Tiamat - Osnabrück

22.10.2002 | 03:44

03.10.2002, Hyde Park

Das erste, was mir noch vor Eintreten auffiel, war die gähnende Leere. Eine Handvoll Menschen stand vor der Tür, ein paar harrten noch in ihren Autos aus, da es regnete und der Park, wie immer eigentlich, nicht pünktlich öffnete. Ich schaute noch mal auf die aushängenden Plakate und vergewisserte mich, dass das Konzert auch wirklich am Feiertag stattfinden sollte. Tatsächlich, richtige Zeit, richtiger Ort.
Sobald wir drinnen waren, sicherten wir uns einen Platz an einem Tisch direkt seitlich vor der Bühne; dies war allerdings nicht sonderlich schwierig, da sich die Leute nicht gerade nach vorn drängelten. Zu Konzertbeginn, gegen 20 Uhr 30, zählte ich keine einhundertfünfzig Gäste und dies fand ich für die beiden Bands wirklich zu schade. So einen leeren Hyde Park hatte ich noch nie gesehen.
Als PAIN beginnen wollten, gab es technischen Störungen; beim vierten Anlauf klappte es dann, allerdings gab es weiterhin Probleme mit der Technik. Zu Anfang war die Stimme absolut miserabel ausgesteuert, und ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich im Verlauf der Show ein wenig besser wurde, oder ob man sich lediglich daran gewöhnte. Generell war der Sound sehr dumpf und ohrenbetäubend. Nichtsdestotrotz gaben PAIN ihr Bestes und schafften es tatsächlich, den Raum vor der Bühne - nun ja, „füllen“ wäre ein unpassendes Wort - nicht ganz leer aussehen zu lassen, und ein paar der Anwesenden begann auch schon mit munteren Körper- und Kopfbewegungen.
Die kleine Schar um Peter Tägtgren spielte eine schöne Mischung aus ihrem Repertoire, von eingängig angenehmen Melodic-Death-Metal-Stücken bis hin zur metzelnd kreischenden Death-Metal-Variante in ihrer ureigensten Form war alles dabei, und so lieferten sie denjenigen, die sie bis dato nicht kannten (wie mir) einen guten Einblick in ihre Musik.
Auf der recht engen Bühne blieb für großartige Bewegungen leider wenig Platz, doch es flogen die Haare, besonders von Gitarrist und Bassist, die auf merkwürdige Art und Weise wie Zwillinge aussahen.

Einigermaßen angeheizt, ging das schmächtige Publikum in die Umbauphase und lauschte
einem Doro-Song nach dem nächsten, denn originellerweise wurde ein Album gespielt, und alle, die die Queen of Metal noch nie besonders mochten, mussten leiden.

Als dann endlich TIAMAT die Bühne betraten, war ich gleich hin und weg! Seit mindestens einer Ewigkeit hatte ich diese Band live sehen wollen, doch bislang war es mir nicht vergönnt gewesen. Hier zeigte es sich als ganz angenehm, dass nur so wenige Leute anwesend waren, denn so bekam das ganze Konzert einen eher gemütlichen Charakter.
Anscheinend war Johan Edlund etwas erkältet, denn seine Stimme klang etwas näselnd; aber nichtsdestotrotz lieferte er eine glänzende Show, bei der es stimmtechnisch an nichts fehlte.
Der Soundmensch, der jetzt am Ruder saß, leistete wesentlich bessere Arbeit, man konnte die einzelnen Instrumente heraushören und auch die Stimme war klar und deutlich. Vor allem die Leadgitarre machte auf mich großen Eindruck; die genialen TIAMAT-Melodien wurden einfach perfekt gespielt.
Die Bühnenshow war nicht wirklich einfallsreich; generell gab es eher wenig Bewegung auf der Bühne, von gelegentlichem Standortwechsel und sporadischen Animationsversuchen einmal abgesehen, so dass nicht gerade gute Laune von dort übersprang. Na ja, aber zugegeben; wer hätte das schon von TIAMAT erwartet?
Überhaupt wirkten die Schweden extrem introvertiert auf mich; ihr ganzes Verhalten ließ sie irgendwie aussehen als wären sie ganz in sich zurückgezogen. Ich wundere mich ehrlich gesagt, dass sie überhaupt auf Tour gehen und sich danach auch noch tatsächlich unters Volk mischen. Vor allem Johan Edlund macht einen extrem seltsamen Eindruck. Seine Mimik und Gestik wirkt einstudiert, als wäre er der perfekte Schauspieler. Alles was er macht, sieht zaghaft und sanft aus, egal ob er einen langsamen Song singt oder gerade den Mikroständer umtritt.
Auch wenn es zwischenzeitlich irgendwie so aussah, als wären die Musiker ganz froh, sich wieder hinter die Bühne verkriechen zu können, konnten sie sich schlussendlich dann doch nicht so richtig von uns lösen. Sie spielten drei Zugaben, und bei „Sleeping Beauty“ gab es noch ein besonderes Schmankerl. PAIN-Sänger Peter Tägtgren kam auf die Bühne, sang bzw. grölte den Refrain mit, versorgte die Bandmembers mit Getränken und knuddelte sich zum Abschied noch einmal durch die Runde.
Wenn ich von introvertiert und zaghaft spreche, versteht mich nicht falsch! Die Jungs haben entgegen vieler Vorurteile, die ich im Vorfeld gehört hatte, ein super Konzert hingelegt und mich wirklich überzeugt.
Ich freue mich schon aufs nächste Mal.

Redakteur:
Hjalana Thursson

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