Trouble - Aschaffenburg
09.06.2007 | 14:4201.06.2007, Colos-Saal
Ich gehe nicht mehr auf allzu viele Konzerte. Je älter man wird, um so gewissenhafter fällt man die Entscheidung bei der Wahl, eine Veranstaltung zu besuchen - und natürlich spielen die Faktoren Zeit und Geld dabei auch eine wichtige Rolle. In diesem Jahr habe ich u. a. schon TANKARD und MORGANA LEFAY gesehen. Beides waren sehr gute Konzerte, aber die Ahnung, dass TROUBLE dies toppen könnten und mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass es die letzte Gelegenheit für ein TROUBLE-Konzert sein könnte, machten wir uns auf den Weg.
Um kurz zu erklären, warum dieses Konzert so bedeutend war: TROUBLE ist eine Band der frühen Tage des Heavy Metals, die den Doom Metal entscheidend mitbegründet und stark geprägt hat. Alleine aufgrund dieser Tatsache ist die Formation aus Chicago ein wichtiger Eckpfeiler in der Geschichte des Heavy Metals, und Meilensteine wie "Psalm 9" (1984) oder "The Skull" (1985), die vor kurzem liebevoll wiederveröffentlicht wurden, sollte man gehört haben.
Nach Aschaffenburg zu fahren war folglich die richtige Wahl - und es passte einfach alles an diesem ersten Junitag. Eine angenehme Anreise ohne Staus mit sehr angenehmen Mitreisenden und bester Musik endete mit einer kurzen Parkplatzsuche und der freudigen Feststellung, dass es genau dann nicht regnete, als wir zur Konzerthalle (bzw. wieder zum Auto zurück) laufen mussten. So blieb sogar noch etwas Zeit für weitere anregende Unterhaltungen und ein kühles Getränk. Zum Glück war davon noch etwas übrig, denn Gerre von TANKARD wurde bei dieser Veranstaltung auch gesichtet. Die Räumlichkeiten vom Colos-Saal sind super, und die Vorgruppe RISE TO ADDICTION erntete bereits sehr viel Applaus für ihren ziemlich guten, groovigen und leicht bluesigen Hard Rock. Live hat das richtig gut geklungen, zu Hause höre ich mir derartige Musik jedoch selten an bzw. greife dann lieber zum Silberling von den stilistisch sehr ähnlichen, aber besseren BRIDE. Nachdem außer den eigenen Stücken auch das gerne gecoverte 'Children Of The Grave' von BLACK SABBATH sehr gut dargeboten wurde, war es an der Zeit, dass TROUBLE die Bühne entern sollten und die Spannung stieg.
Als ein scheinbar nicht mehr ganz nüchterner Eric Wagner dann die Bühne mit seinen Mitstreitern betrat und 'R.I.P.' vom genialen Werk "Trouble" (1990, produziert von keinem geringeren als Rick Rubin) ertönte, gab es kein Halten mehr und die Band wurde vom mit etwa 350 Leuten gefüllten Colos-Saal kolossal abgefeiert. So war ich bestimmt nicht der einzige, der auch noch zwei Tage nach dem Konzert Verspannungen im Rücken und Genick verspürte. TROUBLE siegten von der ersten Minute an und zogen das Publikum in ihren Bann.
Die Jungs spielen auch heute noch nahezu in der damaligen Besetzung, und jeder dieser Charakterköpfe hat seine besondere Ausstrahlung: Das weltberühmte Gitarrenduo Bruce Franklin und Rick Wartell möchte ich dennoch etwas hervorheben - es dürfte jeden Eintritt wert sein (was bei 18,50 sowieso keine Frage ist). Aber auch Jeff Olsen am Schlagzeug zieht die Blicke auf sich, denn mit jeder Zelle seines Körpers zelebriert er ein intensives und druckvolles Schlagzeugspiel. Dazu noch eine Sonnenbrille, die zumindest damals modern war und überdimensionale Drumsticks - er ist einfach ein Typ. Lieder wie das starke 'Assassin', 'Pray For The Dead' oder die lauthals mitgesungenen 'Touch The Sky' und 'End Of My Daze' wurden dargeboten und vom Publikum abgefeiert. Nicht ganz auf diesem Level bewegten sich die beiden neuen Stücke 'Goin' Home' (was bereits auf "One For The Road" (1994) enthalten ist) und 'Mindbender' sowie 'Plastic Green Head' und 'Fear'. Diese Songs waren aber immer noch richtig gut und ansonsten wurden große Hits geboten, wobei das geniale 'All Is Forgiven' für mich den vorläufigen Höhepunkt darstellte. Der Zugabeteil konnte aber noch eine nicht mehr für möglich gehaltene Steigerung bieten: 'The Tempter', 'Bastards Will Pay' und schließlich sogar 'Misery Shows Part II' sind Weltklasse und dürften niemanden unberührt gelassen haben.
Es war Weihnachten und Ostern an diesem Abend, und die Tatsache, dass ich persönlich noch liebend gerne 'Psalm 9' und 'Run To The Light' gehört sowie einen Drumstick mit nach hause genommen hätte, bleibt nur eine kleine Randnotiz und kann den perfekten Abend nicht trüben.
Das klare Fazit lautet: Wer TROUBLE mag und dieses Konzert verpasst hat, ist tatsächlich zu bedauern. Die empfehlenswerte DVD "Live In Stockholm" aus dem Jahre 2006 kann zum Trost leider nicht herhalten, denn sie würde dem Konsumenten nur offenbaren, was er verpasst hat.
Die Setlist dürfte annähernd so gewesen sein:
R.I.P.
Assassin
Touch The Sky
Plastic Green Head
Pray For The Dead
Endtime
Goin' Home
Mindbender
End of My Daze
Memories Garden
Revelation (Life Or Death)
The Sleeper
Fear
Psychotic Reaction
All Is Forgiven
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The Tempter
Bastards Will Pay
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Misery Shows Act II
- Redakteur:
- Stefan Lang