Untoten - Ulm

29.11.2002 | 09:42

20.11.2002, Cat Café

Großstadtvampirischer Flair in Ulm: Berlins wohl heißestes Gespann in Sachen kultig-trashigem Gothic, die UNTOTEN, gastierten zu nächtlicher und nebeliger Stunde in den gemütlichen Katakomben des Cat Café. Und da Sängerin Greta Csatlos und ihr skurriler Musikus David A. Line in schwarzen Kreisen bereits längst dem Underground-Status entwachsen sind, war es nicht weiter verwunderlich, dass die kleine aber feine Location vor Besuchern nur so wimmelte. Schätzungsweise 50 bis 80 Personen – was beim Cat Café volles Haus bedeutet – drängten sich schließlich um kurz vor 22 Uhr im schummrigen Licht vor der spärlich dekorierten Minibühne zusammen, um die beiden Blutsauger willkommen zu heißen.

Ohne Vorband – nach Aussage des Clubs um die ganz eigene UNTOTEN-Atmosphäre nicht zu verwaschen – begaben sich Greta und David mit etwas Verspätung hinter ihre mit allerlei Gestrüpp (oder was das auch immer sein sollte) drapierten Mikrofone und machten sich daran, ihr Publikum für gut 1 ½ Stunden mit hypnotischen Songs über Hexen, Vampire, Blut, Geister und anderen übernatürlichen Themata zu unterhalten. David hatte sich stilecht künstliche Vampirhauer über sein Gebiss geklebt und bearbeitete, selbige bleckend, angeregt seine Gitarre mit schrägen Akkorden, während Madame Csatlos sich selbstversunken-aufreizend ihren Gesangspassagen widmete. Neben den Saitenaktionen von David kam der Rest der Musik vom Band, was aber kaum störte, da gerade das diesen leicht schrottigen aber erst dadurch interessanten Flair der UNTOTEN noch kräftiger untermalte.
Die Songauswahl erwies sich als ausgewogen und abwechslungsreich, fast jedes Album der Berliner wurde dabei berücksichtigt: So gab’s beispielsweise „Nekropolis“ und „Gothik Years“ vom etwas älteren „Nekropolis“-Album und „Black Blood“ (sehr erotisch!) von „Schwarze Messe“, etwas stärker vertreten präsentierten sich die beiden neueren Scheiben „Vampire Book“ und „The Look Of Blasphemie“ – vom ersteren schafften es u.A. das „Kindertotenlied“, „Abdomination“, „Bite Me (Take Me To The Limit)“ und „Absence Of Light“ auf die Setliste, vom letzteren „Strange Inside“, „Die Out By The Sea“ und „Let Me Love You (In Times Of Pain)“; als kleines Schmankerl kamen außerdem ein paar Stücke des im kommenden Jahr erscheinenden neuen Streichs „Grabsteinland“ zum Zuge.
Einige kleine Lacher hielt der Abend dann auch noch bereit: Nachdem sich die Band nach dem ersten Teil ihrer Show für eine kleine Pause von der Bühne verabschiedet hatte, setzte es, neben ein paar kleinlauten „Zugabe“-Rufen, auch lautstarkes „Ausziehen“-Gegröhle (naja, aber auch irgendwie kein Wunder, hatte sich Greta doch erst kurz zuvor ihres Rocks entledigt und in Strapsen und Slip weitergesungen...) aus einem hinteren Winkel des Cat Cafés – was auch gleich ‚geahndet’ wurde: Die sonst eher unnahbar wirkende Sängerin, kaum zurück auf den Brettern, zitierte den Störenfried zu sich auf die Bühne, wo er auf Anweisung gehorsam sein T-Shirt abzulegen hatte. Aber ich denke mal, das wird ihm, bei der Nähe zu sexy Greta, kaum etwas ausgemacht haben :-).
Als das Duo nach 90 Minuten mit braven Abschiedsworten schließlich den Konzertraum verließ, schallten ihm noch mehrere Aufforderungen nach Zugaben hinterher – blicken ließen sich die beiden aber leider nicht mehr... .

Trotz spärlicher Licht- und Bühnenshow sowie verbesserungsbedürftigem Sound: Das Konzert hatte was für sich, was wohl zum einen an der besonderen Ausstrahlung der beiden Protagonisten, zum anderen an der speziellen Art der UNTOTEN-Musik gelegen haben bzw. liegen dürfte – ihre Mischung der verschiedensten Stile wie Dark Wave, Gothic, Elektro, etwas Rock, etwas Metal, etwas Batcave usw. usf., gebündelt mit einem guten Schuss Erotik, macht einfach Laune. Mal schauen, was die zwei im nächsten Jahr mit „Grabsteinland“ für neue Überraschungen bereithalten.

Redakteur:
Kathy Schütte

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