The Gathering - Berlin

13.03.2004 | 06:28

10.03.2004, Passionskirche

Als bekannt wurde, dass THE GATHERING im Rahmen der "Sleepy Buildings"-Tour auch in Berlin gastieren würden, war mein Entschluss dem Konzert beizuwohnen gefallen. Und mit voller Absicht habe ich mir "Sleepy Buildings" nicht vor dem Konzert zugelegt, um einfach ohne irgendeine Erwartungshaltung in den Konzertsaal gehen zu können.

Und schon die Wahl der Halle ließ besonderes erahnen. Die kleine Passionskirche war mit etwa 900 Leuten zum Bersten gefüllt. Das Publikum erstreckte sich erwartungsgemäß über alle Fangruppen und Altersschichten. Vom Gothen zum Metaller bis hin zum 50-jährigen Normalo war wirklich Alles vertreten. Die Kirche sorgte für eine wohltuende Atmosphäre und das Rauchverbot wurde von den meisten Besuchern sogar akzeptiert. Angenehm.

Die Spannung war groß als Hans Rutten an seinem Schlagzeug Platz nahm und nach und nach die restlichen Bandmitglieder die Bühne enterten. Einige werden wohl beim Anblick der zweiten Frau an Bord nicht schlecht gestaunt haben. Hugo hat die Band mittlerweile verlassen und wurde durch Marjolein Kooijman ersetzt, die einen guten Job ablieferte.

Mit dem ersten Ton aus der Goldkehle von Anneke war dann klar, dass dieser Abend etwas ganz besonderes werden würde. Diese Frau ist schlicht die beste Sängerin im Rockzirkus und man wird auf der Stelle von einer wohligen Gänsehaut erfasst, die sich über den ganzen Körper ausdehnt. Dabei war die Instrumentierung weniger akustisch als ich erwartet habe und wurden vor allem die Songs der letzten drei Alben nicht so deutlich umarrangiert, was zur Folge hatte, dass die Kirche bei Songs wie 'Amity', 'Travel' oder dem unbeschreiblich schönen 'Saturnine' sogar rockte. Die überragenden Momente gehörten aber den neu arrangierten Versionen der Uraltnummern wie 'The Mirror Waters' oder 'Stonegarden'. Nur von Anneke und Frank Boeijen am Keyboard dargeboten, wurde die Passionskirche mit traumhaften Klängen ausgefüllt. Ebenso wurde deutlich wie großartig die Songs von "Mandylion" sind. Egal, ob 'In Motion #2' oder 'Eleanor', die beide in völlig neuem Glanz erschienen, diese Songs besitzen ganz große Melodien und sind ein Genuss für die Ohren eines jeden Musikliebhabers. A propos Genuss. Ein Genuss ist es auch den Gebrüdern Rutten bei der Arbeit zuzusehen. Zwar mangelt es ihnen deutlich an Ausstrahlung, aber dafür sind sie technisch über jeden Zweifel erhaben. Die Präzision von Hans Rutten war fast schon unmenschlich und was Rene Rutten auf den Saiten anstellte, hatte ebenfalls Weltklasseniveau. Überhaupt wurde häufig bei Konzerten der Band über mangelnde Ausstrahlung geschimpft. Und auch diesmal mangelte es an Kommunikation und Bewegung. Allerdings wäre das auch völlig deplaziert gewesen. Die Musik sprach für sich. Auch wenn bei der Vorstellung des neuen Bandmitglieds und der Ankündigung de Unterbrechung nach 'Travel' deutlich wurde, dass Anneke mit ihrer schüchternen Art das Publikum jederzeit fest im Griff hätte. Sie müsste dies nur häufiger einsetzen.

Anyway, ein Zauber erfüllte die Halle vom ersten Ton an, so dass ich kaum sagen kann, welche Songs denn überhaupt gespielt wurden, da man von der grandiosen Vorstellung dieser großartigen Rockband einfach mitgerissen wurde. Und nicht selten hörte ich Kommentare wie 'Wie kann man nur so eine schöne Stimme haben' oder 'Wow! Ich hab Ganzkörpergänsehaut'. Als nach etwas mehr als zwei Stunden und dem ekstatischen 'Black Light District' im Zugabenteil Schluss war, erbebte die Kirche unter Minuten langen, tobenden Applaus und Standing Ovations, welche die Würdigung für einen fantastischen Abend war.

Damit festigten THE GATHERING einmal mehr ihre Stellung als einer der außergewöhnlichsten Rockbands unserer Zeit. Es bleibt zu hoffen, dass irgendwann auch die Normalsterblichen dies mitbekommen und die sympathischen Holländer den verdienten Breitwanderfolg einfahren.

Redakteur:
Peter Kubaschk

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