URIAH HEEP, APRIL WINE und HEAVY PETTIN - München

10.11.2025 | 23:16

27.10.2025, Circus Krone

Ein in jeder Hinsicht magischer Abend!

Unter dem Tourmotto "The Magician's Farewell" befindet sich die Legende URIAH HEEP auf einer letzten ausgedehnten Konzertreise. Wie Gitarrist Mick Box inzwischen schon in diversen Interviews verlauten ließ, ist dies nur ein Abschied vom Tourleben, Festivalauftritte wird es darüber hinaus auch weiterhin geben. München ist dabei der erste Tourstop auf deutschem Boden. Und wie die meisten anderen Shows ist auch der altehrwürdige Circus Krone-Bau an diesem Montagabend restlos ausverkauft.

Durch das nachträgliche Hinzukommen einer dritten Band, HEAVY PETTIN, zu dem ursprünglich geplanten einzigen Special Guest APRIL WINE, hat sich der anfänglich vorgesehene Konzertbeginn verschoben. Statt 20 Uhr soll es jetzt bereits um 19:10 losgehen. Kollege Michael Vogt und ich erfahren zum Glück noch rechtzeitig von dem neuen Zeitplan und sind so auch rechtzeitig da, um ja nichts zu verpassen.

Aber diese Änderung scheint tatsächlich nicht zu allen Besuchern durchgedrungen zu sein. Denn als zum ersten Mal das Licht ausgeht und die Schotten um 19:10 Uhr die Bühne betreten, sind im weiten Rund noch sehr viele Lücken bei den Sitzplätzen auszumachen.

Heute erlebe ich auch die Manege zum ersten Mal komplett bestuhlt, was durchaus schon im Vorfeld an dem wohl zu erwartenden Publikum berücksichtigt wurde. Der Altersschnitt aller Anwesenden dürfte am heutigen Tag auf jeden Fall mindestens über 50 liegen. Die Altrocker sind eindeutig in der Überzahl. Ich möchte auch nicht ausschließen, dass der eine oder andere eventuell schon beim allersten URIAH HEEP Konzert im Circus Krone am 16. Dezember 1973 mit dabei war.

Aber kommen wir zurück zu HEAVY PETTIN. Mein erster und einziger livehaftiger Kontakt geht auf das legendäre Metal Hammer Festival auf der Loreley im Jahr 1985 zurück. Aber an mehr, dass METALLICA, damals noch mit Cliff Burton, einfach nur fantastisch war und VENOM als Headliner einfach nur komplett miserabel, kann ich mich leider nicht mehr erinnern.

Von der damaligen Besetzung ist bei HEAVY PETTIN heute nur noch Sänger und Gründungsmitglied Stephen "Hamie" Hayman mit dabei. Mit dem Titeltrack vom erst am Freitag zuvor erschienen neuen gleichnamigen Album "Rock Generation", dem ersten, seit dem ein Jahr nach Bandauflösung erschienenen "Big Bang" (1998), legt man amtlich los. Mit 'In And Out Of Love' folgt ein Song vom Debüt "Lettin Loose". Schön die Nummer nach all den Jahren nochmals live zu hören, ebenso wie 'Rock Ain't Dead' vom gleichnamigen Zweitwerk aus dem Jahr 1985.

Von "Rock Generation" gibt es neben 'Faith Healer' und 'Line In The Sand' zwei weitere Stücke vom Comeback-Album, die live durchaus auch gut kommen. Ich denke, das ist auch Sinn und Zweck, warum man noch nachträglich auf die Tour aufgesprungen ist, um zu zeigen, dass man wieder da ist. Zu mehr reicht der dreißigminütige Auftritt auch nicht. Aber ich glaube, nicht nur ich freue mich dass HEAVY PETTIN wieder am Start ist, und wünsche mir, dass die Truppe bald auf eine eigene Clubtour wieder zurückkommt.

Setliste: Rock Generation; In And Out Of Love; Rock Ain't Dead; Sole Survivor; Faith Healer; Line In The Sand

Auf APRIL WINE habe mich bereits bei der Tourankündigung gefreut, habe ich die Kanadier vorher noch nie live gesehen, da ich über viele Jahre zwar den Namen gekannt, aber mich nie so richtig damit beschäftigt habe. Das hat sich tatsächlich bei mir erst während der Pandemie geändert, da ich da intensiv angefangen habe, mich Bands zu widmen, die ich bisher, warum auch immer, außen vor gelassen habe.

Leider blieb mir daher auch versagt APRIL WINE noch mit Gründunsmitglied Myles Goodwyn erleben, der ja bedauerlicherweise 2023 verstorben ist. Seinen Posten als Sänger und Gitarrist hat seit 2012 Marc Parent übernommen.

Als einziges Ur-Mitglied ist heute nur noch Brian Greenway seit 1977 mit dabei. Der Circus Krone Bau ist inzwischen auch bis auf den letzten Platz gefüllt, als die Band ihren Auftritt mit 'I Like To Rock' vom 1978er Werk "Harder.....Faster" eröffnet und damit quasi auch das Motto für den restlichen Abend vorgibt. Als APRIL WINE-Live-Novize bin ich begeistert von dem, was mir da auf der Bühne geboten wird.

Es gibt ja anscheinend immer mal wieder Kritik, vor allem an Marc Parent, da er wohl Myles Goodwyn in keinster Weise live das Wasser reichen könne und im Gegensatz zu ihm blass blieb. Ok, ich habe jetzt da keinerlei persönliche Vergleichsmöglichkeiten, habe aber an der Performance des "neuen" Manns so rein gar nichts auszusetzen, ebenso wenig wie an der Setliste. Diese beinhaltet genau die Stücke, die auch ich mir für mein erstes APRIL WINE Konzert überhaupt gewünscht hätte. Da die Zeit mit 50 Minuten begrenzt ist, beschränkt man sich auch nur auf die alten Klassiker. Danke, das ich das erleben darf.

Setliste: I Like To Rock; Anything You Want, You Got It; Say Hello; Enough Is Enough: All Over Town; Big City Girls; Hot On The Wheels Of Love; Before the Dawn; Just Between You And Me; Sign Of The Gypsy Queen (LORENCE HUD Cover); Roller

Ist bei HEAVY PETTIN und APRIL WINE die Lightshow doch noch etwas spartanisch, auch zum Leidwesen meines Kollegen Michael Vogt, der es aber trotzdem auch wieder geschafft hat, selbst unter widrigen Bedingungen gute Bilder zu machen, so ist diese, als der Vorhang für den Headliner fällt, umso beieindruckender, auch das Bühnenbild ist nicht ohne. Mit dem Opener 'Grazed By Heaven' von "Living The Dream" (2018) und 'Save Me Tonight' vom aktuellen Werk "Chaos & Colour" (2024), gibt es zwei Stücke neueren Datums zum Einstieg. In der, wie bereits erwähnt, auch bestuhlten Manege, sitzt von der ersten Sekunde keiner mehr - und das ändert sich auch nicht mehr. Aber ist das ein Wunder, die Legende URIAH HEEP ist auf der Bühne und liefert den wohl besten Auftritt, den ich je von der Bad gesehen habe.

Und ich habe URIAH HEEP in den letzten fast 40 Jahre oft gesehen. Es war immer richtig gut, aber das heute, hier und jetzt? Was hat man den Herren da in den Tee getan, bitte ich möchte auch was davon! Alle, und vor allem Mick Box, haben zwar ein gewisses Alter, aber das was ich hier und alle anderen heute erleben, ist alles andere als Altherrenrock. Und was ist das heute bitte für eine geile Setliste? Gerade auch die neuen Werke aus den 2000ern brauchen sich keineswegs hinter den alten Klassikern zu verstecken. Songs davon finden sich zu Recht auch im aktuellen Liveprogramm. Selbst für sogenannte "Deep Cuts", diesmal beispielsweise in Form von 'Shadows Of Grief' von "Look At Yourself" (1971), das ich tatsächlich selbst noch nie live erlebt habe, ist Platz.

Neben den unsterblichen Klassikern wie 'Stealin'', 'Gipsy' oder auch 'July Morning' wird dann aber die Aufführung von einem Stück aus der progressiven Phase von Sänger Bernie Shaw angekündigt:'The Magician's Birthday' mit einem ausgedehnten Instrumentalpart versehen, bei dem uns der Magier Mick Box mit seinem Gitarrenspiel verzaubert.

Die Zugabenrufe sind heute dann nach der letzten regulären Nummer 'Easy Livin'' auch dementsprechend laut. Nach 'Sunrise' und dem um selbstverständlich einen längeren Mitsingpart erweiterten 'Lady In Black', darf sich die gesamte Band von einem begeisterten Publikum mit frenetischem Schlussapplaus nochmals so richtig abfeiern lassen.

Setliste: Grazed By Heaven; Save Me Tonight; Shadows Of Grief; Stealin'; Hurricane; The Wizard; Sweet Lorraine; The Magician's Birthday; Gypsy; July Morning; Easy Livin'; Zugaben: Sunrise; Lady In Black

Text: Tommy Schmelz

Photo Credit: Michael Vogt

Redakteur:
Tommy Schmelz

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