Testament - Stuttgart
07.07.2008 | 13:4602.06.2008, LKA Longhorn
Gegen 19:45 legen WARCRY los, die klassischen Power Metal mit deutlichen RUNNING WILD und WIZARD-Einflüssen spielen. Die Band firmierte früher übrigens unter dem spaßigen Namen HEILIGS BLECHLE. Als WARCRY mit ihrem halbstündigen Set loslegen, ist der Raum vor der Bühne noch recht dünn gesät mit Zuschauern. Aber gerade dieser Umstand scheint die Band zusätzlich anzuspornen, wirklich alles auf der Bühne zu geben. Besonders der schwerlichst mit Nieten und Patronengurten behängte WARCRY-Frontmann mosht wie ein Wilder und er strahlt den Metal-Spirit dieser traditionellen Combo ohne Umschweife aus. WARCRY setzten hauptsächlich auf schnellere Titel, wobei nicht weniger als fünf Stücke des kommenden Studioalbums "In Battle For Vengeance" gespielt werden. Leider besitzen viele der Lieder nur teilweise Hymnenpotenzial, abgesehen von 'Unholy Wisdom Prophecy', das auch die Meute vor der Bühne etwas mehr zum Headbangen bewegt. Beim kraftvollen 'Beneath A Steel Sky' gibt jedoch offenbar ein Bassgitarrenverstärker seinen Geist auf und so packt der Bassist der Band seinen Viersaiter weg, um stattdessen ein Schwert hervorzukramen. Mit diesem posiert der Bassist schmunzelnd, was das Zeug hält, bis zum Ende des Stücks. Die Publikumsreaktionen gehen in Ordnung und WARCRY haben sich als die sicherlich am tradiotionellsten klingende Band heute Abend gut verkauft.
Setlist:
Intro
Tormentors Of Steel
The Fields We Choose
True Viking Warriors
Unholy Wisdoms Prophecy
Warcult
Beneath A Steel Sky
In eine musikalisch ganz andere Richtung agieren die Newcomer CHROME aus Stuttgart, deren Demo übrigens als Demo des Monats in einem deutschen Printmagazin im Januar 2008 bewertet wurde. Mit einer Mischung aus etwas gemäßigteren PANTERA, DOWN und einer Prise Hardcore-Einflüssen in Richtung SUICIDAL TENDENCIES kommt die spielfreudige Truppe erstaunlich gut beim Publikum an. Dies liegt vermutlich auch an den geschickt eingestreuten Uptempo-Passagen, bei denen auch die Thrash-Fans auf Ihre Kosten kommen. Ansonsten groovt die Musik von CHROME nicht zu knapp. Eines der Stücke widmet Shouter Jakk, der in Sachen Outfit Mike Muir von den SUICIDAL TENDENCIES gleicht, einem verstorbenen "Bruder", der zwei Wochen zuvor erschossen worden sei. Der Auftritt von CHROME darf angesichts der Spielfreude und der gelungenen Songs getrost als Überraschung des heutigen Konzertabends gewertet werden. Insofern darf ich euch empfehlen, der MySpace-Seite der Jungens einen Besuch abzustatten. Das Debütalbum der Stuttgarter sollte übrigens in naher Zukunft spruchreif sein. In diesem Sinne: "Rollin' On Chrome"!
Setlist:
On Your Behalf
Rollin' On Chrome
Where I Don't Belong
Point Blank
FTW
Wrecking Crew
Whatever It Takes
Die Band von Redaktionskollege Chris Staubach, COURAGEOUS , kann in Sachen Stimmung noch einmal nachlegen. Musikalisch treffen bei COURAGEOUS diverse MACHINE HEAD-Momente auf die Power von NEVERMORE. In Bezug auf die Bühnenpräsenz sticht besonders Frontmann Chris hervor, der in einen langen schwarzen Mantel gewandet mit schwarzen Handschuhen und hellen Zombie-Kontaktlinsen die Blicke auf sich zieht. Aber auch die kräftigen Basslinien von Thomas Neitsch haben etwas für sich. Aus den Songs ragt die knackige Thrash-Nummer 'The System Has Failed' besonders heraus. Aber auch das melodische 'Praise Thy Name', das an NEVERMORE erinnert, besitzt Ohrwurmqualitäten. Trotz der gewöhnungsbedürftigen BEATLES-Coverversion von 'Yellow Submarine' (reine Geschmacksache) bleibt festzuhalten, dass COURAGEOUS unter dem Strich heute Abend eine zumeist mitreißende Performance hingelegt haben. Für NEVERMORE und MACHINE HEAD-Fans sollte es sich lohnen, ein Ohr auf die Truppe zu werfen: Myspace-Präsenz der Band.
Setlist:
Listen
Trapped
The System Has Failed
Praise Thy Name
Inertia
Suden Death
Hollow Creation
Yellow Submarine
Den Headliner TESTAMENT habe ich vom UP FROM THE GROUND-Festival 2007 her in zwiespältiger Erinnerung. Dies liegt nicht an den Livequalitäten seinerzeit, sondern vielmehr daran, dass die Band die Festivalbesucher mehr als eine Stunde (!) warten ließ, was einer Frechheit gleichkam und nicht nur mich sehr ärgerte. Einen solchen Fauxpas leisten sich Chuck Billy heute Abend dankenswerterweise nicht. Nach einer moderaten Umbaupause fegen TESTAMENT mit 'Over The Wall' und dem starken 'Into The Pit' wuchtig los. Schnell entstehen etliche kleinere Moshpits, in denen es zur Sache geht. Der Zuspruch des Publikums ist enorm und es dauert im Übrigen drei Songs, bis Chuck Billy einige Worte an das Publikum richtet. Nach diversen Lobhudeleien an die Adresse des "...besten Labels der Welt..." (der derzeitigen Plattenfirma von TESTAMENT) ist bei 'Practice What You Preach' Mattenkreisen so weit das Auge reicht angesagt.
Spielerisch beeindruckt heute Abend einmal mehr das sehr präzise Spiel von Alex Skolnick, der frickelt, was das Zeug hält. Auch das Power-Drumming von Paul Bostaph sorgt mächtig Druck. Chuck Billy ist heute Abend in guter Form. Er grinst wie ein Honigkuchpferd, spielt Luftgitarre auf seinem kleinen Mikrofonständerchen und er röhrt gemeinsam mit dem kleinen Eric Peterson ins Mikrofon. Unschön bei den Vocals ist jedoch ein überdimensinal hineingemischter Schalleffekt, der im Laufe des Sets mehr und mehr stört. Ansonsten leistet der Mann am Mischpult gute Arbeit und verschafft TESTAMENT einen transparenten und wuchtigen Sound. Von der lang erwarteten neuen Scheibe "The Formation Of Damnation" spielt man gerade einmal zwei Songs. Paradoxerweise wird 'More Than Meets The Eye' vom Publikum wesentlich mehr umjubelt als der feine Uptempo-Torpedo 'The Henchman Ride', der doch einen Zacken aggressiver klingt. Am Ende einer toll bestückten Setlist geht es im Zugabenteil noch einmal allerfeinst zu. Besonders bei 'Alone In The Dark' wird so ziemlich jede Meldielinie mitgesungen. Gegen halb Zwölf werden TESTAMENT mit viel Applaus in die Nacht verabschiedet. In dieser Form sind die alten Thrash-Haudegen jederzeit einen Konzertbesucht wert.
Setlist:
Over The Wall
Into The Pit
Apocalyptic City
Practice What You Preach
New World Order
Electric Crown
More Than Meets The Eye
Low
Trail Of Tears
Henchman Ride
Souls Of Black
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The Preacher
D.N.R.
Three Days In Darkness
Alone In The Dark
Disciples Of The Watch
- Redakteur:
- Martin Loga