Three Days Grace und Badflower - München
05.12.2025 | 14:0702.12.2025, Zenith
Doppel-Spitze = Doppel-Power?
München, Zenith, Dienstagabend. Eigentlich beste Voraussetzungen für ein Rockkonzert, wäre da nicht der Verkehr rund um die Halle, der die Nerven der Anreisenden heute auf eine harte Probe stellt. Doch der Ärger über den Stau ist schnell verflogen, denn die Vorfreude auf den heutigen Abend überwiegt.
Der Fokus liegt ganz klar auf dem Headliner: Mit der Rückkehr von Ur-Sänger Adam Gontier und dem gleichzeitigen Verbleib von Matt Walst steht eine spannende Frage im Raum. Funktioniert das Konzept mit zwei Frontmännern? Bekommt man die doppelte Power oder stehen sich die Protagonisten auf den Füßen? Und wie schlägt sich BADFLOWER als Anheizer vor der großen Kulisse?
Die Anreise zum Zenith entpuppt sich, wie erwähnt, als echte Geduldsprobe. Ein massives Verkehrschaos rund um die Location sorgt dafür, dass wir für den letzten Kilometer geschlagene 45 Minuten benötigen. Aufgrund dieser Verzögerung verpassen wir leider den Auftakt von BADFLOWER, die pünktlich um 20 Uhr starten. Da wir erst gut zehn Minuten später in die Halle stolpern, können wir euch von der Vorband heute leider keine Fotos präsentieren – wir bitten hierfür um Nachsicht.
Was wir noch sehen, zeugt jedoch von enormer Spielfreude, wobei die Show ganz klar auf Frontmann Josh Katz zugeschnitten ist. Während der Rest der Band eher im Hintergrund agiert, sucht der Sänger intensiv die Nähe zum Publikum, läuft durch die Menge und lässt sich beim Crowdsurfing auf Händen tragen. Musikalisch ist das Gebotene fast schon zu gut für einen reinen Anheizer, wobei neben einem ausgedehnten Schlagzeugsolo vor allem der Hit 'Ghost' als absolutes Highlight heraussticht, den hier wirklich jeder zu kennen scheint. Das Publikum schunkelt zufrieden mit und kommt langsam auf Betriebstemperatur. Der ganz große Abriss bleibt zwar noch aus, aber die Stimmung für den Hauptact ist bereitet.
Setliste: Drop Dead; Number 1; Don't Hate Me; Family; Move Me; Stalker; Heroin; The Jester; Ghost; 30
Als THREE DAYS GRACE die Bühne entert, ist die Erwartungshaltung groß. Schon früh im Set, genauer gesagt als zweiter Song, wird mit 'Animal I Have Become' einer der größten Hits abgefeuert. Ein Blick ins Rund offenbart jedoch eine kleine Enttäuschung: Während anderswo Fans in Dino-Kostümen den Song feiern, sucht man diese Spezies heute vergeblich. Schwach, München! Die Stimmung braucht dann auch bis 'Break' und 'Home', um wirklich aufzutauen, doch ab diesem Zeitpunkt ist das Eis gebrochen und es wird lautstark mitgesungen. Immer wieder hallen lautstark "Three Days Grace"-Sprechchöre durch das Zenith.
Die Band präsentiert sich heute in voller Besetzung mit beiden Frontmännern. Adam Gontier und Matt Walst teilen sich die Bühne und den Steg ins Publikum, ohne sich dabei die Show zu stehlen – eine Dynamik, die hervorragend funktioniert. Technisch fällt auf, dass beide Sänger zwei Mikrofone nutzen: eines für den klaren Gesang und eines mit Verzerrungs-Effekt. Nach 'Home' fasst Adam die turbulente Bandgeschichte zusammen. Seine Erwähnung, die Band 2013 verlassen zu haben, wird kurz ausgebuht, doch der Applaus überwiegt, als er die Fortführung durch Matt lobt und seine eigene Rückkehr 2024 feiert. Nun ist die Band wieder komplett und voller Energie!
Optisch wirkt die Produktion mit den beiden etwas klein geratenen Bildschirmen im Hintergrund solide, wenn auch nicht überwältigend. Für ein Schmunzeln sorgt Matts Outfit: Die Kombination aus Anzugjacke, Skelett-Oberteil und buntem Schal wirkt unfreiwillig aus der Zeit gefallen – die Herren sind eben auch nicht mehr die Jüngsten.
Musikalisch sitzt aber jeder Ton. Die Ballade 'Kill Me Fast' sorgt für den ersten großen Gänsehaut-Moment, als die ganze Halle mitschwingt. Beim absoluten Publikumsfavoriten 'I Hate Everything About You' übertönen die Fans die Band fast gänzlich. Hier überlässt Matt den Gesang größtenteils Adam und unterstützt stattdessen an der Gitarre. Ernste Töne schlägt Matt vor 'Apologies' an, indem er über mentale Gesundheit spricht und Drogen als falschen Ausweg aus Depressionen brandmarkt.
Ein kurzer Dämpfer ist der nur verhaltene Applaus, als Adam das Publikum bittet, die Vorband BADFLOWER zu würdigen. Der Jubel brandet erst wieder auf, als es musikalisch weitergeht. Ein Highlight ist das RADIOHEAD-Cover 'Creep', das Adam solo mit der Gitarre performt. Unterstützt von einem Lichtermeer aus Handytaschenlampen trifft er die hohen Töne, insbesondere in der Bridge, überraschend sicher. Familiär wird es bei 'Don't Wanna Go Home Tonight': Adam erzählt von seiner Jugend im Dorf, wo man nur die Wahl zwischen Sport, Musik oder Drogen hatte, und holt Cale Gontier an der Akustikgitarre auf die Bühne.
Zum Endspurt ruft der Sänger dazu auf, morgen bei der Arbeit krankzumachen, da man heute schließlich ordentlich gefeiert habe. Die passende Gelegenheit, sich die dafür notwendige Verletzung für den "gelben Schein" abzuholen, bietet sich direkt im Anschluss: Bei 'The Good Life' bildet sich tatsächlich ein Circle Pit und Matt fordert bei 'Painkiller', dem ersten Song, den er damals für die Band eingesungen hat, sogar eine Wall Of Death. Mit 'Never Too Late' und dem finalen 'Riot' findet der Abend schließlich seinen würdigen und energiegeladenen Abschluss.
Setliste: It's All Over (Tape); Dominate; Animal I Have Become; So Called Life; Break; Home; The Mountain; Mayday; Pain; Kill Me Fast; I Hate Everything About You; Time Of Dying; Apologies; Creep; Don't Wanna Go Home Tonight; I Am Machine; The Good Life; Painkiller; Never Too Late; Riot
Lohnt sich der Besuch? Absolut. THREE DAYS GRACE liefert genau das ab, was man erwartet, und durch die Doppel-Spitze bekommt der Fan tatsächlich die doppelte Power serviert. Die Setliste ist abwechslungsreich und lässt kaum Wünsche offen. Dass die Produktion dabei nicht außergewöhnlich spektakulär ausfällt, stört kaum, denn die Band braucht diesen Bombast schlichtweg nicht. Auch BADFLOWER hat – soweit wir es verkehrsbedingt beurteilen können – als solider Anheizer überzeugt.
Angenehm fällt zudem auf, dass der Abend mit nur zwei Bands deutlich kompakter wirkt als die üblichen Metalcore-Pakete mit drei bis vier Kapellen, wodurch sich die Veranstaltung nicht unnötig in die Länge zieht. Wer THREE DAYS GRACE mag, sollte also auf jeden Fall zuschlagen. Tickets und Termine findet ihr auf der Bandhomepage.
Text und Photo Credit: Noah-Manuel Heim
- Redakteur:
- Noah-Manuel Heim






