U.D.O. / REBELLION - Ludwigsburg

24.05.2004 | 09:52

16.05.2004, Rockfabrik

Altmeister Udo Dirkschneider hat noch lang nicht vor das Mikro an den Nagel zu hängen und begibt sich mit dem neuen Album "Thunderball" im Gepäck auf Weltreise. Nachdem die Tour schon im Ostblock gestartet ist, kommt der ehemalig ACCEPT-Frontmann im Wonnemonat Mai nach Good Old Germoney. Unterstützung findet er in der deutschen True-Metal-Institution MAJESTY und REBELLION.

MAJESTY dürfen den Abend eröffnen und legen zugleich fulminant mit 'Reign In Glory' los. Im Vordergrund steht der kräftige Frontmann Tarek Maghary, der gänzlich in schwarzem Leder und mit breiten Nietenarmbändern angetreten ist. Bislang kannte ich MAJESTY nur vom Namen her, da ich ehrlich gesagt nicht ganz so "true" durch die Welt laufe. Das Quartett weiß zu überzeugen und hat starkes Material in Form des hymnenhaften 'Hail To Majesty' oder des Klassikers 'Swords & Sorcery' im Repertoire. Nicht schlecht, auch wenn ich das an ihre Vorbilder MANOWAR angelehnte Posing nicht allzu prall finde. Stört mich jedoch nicht weiterhin, da für mich nach wie vor die Musik im Vordergrund steht. Sämtliche Gebärden auf der Bühne sind lediglich nur Beiwerk. MAJESTY präsentieren sich in einer guten Verfassung und wirken eingespielt. Die Badener haben zudem fast ein Heimspiel und können auf eine kleine Fanschar in den ersten Reihen blicken, die immer wieder tapfer ein Banner mit dem Bandlogo gen Himmel reckt. Zum Abschluss gibt es das Bandmotto 'Keep It True' und 'Metal To The Metalheads' in einem Medley zusammengefasst. Danach ist Schluss und MAJESTY werden unter Beifall verabschiedet. Musikalisch wissen MAJESTY auf jeden Fall zu überzeugen, soweit wie ich dies nach dreißig Minuten beurteilen kann.

Setliste MAJESTY:
Intro
Reign In Glory
Hail To Majesty
Into The Stadiums
Heavy Metal Battlecry
Sword & Sorcery
Keep It True / Metal To The Metalheads - Medley

REBELLION agieren weniger "true", haben sich jedoch auch dem Metal verschrieben. Die beiden ehemaligen GRAVE DIGGER-Musiker Uwe Lulis (g) und Tomi Göttlich (b) haben sich nach der Trennung von den Altmetallern mit frischem Blut in Form von Michael Seifert (v), Bjoern Eilen (g) und Gerd Lücking (dr) verstärkt. Das 2002er Debüt "Shakepeares MacBeth" sorgte für Aufsehen in der Metalgemeinde und auch der Nachfolger "Born A Rebel" aus dem Jahre 2003 konnte sich sehen lassen. Obwohl man derzeit keine aktuelle Scheibe am Start hat, nutzt man die Möglichkeit vor größerem Publikum aufzutreten. Von Anbeginn nimmt Sänger Mike Seifert das Heft in die Hand und shoutet sich in Bestform durch Stücke wie 'Born A Rebel', 'Letters Of Blood' oder 'One For All'. Im Publikum finden sich viele dankbare Abnehmer, so dass der Auftritt von Minute zu Minute immer mehr zum Siegeszug für REBELLION wird. Auch die restlichen Bandmitglieder, insbesondere Bassist Timo, agieren voller Spielfreude und das Grinsen ist ihnen nahezu ins Gesicht gemeißelt. Zu den Höhepunkten eines starken Auftritts zählen für mich persönlich 'The Prophecy' und das letzte Stück Disdaining Fortune', die entsprechend abgefeiert werden. Toller Auftritt!

Setliste REBELLION:
Born A Rebel
Letters Of Blood
One For All
Word Is War
Adrenalin
The Prophecy
Dragons Fly
Through The Fire
Disdaining Fortune

Über Udo Dirkschneider braucht man eigentlich nicht mehr viele Worte zu verlieren. Der 52-jährige Solinger ist seit über 30 Jahren im Musikgeschäft und kann auf viele erfolgreiche Jahre mit ACCEPT und U.D.O. zurückblicken. Auch letztgenanntes Solo-Projekt ist nach einem Tief in den Neunzigern seit Anfang 2000 wieder gut im Geschäft, woran die letzten beiden Alben "Man And Machine" und "Thunderball" nicht ganz unbeteiligt sein dürften. Gerade "Thunderball" verfügt über viele Stücke ('Thunderball', 'Bullet And The Bomb', 'Blind Eyes' etc.), die auch live prächtig funktionieren dürften.

Doch kommen wir zur Show. Nach dem Ertönen der ersten Klänge des James-Bond-mäßigen Intros tauchen die Musiker und zuletzt Udo aus dem Nebel auf. Unter frenetischem Beifall eröffnet das Quintett den Abend mit dem Titeltrack des letzten Albums. Das Outfit ist erneut sehr martialisch ausgefallen und nichts für Pazifisten. Die Wand aus Verstärkern ist mit großen silbernen Gitterrosten eingefasst. Obendrauf hat man in Reih und Glied "8-fach-Blinder"-Lampen draufgeschraubt, die für gleißend helles Licht sorgen. Für die farbliche Untermalung sorgen zahlreiche Laser-Scanner, die den Nebel durchschneiden und so eine stimmungsvolle Atmosphäre schaffen. Auch der Sound steht von Anbeginn wie eine Wand und bleibt lautstärketechnisch erfreulicherweise im erträglichen Bereich. An der Technik wurde also keinesfalls gespart. Apropos sparen. Nahezu der gesamte CD-Backkatalog wird im hochwertigen, remasterten Digipack am Merchandisingstand für 7 EUR/Stück feilgeboten, ebenso sind die T-Shirts für 15 EUR erhältlich. Eine Entwicklung, die man gerade in den letzten Wochen - zumindest bei nationalen Größen wie EDGUY, AXEL RUDI PELL etc. - immer mehr beobachten kann. Da haben einige Verantwortliche wohl aus den vergangen Jahren gelernt und endlich die Preisgestaltung dem Geldbeutel der Fans angepasst.

Nachdem zwei neue Stücke den Abend eröffnen, gibt es mit 'Metal Heart' schon zu einem recht frühen Zeitpunkt den ersten Klassiker. Souverän meistert Udo die Songs und zeigt einmal mehr, dass er keineswegs zum alten Eisen gezählt werden darf. Fortan wechseln sich Klassiker aus dem U.D.O.-Katalog mit Klassikern aus der ACCEPT-Phase ab. Wie zumeist finden die ACCEPT-Klassiker wie 'Balls To The Walls', das Medley aus 'Restless & Wild' und 'Son Of A Butch' usw. den größten Anklang. Dennoch waren U.D.O. bemüht auch einen Querschnitt durch die eigenen Alben zu bieten, so dass von fast jeder Scheibe ein Song auftaucht. Nach 'Living For Tonight' darf sich dann Lorenzo am Schlagzeug beweisen und legt ein ordentliches sowie kurzweiliges Solo an den Tag. Erfreulicherweise hat U.D.O. auch die Semiballade 'Blind Eyes' von der neuen Scheibe mit ins Programm genommen. Das Stück bietet einen kleinen Kontrast zu den doch überwiegend härteren Nummern. Nach 'Man And Machine', bei der Udo in die alte Cyborg-Uniform steigt, darf dann auch Gitarrist Igor sein Können beweisen. Das übliche Gefrickel wird unter Einbeziehung des Publikums und des Mikroständers etwas aufgelockert. Lediglich Basser Fitty macht zur Mitte der Show hin nicht mehr den besten Eindruck. Es hat den Anschein, dass der noch zu Beginn der Show agile Bassist mit seiner Gesundheit zu kämpfen hat. Tapfer steht er jedoch die Show bis zum Ende durch.

'Animal House' und die ACCEPT-Übernummer 'Balls To The Wall' beenden den offiziellen Teil des Sets. U.D.O. verabschieden sich ein erstes Mal unter tosendem Beifall. Nachdem die Zugaberufe nicht verhallen wollen, erscheint die Band nochmals auf der Bühne, allerdings vorerst ohne Udo. Der kommt als Letzter in einer schwarz-roten Priesterrobe auf die Bühne um das Stück 'Holy' zu intonieren. Eine gekonnte Darbietung, die durch den dichten Nebel in Verbindung mit den roten Strahlern, eindrucksvoll untermalt wird. Das zweite Stück im Zugabenteil war dann der allererste ACCEPT-Kracher 'I'm A Rebel', bei dem gerade das Publikum völlig aus dem Häuschen ist und begeistert mitsingt. Da werden Erinnerungen wach…!

Nach diesem Relikt vergangener Tage, läuft Stefan Kaufmann mit einem Akkordeon auf die Bühne und jeder der Anwesenden weiß in diesem Moment, was kommt. U.D.O. schicken die gutgefüllte Rockfabrik auf die unterhaltsame Zugfahrt durch Russland. Nach dieser Reise soll der Spuk erneut ein Ende haben, doch die Band hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Das Publikum lechzt nach mehr und fordert erneut die Rückkehr ihrer Heroen. Die lassen sich dann nicht mehr lange bitten und schmettern mit 'Princess Of The Dawn' einen weiteren Hammer in die Menge. Puh, das kostet die letzten Reserven. Doch die werden gleich noch gebraucht. Alleine die kurze Anstimmung von "Heidi, heido, heida" reicht aus um gestandene Männer im mittleren Alter zu kleinen Buben werden zu lassen und wie wild das Intro von 'Fast As A Shark' zu singen. Danach war aber dann nach gut zwei Stunden für beide Seiten verdientermaßen Feierabend! Fazit: U.D.O. 2004 - besser denn je!

Setliste U.D.O.:
Thunderball
Bullet And The Bomb
Metal Heart
Independence Day
Pull The Trigger
Living For Tonight
Drum Solo
Metal Eater
Restless & Wild / Son Of A Bitch – Medley
Blind Eyes
Neon Knights
Man And Machine
Guitar Solo Igor
Slaves To Metal
Up To The Limit
Animals House
Balls To The Walls
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Holy
I'm A Rebel
Trainride In Russia
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Princess Of The Dawn
Fast As A Shark

Redakteur:
Frank Hameister

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