The Return Of Darkness And Evil II - Karlsruhe-Ettlingen

01.11.2007 | 07:38

20.10.2007, Jugendzentrum Specht

Der Heavy-Metal-Club "Old School As Fuck" aus Mühlacker lud am 20.10.2007 unter dem Motto "The Return Of Darkness And Evil - Part II" in Karlsruhe-Ettlingen zu einem leckeren Konzertabend ein. Mit FATAL EMBRACE aus Berlin und HATEFUL AGONY aus München gab es zwei reinrassige Thrash-Bands zu bestaunen, während sich die seit einiger Zeit wieder aktiven WARHAMMER den Anfangstagen des Death/Black Metal mit ihrem bis ins i-Tüpfelchen an HELLHAMMER angelehnten Sound widmeten. Die "Exoten" im Billing waren zweifelsohne die in Deutschland recht unbekannten TÖRR aus der Tschechischen Republik, die eine satte Old-School-Kante aus Thrash und frühem Black Metal ins Publikum abfeuerten.

Gegen 19.00 Uhr sind leider erst sehr wenige Besucher im Jugendzentrum Specht in Ettlingen aufgeschlagen. Es tummeln sich nur etwa dreißig Headbanger vor der Bühne. Obwohl dies alles andere als eine gute Ausgangsbasis ist, machen die Münchner HATEFUL AGONY trotz der eher zurückhaltenden Resonanz des Publikums ordentlich Druck. Die Band hat sich ganz dem schnellen, aggressiven Thrash Metal verschrieben. Stilistisch könnte man die Truppe ins Fahrwasser alter KREATOR mit einer Prise SODOM einordnen. Ich hatte HATEFUL AGONY im Februar 2007 als Vorgruppe von LEGION OF THE DAMNED gesehen, und auch hier in Ettlingen killen Songs wie 'Psycho Killer', 'Violent Domination' und 'Silent Night' gewaltig.

Der neue Bassist der Band, Tom, absolviert heute seinen ersten Auftritt und legt dabei eine passable Performance hin. Mit 'Pissed Again' greift die Band ganz schön in die Mottenkiste und zockt einen coolen Track aus frühen Demotagen der Combo. Auf die Frage eines Headbangers in der ersten Reihe, warum denn die Band "angepisst" sei, meint Sänger Matt ironisch: "Weil immer so wenige Leute auf unsere Konzerte kommen!" Auch zwei neue Tracks, die auf dem kommenden Album der Band erscheinen werden, geben HATEFUL AGONY zum Besten: 'Erase Your Hope' sowie das starke 'Spit In The Face Of Destiny' ballern gehörig und machen Appetit auf den neuen Release der Band. Mit dem sauschnellen 'Off With Their Heads' beendet die Band einen gelungenen, energiegeladenen Auftritt.

Setlist:
Son Of Satan
Psycho Killer
Life
Gothic Slut
Violent Domination
Pissed Again
Erase Your Hope
Spit In The Face Of Destiny
Off With Their Heads

Nun wird es eine Spur retrolastiger. WARHAMMER aus dem Ruhrpott führen bekanntlich das musikalische Erbe der Schweizer HELLHAMMER in unnachahmlicher Art und Weise fort. Denn die Ur-Band des "Celtic Frostie" Tom Warrior (Ups, so darf man den Herrn ja gar nicht mehr nennen, ähem, natürlich Thomas Gabriel Fischer) hat es während ihrer kurzen Schaffensperiode bekanntlich auf nur eine EP und einen Stall voll Demotracks gebracht. Der Jugendclub Specht hat sich nun doch etwas gefüllt.

Nachdem als Intro die Hauptmelodie des Filmklassikers "Conan" ausgeklungen ist, legen WARHAMMER mit 'Imposters For All Times' los. Mit viel Herzblut doomt und fräst sich das Vierergespann mit dem neuen Gitarristen Katte in ihren Reihen durch das schleppende, gut abgehangene 'The Cruel Transcendeny' und 'Hell Is Open'. Bei dem schnelleren 'Necrophobia' und dem coolen 'Remorseless Wargrinder' kommt Bewegung ins Publikum, und etliche Fans schädeln hier ordentlich ab. Recht früh im Set gibt es mit 'Sphinx' eine Coverversion der deutschen Thrasher POISON (Nein, das sind natürlich nicht die Haarspray-Amis) zu hören, die überraschend gut vom Publikum aufgenommen wird. Bis zur Hälfe des Sets setzt jedoch eine gewisse Wanderbewegung von Konzertbesuchern gen Ausgang ein. Manchen scheint der WARHAMMER'sche Sound wohl etwas arg retro zu klingen.

Zum Finale spielen die Herrschaften wie gewohnt das ordentlich ballernde SODOM-Cover 'Outbreak Of Evil', bei dem "Iron Lung" Volker Frerich die Fans in der ersten Reihe kräftig mit ins Mikro shouten und brüllen lässt. Die Stimmung erreicht ihren Höhepunkt: Nun feuern WARHAMMER das BATHORY-Cover 'The Return Of Darkness And Evil' ab, das ebenfalls für klasse Stimmung sorgt. Das reguläre Set ist damit beendet. Da die "Warhammer!"-Rufe jedoch nicht abebben wollen, gibt es noch eine Zugabe - ein Stück, das die Band schon seit Jahren nicht gespielt habe, so Shouter Volker. HELLHAMMERs 'Massacra' kommt zwar recht gut an, aber leider wird das Stück alles andere als timing-sicher gezockt. Egal: Für mich ist der WARHAMMER-Auftritt ein Highlight. Old School as fuck eben!

Setlist:
Intro (aus "Conan")
Imposter For All Times
Hell Is Open
The Claw Of Religion
Necrophobia
Sphinx (POISON-Cover)
The Cruel Transcendency
The Realm Of Torment
Inmates Of The Fire
The Shape Of The Enemy
The Tempter Of Destruction
Remorseless Wargrinder
Outbreak Of Evil (SODOM-Cover)
The Return Of Darkness And Evil (BATHORY-Cover)
---
Massacra (HELLHAMMER-Cover)

Die Umbaupause bis zum Auftritt der Tschechen TÖRR zieht sich recht lange hin. Einer der Roadies wuselt immer wieder hin her, während Gitarrist Ota Hereš in ein tuffiges Ringelshirt gekleidet seine Klampfe stimmt. In Hockey-Shirts, auf denen ein fetter TÖRR-Schriftzug prangt, kommen Bassist Radek Sladký und Gitarrist Ota Hereš auf die Bühne. Die Band besteht bereits seit 1985 (!) und absolviert heute ihren ersten Deutschlandauftritt überhaupt. Die Tschechen erinnern soundmäßig an alte VENOM mit ordentlichem Rock-'n'-Roll-Einschlag. Das groovt und rumpelt zwischendrin auch ganz ordentlich, nur vom Hocker haut mich diese Performance nicht gerade, trotz spielerischer Versiertheit. Das Publikum reagiert auch eher durchschnittlich. Dies mag auch daran liegen, dass TÖRR dem Publikum absurderweise einige Ansagen auf Tschechisch unterjubeln wollen! Waaas? Wie meinen? Circa achtzig Prozent der Songs haben auch Texte in der Landessprache (der tschechischen Sprache mächtige Leser mögen die fehlenden Sonderzeichen in der Setlist entschuldigen).

Aus den Songs selbst ragt für mich kein Titel besonders hervor. Nach einem kurzweiligen Schlagzeugsolo gegen Ende des Sets widmet Bassist Radek seinem Vorbild CRONOS noch eine coole Coverversion des VENOM-Klassikers 'Countess Bathory', die ziemlich gut beim Publikum ankommt. Danach bedankt sich die Band mit einigen deutschen Sprachfetzen ("Danke scheeen!") und verneigt sich vor dem Publikum. Man sieht den drei Musikern an, dass sie es sichtlich genießen, hier in Deutschland aufzutreten und durchaus positiv empfangen zu werden. Das Publikum applaudiert ordentlich und verabschiedet die Tschechen in Erwartung des Berliner Abrisskommandos FATAL EMBRACE.

Setlist:
Intro: Chrám Me Vem
Cert Me Vem
Kult Ohne
Exorcist
Dábluv Dech
Válka S Nebem
Smlouva S Peklem
Nekdo To Rád Mrtvé
Drum Solo
Predcasnej Pohreb
Kladivo
Armageddon
Made In Hell
Countess Bathory (VENOM-Cover)

Weit mehr als zwölf Stunden waren FATAL EMBRACE aus Berlin durch die Gegend geschippert, um beim "The Return Of Darkness Part II" zu spielen, so Sänger Heiländer. Von Müdigkeit trotz der Strapazen ist nichts zu spüren, ganz im Gegenteil: Die Band fräst mit '666' und 'Assassination' ausgesprochen aggressiv und motiviert los. Die Stimmung im Publikum ist um einiges besser als beim Auftritt von TÖRR. Neben 'Assassination' gibt die Band mit 'Don't Sacrifice My Soul', 'And The Evil Walks Your Way' sowie 'Dark Pounding Steel' Lieder des aktuellen Studioalbums "Dark Pounding Steel" zum Besten, die glänzend beim Publikum ankommen. Heiländer ist prächtig gelaunt, mosht wie überhaupt die gesamte Band gewaltig ab und sorgt mit Ansagen wie "Das ist unser neuer Gitarrist, der kommt aus Äthiopien" (er meint damit Gitarrist Moloch alias Christian Grigat) für Erheiterung. Für mächtig Stimmung sorgt das furios geholzte EXODUS-Cover 'Bonded By Blood', bei dem es kein Halten gibt. Endgeil!

Nach knapp über einer Stunde geht es dann im Zugabenteil noch einmal richtig rund. FATAL EMBRACE sorgen mit einem originalgetreuen AC/DC-Cover - 'Whole Lotta Rosie' - für unglaubliche Partystimmung. Einige Fans erklimmen die recht niedrige Bühne, singen dort ins Mikro und moshen mit Heiländer, Moloch und Co. um die Wette. 'Whole Lotta Rosie' geht nahtlos in den MOTÖRHEAD-Klassiker 'Killed By Death' über, mit dem die Band einen Schlusspunkt mit Ausrufezeichen am Ende dieses starken Gastspiels setzt. Mit kräftigem Applaus werden FATAL EMBRACE verabschiedet. Die Berliner waren ein mehr als würdiger Headliner für diesen illustren Konzertabend. In dieser Form sind FATAL EMBRACE immer und überall eine Bank!

Setlist:
Intro/666
Assassination
You Deal In Pain
Damned Will Be Thy Name
Legions Of Armageddon
Don't Sacrifice my Soul
Bonded By Blood
Trapped In A Violent Brain
Last Rites
Dark Pounding Steel
The Ultimate Aggression
And The Evil Walks Your Way
---
Whole Lotta Rosie (AC/DC-Cover)
Killed By Death (MOTÖRHEAD-Cover)

Redakteur:
Martin Loga

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