sich dazu hinreißen, ihren Platz dort aufzugeben, trinken schnell aus und strömen noch vorne, so dass der Platz vor der Bühne dann doch noch relativ gut gefüllt ist. Das Quintett mit den Brüdern Hietala, Marco am Bass und Mikro und Zach an der Gitarre, liefern einen soliden Auftritt ab und erfeuen die Fans mit älteren wie auch mit neuerem Material. So wird bei Klassieren wie 'Wings Of Darkness' und dem Operner 'Crawlspace' wieder ordentlich mitgeheadbangt und die Hände zum Teufelzeichen in die Höhe gereckt. TAROT, deren neues Album "Crows Fly Black" noch diesen Monat erscheint, freuen sich sichtlich über den ihnen entgegengebrachten Enthusiasmus, und Marco dankt es mit einigen Witzchen. Interaktion mit dem Publikum wird hier groß geschrieben. Alte Hits wie 'Do You Wanna Live Forever' reihen sich nahtlos in die Reihe der neueren Stücke ein. Besonders bei dem balladesken 'Rider Of The Last Day' zeigt Marco sein gesamtes stimmliches Potential, das er auch schon so unverkennbar bei NIGHTWISH einsetzt. Doch bei einigen Liedern tritt der Ausnahmesänger aus dem Scheinwerferlicht und überlässt das Mikrofon dem zweiten Sänger Tommi, der ansonsten hervorragende Backing Vocals liefert. Auch Tommi zeigt, dass er es wirklich drauf hat und präsentiert unter anderem 'Veteran Of The Psychic Wars' und das Gänsehaut erzeugende 'Back In The Fire', bevor er den Hauptgesang wieder Marco überlässt. Nicht fehlen darf natürlich die Single 'You' und das fanatisch gefeierte 'Pyre Of Gods'. Mit 'I Rule' ist dann nach etwa einer Stunde Schluss, und man macht sich an die Umbaupause, die etwa 99% der Besucher nutzen, um sich in die K-18 Are zu quetschen. Die 1%, die draußen sind, dürfen nicht rein, weil sie noch zu jung sind.
Zum Glück ist der Umbau schnell abgeschlossen und der eigentliche Hauptact darf die Bühne entern. Auch TERÄSBETONI brauchen kein großartiges Intro, um sich anzukündigen. Sie marschieren einfach auf die Spielfläche, die Fans kommen dann schon von selbst. Man kann glaube ich getrost sagen, dass TERÄSBETONI zu den absoluten Überfliegern des letzten Jahres gehörten, ihr Debütalbum "Metallitotuus" schlug ein wie eine Bombe. Auch das Nachfolgewerk "Vaadimme Metallia" knüpfte an den Erfolg an und brachte den vier Jungs sogar eine Auszeichnung als das beste Metal-Album des Jahres. Ich persönlich bin kein allzu großer Fan des Quartetts, aber mit dieser Meinung stehe ich wohl eher alleine da, denn die Fans sind begeistert. Und ja, es macht auch irgendwie Spaß, dem Ganzen beizuwohnen. Auf die Frage des Sängers Ahola, wer denn im Publikum denn nun ein Krieger sei, fliegen sofort alle Arme in die Höhe, aber auch als noch Weicheiern gefragt wird, meldet sich ein mutiger (oder betrunkener?) Finne. Die Setlist besteht aus einem perfekten Querschnitt aus den zwei Alben, so werden neben den Singles 'Älä Mene Metsään' und dem Überhit 'Orjatar' auch andere Stücke beider Alben wie zum Beispiel 'Paha Silmä', der Titeltrack des zweiten Albums, 'Vaadimme Metallia', 'Älä Kerro Meille' und 'Silmä Silmästä' gespielt. Dabei werden die Texte, die sich meist um Krieger und Bruderschaft drehen und alle mit einer starken Prise Humor gewürzt sind, von den Leuten im Publikum lauthalt mitgegrölt. Die Spielfreude bei den Jungs aus der Bühne ist wirklich ansteckend, und als dann noch der erste Hit 'Taivas Lyö Tulta' ertönt, lässt sich die Menge völlig gehen. Dann ist das Konzert auch vorbei, und die Leute strömen glücklich zum Ausgang (oder wieder zum Bier) oder zum Merchandise-Stand. Ein wirklich gelungener Abend mit zwei Bands, die zeigen, dass alte Hasen durchaus mit jungen Newcomern mithalten können und umgekehrt.

Redakteur:
Ricarda Schwoebel

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