VISIONS OF ATLANTIS und BLACKBRIAR - Aschaffenburg
17.07.2024 | 12:2206.07.2024, Colos-Saal
Die Piratenkönigin kapert den Colos-Saal und lädt zur Album Release-Party von "Pirates II - Armada".
Am 5. Juli erschien das neue Album "Pirates II: Armada" der Symphonic Metaller aus Österreich, welches zwischenzeitlich in den deutschen Albumcharts in die Top Fünf vorgerückt ist. Die Feier zur Veröffentlichung findet vor kleinem Publikum im altehrwürdigen Colos-Saal in der Aschaffenburger Altstadt statt.
Vor der eigentlichen Show gibt es erstmal eine VIP-Session für die gut 40 Fans, die 75 € für das Upgrade hingelegt haben, dafür veranstaltet VISIONS OF ATLANTIS abseits der Bühne eine Session im kleinen Rahmen. Anfangs noch ein wenig zurückhaltend, müssen Clémentine Delauney und Michele Guaitoli doch schon das eine oder andere Mal ein bisschen nachhelfen, damit beim Publikum das Eis bricht. Dabei liegt das sicherlich nicht am musikalischen Können der Band, die während der nächsten halben Stunde ein paar Stücke des neuen Albums als Akustikversion präsentiert.
Anschließend ist Gelegenheit, Fotos mit der Band zu machen, sich Autogramme zu holen oder sich einfach mit den Musikern kurz zu unterhalten. Der offizielle Fanclub VoA Sailors hat sich für die Show noch eine besondere Aktion einfallen lassen: Sie überreichen der Band eine selbstgebastelte "Armada". Dutzende kleine bunte Papierschiffchen auf einer meerblauen Tafel, manche mit dem "Jolly Roger" versehen, mit Namen und kurzen Botschaften von Fans an die Musiker. Diese hatten sie die Tage vorher auf Instagram eingesammelt.
Nachdem die Session beendet ist, kommen die Ordner und scheuchen erst einmal alle wieder vor die Tür, damit der Saal für das eigentliche Konzert hergerichtet werden kann. Fans, die auf einen Platz direkt an der Bühne gehofft und während der VIP-Session sich schon einen solchen mit Tasche oder Jacke reserviert haben, müssen einen kleinen Dämpfer hinnehmen, denn es wird doch noch ein Bühnengraben aufgebaut. Draußen wird die Warteschlange immer länger und zieht ob der Bekleidung mit Ledermantel und Dreispitz-Hut des einen oder anderen auch schon mal interessierte Blicke und neugierige Fragen von Passanten auf sich. Der Einlass lässt ein wenig auf sich warten, drinnen läuft bis kurz nach sieben noch der Soundcheck.
Den Auftakt zur eigentlichen Party macht um Punkt acht BLACKBRIAR aus den Niederlanden. Der Sound der Band, um Sängerin Zora Cock, ist ein Mix aus Alternative, Gothic und Symphonic Metal, erinnert dabei nicht selten an die frühen Tage ihrer Landsleute von WITHIN TEMPTATION, als Sharon noch überwiegend ihre Kopfstimme einsetzte. Von Beginn an herrscht begeisterte Stimmung im Publikum, während 'Crimson Faces' durch den Saal schallt, gefolgt von 'We'd Rather Burn' und 'Far Distant Land'. Bei Bassist Siebe Sol Sijpkens muss man im Fotograben schon manchmal etwas aufpassen, der tritt gerne mal äußerst schwungvoll nach vorne. Höhepunkt sind die drei Songs 'Deadly Diminuendo', 'Lilith Be Gone' und 'Cicada' - nicht nur die Instrumentalisten, auch Zoras Stimme überzeugen hier auf allen Ebenen. Nach einer guten Dreiviertelstunde wird es mit 'Until Eternity' aber auch schon Zeit, die Bühne für den Headliner des Abends freizumachen. Die Menge anheizen? Hat BLACKBRIAR auf jeden Fall drauf. Die anschließende Umbauphase nutzen daher dann auch nicht wenige Besucher, um sich an deren Merch-Stand mit Material einzudecken und kurz mit der Band zu quatschen.
Setliste BLACKBRIAR: Crimson Faces; We'd Rather Burn; Far Distant Land; The Séance; Forever And A Day; Arms Of The Ocean; Selkie; Deadly Diminuendo; Lilith Be Gone; Cicada; Until Eternity
Um halb zehn läuft dann VISIONS OF ATLANTIS zum Intro von 'To Those Who Choose to Fight' vom neuen Album ein und legt gleich mit 'The Land Of The Free' mächtig los. Ich hatte sie vor einem halben Jahr im Lindauer Club Vaudeville schon fast aus erster Reihe sehen können und meine Erwartungen sind dementsprechend hoch angesetzt. Von einem Konzertbesucher kommt kurz Kritik, dass VISIONS OF ATLANTIS auch nur noch belanglose Kommerzkost machen würden - wobei das ja nun mal immer so eine Sache ist mit der Ansichtssache. Der weitaus größte Teil der Halle ist jedenfalls definitiv anderer Ansicht und lässt sich das auch entsprechend anmerken. Da wird kräftig mitgesungen, mitgebrüllt ("Armada!", "Hail Jolly Roger!"), getanzt, Fäuste oder wahlweise Pommesgabeln in die Höhe gereckt...
Überwiegend wird natürlich, dem Anlass entsprechend, neues Material gespielt, Klassiker wie 'Clocks' oder 'Pirates Will Return' dürfen natürlich dennoch auf keiner VOA-Setlist fehlen. Und schon gar nicht 'Melancholy Angel', eines ihrer bekanntesten Stücke, bei dem dann wirklich keiner mehr still stehenbleiben kann. Auf der Bühne gibt's zwischendurch immer wieder die üblichen Streiche und Frotzeleien, vor allem zwischen den beiden Sängern, der Dreispitz von Meek muss auch wieder dran glauben. Beide schwenkten dann auch ab und an mal die für die kleine Bühne des Colos-Saal eigentlich viel zu große VOA-Flagge.
Als Zugabe gibt es nach einer gefühlt viel zu schnell vorbeigehenden Show noch 'Master the Hurricane' vom letzten Album, sowie mit 'Armada' den Titeltrack vom neuen Werk. Die Release Show macht auf jeden Fall gut Appetit auf die im Herbst anstehende Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. VISIONS OF ATLANTIS ist nach Jahren mit zahlreichen Besetzungswechseln an fast allen Posten nun mit der von ihnen eingeschlagenen Richtung als "Pirate Metal" in ihrer Bestform angekommen. Bleibt aber zu hoffen, dass sich auch der eine oder andere ältere Track mal wieder auf die Setliste verirrt.
Setliste VISIONS OF ATLANTIS: To Those Who Choose To Fight (Intro)*; The Land Of The Free*; Mercy; Monsters*; Clocks; Heroes Of The Dawn; Legion Of The Seas; Tonight I'm Alive*; Magic of the Night*; Hellfire*; Underwater*; Pirates Will Return; Melancholy Angel; Zugaben: Master the Hurricane; Armada*
*) Vom neuen Album
Zaungast: Kraig die Krake
- Redakteur:
- Michael Vogt