Threshold/Ark-Tourtagebuch - Hamburg - Logo
20.09.2001 | 03:0818.09.2001, Offenbach - Hafenbahn, Bochum - Matrix
Dass ich bei diesem formidablem Package mehr als ein mal sein musste, war mir mit Bestätigung der Termine klar. Also checkte ich Kalender, Konto und Termine und machte mich auf den Weg nach Offenbach, Bochum und Hamburg, um mit ARK einer der hoffnungsvollsten Bands und mit THRESHOLD eine meiner Lieblingsbands im Bereich des progressiven Power-Metal zu sehen.
07.09.01 Offenbach, Hafenbahn
Die Offenbacher Hafenbahn ist von jeher bekannt für Ihre schweißtreibenden Konzertabende und dient an diesem Abend als Ausgangspunkt der Tour. Die alte Fabrikhalle hat im Vorraum eine große Theke, einige mehr oder minder bequeme Sitzgelegenheiten und immer auch den Merchandise-Stand, wo es neben Shirts der beteiligten Bands auch – und nur auf Tour – die beiden ersten THRESHOLD-Alben \"Wounded Land\" und \"Psychedelicatessen\" als Neuauflage mit Bonustracks und Multimedia-Part gibt, sowie eine Fanclub-CD mit dem Namen \"Decadent\", die Remixe u.ä. erhält. ARK haben für diese Tour drei verschiedene Fanshirts, ein Longsleeve und ein Worker-Shirt mit, während es THRESHOLD mit einem T-Shirt belässt, welches das \"Hypothetical\"-Cover ziert.
In der Halle befinden sich dann ca. 350 – 400 Leute, was ich für dieses Package als unglaublich viel erachte. Auf der letzten THRESHOLD-Tour waren es seinerzeit nie mehr als 200 Nasen, so dass dies schon mal einen Erfolg darstellt.
Gegen 20.45 Uhr eröffnen dann ARK mit \"Heal The Waters\" Ihren Gig. Dabei gibt es auf der Bühne einige optische \'Leckerbissen\' zu betrachten. Da hätten wir zum einen Mats Olausson am Keyboard, der aussieht wie eine unsportliche Version von Steven Seagal. Als nächstes ist da Gitarrero Tore Ostby, der mit Koteletten bis zum Kinn glänzen kann. Aber den Vogel schießt eindeutig Bassist Randy Coven ab, der aussieht wie aus einem Rockerverein entsprungen und dabei mit einer Frisur zwischen Elvis (Tolle!) und Metaller (langhaarige Dauerwelle) wirklich alle Lacher auf seiner Seite hat. Mit seiner chicen Lederweste (ohne (!) etwas darunter) und den Westernstiefeln setzt er dem ganzen das i-Tüpfelchen auf. Lediglich Drummer John Macakeso, der wie der nette Kerl von nebenan aussieht und Fronter und Frauenliebling Jorn Lande heben sich da ab.
Abheben tut sich auch der Gesang von Jorn Lande, der die zuletzt auch bei BEYOND TWILIGHT gezeigten Sangeskünste auch live phänomenal umsetzt. Der Mann hat eine superausdrucksstarke, raue und sehr kraftvolle Stimme, welche die Songs definitiv erheblich aufwertet. Zudem hat er das nötige Charisma, das ein Frontmann haben muss. Sehr geil!
Aber auch der unscheinbar aussehende Tore Ostby glänzt mit gefühlvollen Soli auf E- und Akustikgitarre wie bspw. im überlangen \"The Hunchback Of Notre Dame\", das mit schönen spanisch angehauchten Akustikgitarren versehen ist. Dazu sorgt die Rhythmusabteilung für einen soliden Soundteppich, den Bassist Randy auch diverse Male mit netten Spielereien an seinem Instrument und vor allem wundervoller Mimik auflockert. Vom technischen Können her steht die Band zumindest niemanden nach.
Aber nicht nur das, auch die dargebotenen Songs sind durch die Bank klasse. Egal, ob die beiden bereits erwähnten Songs, das eingängige \"Where The Winds Blow\", das mit einem grandiosen Mittelpart versehene \"Resurrection\" oder das abschließende, atmosphärische \"Burning Down\". Die Fans reagieren beinahe euphorisch auf jeden Song und so ist es nur verständlich, dass es laute \'Zugabe\'-Rufe gibt, als ARK die Bühne verlassen. Nach einer kurzen Pause kommen sie auch wieder, hauen noch \"Absolute Zero\" und \"Burn The Sun\" vom aktuellen Album raus, ehe es nach einer knappen Stunde unter die wohlverdiente Dusche geht. Superb!
Nach einer knapp halbstündigen Umbaupause kommen dann THRESHOLD auf die Bühne und mein erster Gedanke ist \'huch, ist Mac dick geworden! und wo kommen die Haare her?\'
In der Tat hat Sänger Mac einige Kilo zugenommen (neu: sein Doppelkinn!! :-)) und mittlerweile schulterlanges Haar. Zudem kommt er nicht mehr in Tarnhose und weißem Shirt auf die Bühne, sondern angemessen in schwarzer Hose und schwarzem Hemd. Überhaupt macht die Band optisch einen sehr viel homogeneren Eindruck als auf der letzten Tour. Auch Bassist Jon Jeary war endlich mal beim Friseur und läuft nun mit modischer Kurzhaarfrisur, sowie dunklen Klamotten rum. Allerdings sind seine kranichartigen Bewegungen immer noch sehr belustigend. Ähnlich ist es in Sachen Kleidung bei der Gitarrenfraktion mit Karl Groom und Nick Midson, wobei die sich mittlerweile in ihrem Verhalten auf der Bühne stark unterscheiden. Während Karl nun deutlich mehr aus sich hinaus geht und mit seiner Gitarre auch schon mal wild post, bewegt sich Nick immer noch gar nicht und konzentriert sich auf seine Parts. Keyboarder Richard West ist auch nicht viel agiler, glänzt dafür aber – wie auch Karl und Jon – mit guten Backing-Vocals. Drummer Johanne James fällt hinter seinem kleinen Schlagzeug nur mit seinem wuchtigen Punch auf, der ist dafür um so beeindruckender.
THRESHOLD überraschen bei Ihrer Setlist zu Beginn mit zwei älteren Stücken. \"Sunseeker\" wurde zuletzt auf der \'97er Tour (damals noch mit Damien Wilson am Mic) gespielt und auch \"Virtual Isolation\" war soweit vorne im Set nicht zu erwarten. Erst danach kommt mit \"Turn On, Tune In\" ein Song des aktuellen Werkes \"Hypothetical\". Nächster Höhepunkt ist das live sehr intensive \"Sheltering Sky\". Mac glänzt in erster Linie mit sehr sympathischen, mal deutschen, mal englischen Ansagen (\"Ich könnte jetzt Karl beschimpfen und die verstehen alle kein Wort\"). Nicht ganz so prall ist hingegen seine gesangliche Leistung. Einige Male schafft er es nicht Töne zu halten und bei \"Latent Gene\" versaut er sie sogar gänzlich, so dass Karl, Jon und das Publikum aushelfen müssen. Überhaupt fällt auf, das Mac so oft wie möglich das Publikum singen lässt, da er nicht in Topform zu sein scheint. In Topform ist hingegen der Rest der Band. Sowohl Nick, aber vor allem Karl glänzen mit einer hervorragender Gitarrenarbeit. Karls Soli sind dabei an Gefühl kaum zu überbieten. Aber auch die Rhythmusfraktion kann überzeugen, wobei hier vor allem das kraftvolle Drumming hervorsticht und gerade wenn man dabei beobachtet wie Johanne noch mit den Sticks durch die Luft wirbelt. Mit \"Mother Earth\" vom Debütalbum \"Wounded Land\" folgt eine weitere Überraschung in der Setlist. Dann geht es erwartungsgemäß mit \"Oceanbound\" und \"Change\" weiter, wo die Stimmung im Publikum noch etwas ansteigt. Die Reaktionen sind trotz der gesanglich durchwachsenen Darbietung von Mac hervorragend und die Band – vor allem Mac – ist auch sichtlich ergriffen von dem Jubel der Fans. Dieser ebbt auch nicht ab als \"Long Way Home\" und das harte \"Devoted\" erklingen. Mit der Ansage von dem famosen \"Light And Space\" steigt sie sogar noch mal an. Zu recht! Ist es doch die zweitstärkste Nummer des aktuellen Silberlings und wird nur noch vom abschließenden, 10-minütigen \"Ravages Of Time\" übertroffen, wo die Halle dann endgültig Kopf steht. Nach einer kurzer Pause und vielen \'Zugabe\'-Rufen geht es im Zugabenteil mit \"Freaks\" und dem obligatorischen Megaknaller \"Paradox\" zu Ende.
Am Ende des Gigs bedankt sich ein sichtlich ergriffener Mac noch mal für die guten Reaktionen des Publikums und erklärt, dass die Band vor dieser Show genau einmal beim Soundcheck gemeinsam geprobt hat, was auch die mäßige Leistung von Mac erklärt.
17.09.01 Bochum, Matrix
Nachdem schon die Offenbacher Hafenbahn erstaunlich gut gefüllt war, sieht das Bild in Bochum nicht anders aus. Die Matrix dürfte irgendwo zwischen 400 und 500 Besucher an diesem Abend gehabt haben.
Die Matrix ist normalerweise eine ziemlich große Discothek, wo am Wochenende vom Gruftie über den Alternativen bis zum Metaller alles rumhängt, was in irgendeiner Form mit harter Musik zu tun hat. Entsprechend ist sie mit reichlich Bars und einer netten Vorhalle mit gemütlichen Sitzgelegenheiten ausgestattet. Dumm nur, dass die Garderobe geschlossen bleibt, so dass man mit Mantel/Jacke/Pullover etc. durch die eh warmen Hallen latschen muss. In der größten der vier Hallen (die anderen drei sind aber auch winzigst oder Konzertungeeignet) durften an diesem Tag die beiden Bands ran. Die Halle ist schmal, aber ziemlich lang, hat also eine Art Schlauchform.
Diese Form ist für den Sound nicht sonderlich förderlich, aber bei ARK war von Problemen nix zu spüren. Das einzige Problem, das ich hatte, war der Lachkrampf, welcher mich erneut überfiel als die Band die Bühne betrat. Denn um neben den oben beschriebenen, schillernden Persönlichkeiten zu bestehen, hatte sich Sänger Jorn Lande doch glatt zu Corpsepaint hinreißen lassen und sah somit aus, als gehöre er zu einer BM-Band. Gott sei dank hat Jorn aber nicht seinen Gesang seiner Bemalung angepasst, sondern brillierte wieder mit kräftigen, rauen Vocals, die erneut das Prädikat \'Weltklasse\' verdienten.
Auch wenn ARK einen identischen Set runterzockten, wirkten sie heute noch eine Spur spielfreudiger als in Offenbach. Vor allem Bassist Randy Coven (heute in einem chicen, mit kleinen Kreuzen (richtig herum!) besetzten Shirt) bewies mehr als einmal, dass er ein echter Meister seines Faches ist. Aber auch Tore griente von einem Ohr zum anderen und spielte seine Parts mit reichlich Enthusiasmus und technischer Präzision. Die Zuschauer reagierten entsprechend auf die entfesselt aufspielende Band und feierte sie nach allen Regeln der Kunst ab. Nach den obligatorischen zwei Zugaben, war dann erneut Ende und ARK hatten sicherlich wieder einige Fans mehr.
Bei THRESHOLD war der Sound bei den ersten drei Songs nicht ganz so prall. Man konnte die Gitarren von Nick und Karl kaum auseinander halten und die Backingvocals von Jon waren auch kaum zu hören. Danach steigerte sich der Mann hinter dem Mischpult aber und so wurde das Konzert auch für die Ohren zum Vergnügen.
Mac war im Vergleich zu Offenbach kaum wieder zu erkennen. Seine Vocals waren diesmal präzise, immer in der richtigen Tonlage und so gut wie auf den letzten beiden Alben. Klasse! Mit ihm legten auch seine Mitstreiter noch einmal eine Schippe drauf. Vor allem Karl wirkte noch eine Spur aktiver als 10 Tage zuvor. Bei \"Devoted\" hätte man seine Kopfbewegungen glatt für bangen halten können. So ist recht!
Nicht recht war mir, dass \"Mother Earth\" ersatzlos aus der Setlist gestrichen wurde. Wenn schon einen Song weg, dann kann man auch noch einen anderen einbauen.
Das abschließende \"Ravages Of Time\" wurde den Opfern der terroristischen Anschläge in den USA gewidmet, ehe sich die Band von dem \'besten Konzert\' der Tour verabschiedete und nach den üblichen \'Zugabe\'-Rufen noch einmal für die zwei Zugaben wieder auf die Bühne kamen. Bei \"Paradox\" klinkte das Publikum – wie immer bei diesem Track – nochmals völlig aus und verabschiedete THRESHOLD unter lautem Jubel und weiteren Zugabeforderungen, die leider nicht erfüllt wurden. Trotzdem ein geiler Gig!
18.09.01 Hamburg, Logo
Das Logo in Hamburg ist ein extrem kleiner Schuppen. Wenn man durch den kleinen Vorraum betritt, steht man quasi direkt vor der Bühne, welche eine max. 40cm Erhöhung ist und einen fetten Balken mitten auf der Bühne hat, der einigen Zuschauern ein Teil der Sicht genommen hat. Zudem ist das Logo ziemlich breit und extrem kurz.
Die Bühne ist so klein, dass nicht einmal beide Schlagzeuge darauf aufgebaut wurden.
Der Merchandise-Stand ist maximal ein Quadratmeter groß. T-Shirts von THRESHOLD gibt es aber heute keine mehr, die sind nach der Show gestern ausverkauft.
Bei strömenden Regen hoffte ich, dass es nicht so voll werden würde wie in den anderen beiden Hallen, denn das Logo wäre dann schlicht geplatzt. Als ARK mit Ihrem Set anfingen, waren max. 100 Leute im Logo, doch mehrte es sich bis zum Ende Ihres Gigs bis auf ca. 200 Leute, die das Logo sehr ordentlich füllten.
Da ich auf das Corpsepainting von Jorn heute vorbeireitet war (den Lachkrampf hatte heute mein Kumpel), erfreute nur Bassist Randy noch mal mein Herz. Die Haare heute ausnahmsweise offen tragend und damit seine ganze Dauerwellenpracht präsentierend, sowie einem verwegenen Stirnband, welches dieser Frisur eine exotische Note gab, nötigten mir im Verbund mit seiner wirklich einmaligen Mimik diverse Lacher ab.
Der Set wurde von der stetig wachsenden Meute gut angenommen und ähnlich abgefeiert wie in Bochum. Hier dürften Jorn \"The Voice\" Lande und seine Mannen definitiv wieder einige neue Fans gefunden haben.
Noch etwas wilder ging es dann bei THRESHOLD zu, was vor allem an zwei langhaarigen Moshern in der ersten Reihe lag, die jede Note laut mitsangen und ihre Mähnen permanent schüttelten, was Mac sichtlich beeindruckte und ab und zu auch zu einem Lacher verleitete. Ging mir nicht anders. Spaßige Typen! Durch die Enge der Bühne war Jon heute etwas weniger unterwegs und zuckte mehr an seinem Platz rum, während Karl von den Reaktionen angestachelt noch mehr Gitarrenposing betrieb als in den vergangenen Tagen. Mac hatte mit diversen, sympathischen Ansagen die Menge gut im Griff und traf auch heute die meisten Töne – wenn er nicht gerade über die beiden Mosher lachen musste. Die besten Reaktionen des Publikums gab es wie bei jedem Konzert wieder für \"Sheltering Sky\", \"Devoted\", dem genialen Abschlussdoppel \"Light And Space\"/\"Ravages Of Time\", sowie natürlich bei \"Paradox\", wo die Leute erneut komplett ausrasteten.
Nette und lustige Gesten dann als die Band die Bühne verlassen wollte. Nett, dass jeder aus der Band einem Rollstuhlfahrer in der ersten Reihe die Hand schüttelte und sich bei ihm bedankte. Klasse! Lustig, das ein Fan kurzerhand die Bühne betrat und jedem in der Band die Hand schüttelte, um sich zu bedanken.
Fazit:
ARK konnten bei allen Konzerten überzeugen und haben mit Jorn Lande und Tore Ostby zwei absolute Weltklasse-Männer in ihren Reihen. Superb!
Nach etwas stotterndem Beginn steigerten sich THRESHOLD merklich und konnten ebenfalls überzeugen, vor allem, weil sie mit Mac nun einen echten Frontmann haben und der geniale Karl endlich auch ein wenig aus sich heraus geht. Klasse!
Ich würde jedenfalls wieder auf drei Konzerte während einer Tour gehen.
Setlist ARK
Heal The Waters
Singers At The World\'s Dawn
Torn
Resurrection
The Hunchback Of Notre Dame
Where The Winds Blow
Burning Down
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Absolute Zero
Burn The Sun
Setlist THRESHOLD
Sunseeker
Virtual Isolation
Turn On Tune In
Sheltering Sky
Latent Gene
Mother Earth (nur in Offenbach)
Oceanbound
Change
Long Way Home
Devoted
Light And Space
Ravages Of Time
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Freaks
Paradox
- Redakteur:
- Peter Kubaschk