Uriah Heep - Saarbrücken

20.10.2008 | 13:39

14.10.2008, Garage

Konzert-Review: THIN LIZZY & URIAH HEEP-Tour

Wie oft wird man noch die nicht mehr ganz so jungen Herren von URIAH HEEP und THIN LIZZY live erleben dürfen? Diese Frage und der beiden Bands zustehende Platz auf dem Rock-Olymp waren Grund genug, dass die Garage in Saarbrücken an einem Dienstagabend so gut wie ausverkauft war. Zu den besten Zeiten beider Bands hätte zwar die ca. 1300 Leute fassende Konzertstätte für nur eine der beiden bei weitem nicht ausgereicht, aber die Zeiten ändern sich. Und so muss man als Fan einerseits den alten immer noch unermüdlich mit Spaß tourenden Bands und andererseits den Veranstaltern dankbar sein, solche Konzerte noch miterleben zu dürfen. Gerade der Garage in Saarbrücken sind hohe Besucherzahlen zu gönnen, da hier dauernd Profi-Konzerte aus dem härteren Sektor geboten werden.

So machten wir uns von Kaiserslautern aus auf den Weg, um dieses Ereignis nicht zu verpassen. Auf dem Weg fragten wir uns noch, ob es sich bei diesem Package um eine Doppel-Headliner-Tour handelt. Diese Frage sollte sich aber rasch klären.

Zum Glück waren wir und fast alle anderen Besucher schon um 19.30 Uhr in der Halle, da THIN LIZZY schon fünfzehn Minuten später wie gewohnt mit der Sirene und 'Jailbreak' loslegten. Damit war schon abzusehen, dass THIN LIZZY hier nicht gleichberechtigt angesetzt waren. Auch wenn THIN LIZZY für viele Fans ohne Phil Lynott nicht vorstellbar sind, so bin ich dankbar, dass Scott Gorham, John Sykes, Tommy Aldridge und der neue Bassist Francesco DiCosmo das Erbe weiterhin hervorragend repräsentieren, indem sie die Songs sehr originalgetreu und mit viel Spaß an der Sache live darbieten. Wie jeden Abend wurde auch diesmal jede einzelne Note Phil Lynott gewidmet.

John Sykes ist ein toller Sänger, der die meist tief gehaltenen Gesangslinien dermaßen authentisch, aber trotzdem mit eigener Note intoniert, dass Phil Lynott sich nicht im Grab umzudrehen braucht. Auch wenn man denkt, nur ein paar Songs von LIZZY zu kennen, so wird man spätestens bei einem Konzert feststellen, dass fast jedes gespielte Lied ein Hit ist, den man irgendwo schon mal gehört hat. Besonders die vielen tollen zweistimmigen Gitarrenpassagen, die sich trotz Gorhams Fender und Sykes' Paula perfekt und gleichmäßig ergänzen, machen LIZZY einfach unsterblich. Gerade weil die Gitarrenharmonien schon immer im Vordergrund standen und zumindest gleichwertig mit dem Gesang waren, ist es vollkommen in Ordnung, dass die Herren unter dem Namen THIN LIZZY hoffentlich auch noch in Zukunft die Bühnen rocken. Trotz des teilweise anzusehenden Alters hatten THIN LIZZY sichtlich sehr viel Spaß, was sich auch positiv auf das Publikum übertrug.

Erwähnenswert war auch das Drumsolo, welches Tommy Aldridge bestimmt schon seit über hundert Jahren mit einem Enthusiasmus auf der Bühne darbietet, dass man einfach schmunzeln und mitklatschen muss. Seine Trommeleinlagen mit den bloßen Händen sind legendär. Nach einer Setlist ohne Durchhänger und dem famosen 'Black Rose' als zweite Zugabe war aber nach einer Stunde viel zu früh Schluss.

Setlist:

Jailbreak
Waiting For An Alibi
Don't Believe A Word
Are You Ready
Dancing In The Moonlight
Still In Love With You
Sha la la
Drum Solo
Emerald
Cowboy Song
Boys Are Back In Town
----
Cold Sweat
Black Rose

Nach einer angemessenen Umbaupause, in der praktisch das komplette Bühnen-Setup ausgewechselt werden musste, eröffneten URIAH HEEP ihren Set mit dem Titeltrack ihres neuen Albums "Wake The Sleeper". Auch wenn URIAH HEEP ebenfalls noch ihre Berechtigung im Rockzirkus haben, so wollte an diesem Abend irgendwie der Funke auf das Publikum nicht so richtig überspringen. Das hing zu einem großen Teil an der Songauswahl. Trotz der leicht überdurchschnittlichen Qualität der neuen URIAH HEEP-Platte hat es nur bei den allerwenigsten Fans im Publikum Begeisterungsstürme ausgelöst, als der sehr sympathische Sänger Bernie Shaw ankündigte, nicht nur ein paar, sondern alle der neuen Songs zu spielen. Die neuen Songs sind gewiss nicht schlecht, brauchen aber mehrere Durchläufe und haben leider letztendlich doch nicht die Qualität der URIAH HEEP-Klassiker. So wurden bei manchen Nummern die Beine immer schwerer, sofern man diese nicht durch einen Gang an den Bierstand auflockerte. Ein weiterer Punkt, der meiner Meinung nach erwähnt werden muss, ist der für URIAH HEEP-Verhältnisse etwas überambitionierte Einsatz von Wah-Wah-Pedal und Hammond-Orgel. Beides für sich sind tolle Mittel, welche Songs oft das gewisse Etwas geben. Gerade aus dem URIAH HEEP-Sound sind sie nicht wegzudenken. Jedoch im Live-Einsatz an Orten, wo der Sound nur sehr schwer hundertprozentig klar abgemischt werden kann, wie z. B. in der Garage, wird er dadurch nur noch etwas verwaschener. Mick Box scheint mit seinem Wah-Wah-Pedal verwachsen zu sein, und die ehrwürdige Hammond-Orgel kam nur dann richtig zur Geltung, wenn sie alleine ertönte, wie bei 'July Morning'. Im Gesamtsound war sie jedoch meist nur als hohes Geflimmer [häh? - d. Red.] wahrzunehmen, was der Gitarre etwas die Härte nahm.

Trotz alledem sah man den ebenfalls sichtbar alt gewordenen Herren an, dass sie noch Spaß an ihrer Sache und damit alle Berechtigung haben, noch einige Jahre weiterzumachen. Das einzig verbliebene Gründungsmitglied Mick Box hat sein ganz persönliches Posing kreiert, indem er bei gehaltenen Griffen auf der Gitarre lustige Figuren in der Luft andeutet. Das, die allgemein sympathische Ausstrahlung der Band und die - leider nur spärlich gespielten - Klassiker rissen den Auftritt doch noch aus der Durchschnittlichkeit.

Nach hundert Minuten inklusive ein paar Klassikern und 'Lady In Black' als Abschluss konnten URIAH HEEP dann letztendlich das Publikum versöhnen. Bei einer hervorragenden Vorgruppe wie THIN LIZZY, die nur kurzweilige Hits im Programm hatte, war es für URIAH HEEP auch nicht so einfach. THIN LIZZY würde ich auf jeden Fall wiedersehen wollen und URIAH HEEP auch, wenn sie ihre Setlist nicht wieder fast nur auf ein Album beschränken.

Setlist:

Wake The Sleeper
Overload
Tears Of The World
Stealin'
Sunrise
Heaven's Rain
Book Of Lies
Light Of A Thousand Stars
Gypsy
Look At Yourself
What Kind Of God
Ghost Of The Ocean
Angels Walk With You
Shadow
War Child
July Morning
Easy Livin
----
Lady In Black

Redakteur:
Tilmann Ruby

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