Vicious Rumors - München
30.05.2011 | 22:0120.05.2011, Garage Deluxe
Alle Jahre wieder ... Die Old-School-Legenden VICIOUS RUMORS rocken Münchens Partymeile und beweisen, dass die Granate "Razorback Killers" auch live einschlägt.
Sie sind mal wieder im Lande, mit einem Eisen im Gepäck, das - anders, als es der Titel "Razorback Killers" impliziert - weit mehr ist als bloße Reserve. VICIOUS RUMORS beehren das Garage Deluxe, einen beschaulichen Rock-Club in den Optimolwerken. Von Anfang an gibt sich die Combo sympathisch: Vor Einlass plaudern die Saitenhexer Geoff Thorpe und Stephen Goodwin mit dem Personal und wartenden Fans, erzählen Anekdoten aus dem Tourleben, lassen sich gar für ein Helles erwärmen, dessen Vorzüge heimischer Marken sie zu schätzen wissen. Der Abend verspricht, ein Erfolg zu werden.
Doch bevor die Kalifornier den Fans einheizen, soll der Support die metalhungrige Menge vorheizen - keine leichte Aufgabe für die erste Vorband RED TO GREY. Die Münchner Thrashkapelle möchte die Bay Area ins Garage bringen, doch kaum jemand erwärmt sich dafür. Für das an sich starke Songmaterial vom jüngsten Silberling "Admissions" ernten die Bayern von der zahlenmäßig noch dünnen Menge ein paar Höflichkeits-Nicker und verhaltenen Applaus. Von den gewünschten Moshpits weit und breit keine Spur, im Moment scheint die Bar noch interessanter - mit Ausnahme vielleicht für eine einzige Headbangerin, deren konstantes Abfeiern die Luft- und Haarzirkulation vor der Bühne sichert. Dabei wäre bei flotten Nummern, etwa 'Wrath Of The Weak' oder 'Human Barbecue', durchaus mehr Bewegung drin, auch die Gitarrenlinien von 'Sweet Suffering' und 'The Fall Of God' wissen zu gefallen - die Band präsentiert ein hörbar solides Niveau.
Setlist Red To Grey
Intro
Wrath Of The Weak
Sweet Suffering
Human Barbecue
The Cheated One
The Fall Of God
In The Darkest Corner
Auch die Kollegen von SENSES MAY WITHER werden Opfer des Vorband-Phänomens. Die jüngere Kombo aus Tutzing spielt eine schnellere, modernere Thrash-Gangart als ihre Münchner Vorgänger. Dennoch hält sich die Stimmung in Grenzen; des Frontmanns Bitte: "Ich möchte, dass ihr alle jetzt einen Schritt näher kommt", wird regelrecht boykottiert. Zu Unrecht, alleine schon der Opener 'Live For The Moment' könnte mit etwas mehr Hörer-Enthusiasmus einige Nacken gefährden. Auch wenn SENSES MAY WITHER mit ihrem Thrash keinen Originalitätspreis nach Hause holen würden, weisen Songs wie 'Into Hell' durchaus fesselnde Hooklines auf, die zumindest zum Mitnicken animieren.
Setlist Senses May Wither
Live For The Moment
The Tide Has Turned
Into Hell
Death Or Glory
Lies
Salvation
Day Of Reckoning
Doch spätestens wenn VICIOUS RUMORS den 'Murderball' eröffnen, stellt sich die Frage: Musste die Hörerschaft überhaupt aufgewärmt werden? Auf einmal platzt das Garage Deluxe aus allen Nähten; die Fans machen der Begeisterung Luft, die sie für die Stars des Abends aufgespart haben. Und die Band stürzt sich mit solchem Feuereifer auf ihre Instrumente, dass Drummer Larry Howe gleich beim Opener seine Snaredrum schrottet. "I can fix it!", erklärt sich ein Bandkollege schmunzelnd bereit. Während das Equiptment auf Vordermann gebracht wird, kommt die Hörerschaft zu einer zusätzlichen Raucherpause. Die Spannung steigt ...
Und das Warten lohnt sich, denn: Einmal die Instrumente intakt beisammen, hauen die Kalifornier eine Granate nach der anderen heraus. Was bereits in Albumform die Ohren schlackern ließ, bringt nun auch die Schädel zum Beben, zumindest in den Reihen vor der Bühne. Wie altes und neues Material geboten wird, das ist allererste technische Sahne! VICIOUS RUMORS stellen nicht nur ihr Können unter Beweis, sondern erweisen sich auch als echte Partylöwen. Sei es beim legendären 'Digital Dictator', Mitstampfern wie 'Let The Garden Burn' oder 'Soldiers Of The Night' - ein Wink von Frontfreak Brian Allan (unqualifizierter Kommentar von den billigen Plätzen: "Sieht bissl aus wie der von OOMPH!") genügt, um die Fäuste und Stimmen der Fans zu heben. Mit Gesten spart der schräge Vogel nicht, dessen irrer Blick aus geschminkten Augen jeden Song und jede Oktavenjonglage akzentuiert. Wo nimmt der Mann nur diese Power her und vor allem - diese Stimme? Mit seinem Charisma macht Allen nicht nur 'Ship Of Fools' zum theatralischen Highlight. Auch die Klampfenfraktion lässt sich nicht lumpen, die Golden Twins Thorpe und Goodwin posen genüsslich - und riffsicher. Ein Riff geht noch und noch einer und noch einer!
Selbiges gilt natürlich für die Songs. Sich mit konstanter Spannung und Elan durch eine Latte an Mördersongs zu zocken genügt nicht, ohne zwei Zugaben lassen VICIOUS RUMORS ihre Gemeinde nicht in die Nacht ziehen. So rocken 'Lady Took A Chance' und 'Don't Wait For Me' Ermüdungserscheinungen fort, ehe ein großartiger Abend endet.
Setlist Vicious Rumors
Murderball
Razorback Killers
Digital Dictator
Minute To Kill
Out Of The Shadows
Dust To Dust
Bloodstained Sunday
Black
Worlds & Machines
Ship Of Fools
Abandoned
You Only Live Twice
Let The Garden Burn
Axe To Grind
War - Soldiers Of The Night
Down To The Temple
Hellraiser
Don't Wait For Me
Sonic Rebellion
Lady Took A Chance
- Redakteur:
- Regina Löwenstein