Volbeat - Jena

21.02.2008 | 13:34

18.02.2008, F-Haus

2007 stand fest im Zeichen einer Band: VOLBEAT. Zu Beginn des Jahres noch so was wie das bestgehütetste Geheimnis im Metalbereich, brach ihre große Zeit mit dem triumphalen Auftritt beim With Full Force an. Obwohl sie als erste Band des Tages auf die Bretter mussten, konnten sie stimmungstechnisch so manchen Headliner die Wurst vom Brot nehmen. Von da an gab es kein Halten mehr: Wacken wurden gerockt, das Summer Breeze zerlegt und ihre anschließende Tour ließ die Fans in Strömen in die Clubs tanzen. VOLBEAT rockten Europa, wurden mit euphorischen CD-Kritiken bombardiert und ließen keinen Zweifel aufkommen, aus welchem Land das nächste große Ding kommen würde. Lange war man faul im Staate Dänemark, nun greifen unsere nördlichen Nachbarn an und VOLBEAT stehen an vorderster Front. Ein neues Jahr hat begonnen, doch auch 2008 wollen sich die sympathischen Dänen nicht lumpen lassen und beginnen mit einer kleinen Minitour, die gleichzeitig als Release-Gigs für ihre neue DVD ("Sold Out") fungiert.

Also heißt es ab nach Jena, let's go, VOLBEAT! Im schnuckeligen F-Haus angekommen, fällt sofort das kunterbunte Publikum auf: Skater, Rocker, Metaller, Emos - wenn VOLBEAT rufen, kommen sie einfach alle. Doch bevor der Headliner den Staub von den Wänden spielt, machen sich zunächst PRESIDENT EVIL auf, die bereits jetzt schon zahlreichenden Anwesenden aufzuheizen.

Mit ihrem neuen Album "Hell In A Box" und jeder Menge guter Laune im Gepäck zocken die Bremer vom Start weg ordentlich Thrash 'n' Roll, wobei Sänger Johnny Holze zu Beginn leichte Probleme mit seinem Mikro hat, das einfach nicht aufhören mag zu fiepen. Irgendwann bekommen es die Soundtüftler aber gecheckt, so dass man sich auch etwas näher an die Boxen begeben kann. "Seid ihr zum Tanzen hier?" - einhelliges Schweigen seitens des Publikums. "Dann mach ich es halt allein!" - gesagt, getan. Johnny lässt sich von der noch verhaltenen Bewegungsfreude nicht abschrecken und zieht sein Ding gnadenlos durch. Songs wie das neue 'King Asshole' oder 'Demons Everywhere' sorgen dennoch für prima Laune im Publikum. Gitarrist James Lars begeistert nicht nur durch sein ausgefeiltes Gitarrenspiel, sondern ebenso mit rot leuchtenden Lämpchen an seinem Sechssaiter. Johnny: "Mögt ihr Motörhead?" Publikum: "Yeah!" Gut, dass man einer Meinung ist, denn so wurde mit 'Rock 'n' Roll', Lemmy und seinem Gefolge feierlich gehuldigt. Nach einer guten halben Stunde wurde mit einem an SOULFLY erinnernden Geknüppel kurzer Prozess gemacht und sich vom Jenaer Publikum verabschiedet. Die Bühne wird leer und die Bar voll, das alte Spiel beginnt.

Nachdem sich die trockenen Münder am Gerstensaft erfreuen durften, sind nun aber wieder die Ohren an der Reihe, verwöhnt zu werden. Diese Aufgabe übernehmen die Schweden von KAYSER, die es jedoch zu Beginn noch reichlich schwer haben, das partyhungrige Volk mit ihrem heftigen und deftigen Thrash Metal zu begeistern. Erst nach und nach springt der Funke auf das Publikum über, Sänger Christian Sjöstrand sei Dank. Immer und immer wieder animiert er das Jenaer Publikum, Gas zu geben und die Band nicht zu Alleinunterhaltern zu degradieren. Zu einem geilen Gig gehört eben nicht nur eine muntere Band - auch die Crowd sollte ihren Anteil leisten. Doch dem Großteil geht es ähnlich wie mir: Erst mit fortlaufender Dauer lässt man die Köpfe kreisen, denn die unzähligen Gitarrensoli von Jokke laden eher zum Genießen als zum Bangen ein. Dann entsteht doch noch ein roher Mosh-Pit, sehr zur Freude der Band. Die Mischung aus Thrash, Doom und zeitweilig an RAGE AGAINST THE MACHINE erinnernden Grooves begeistert und bestätigt alle Kritiker, die schon im letzten Jahr (als Support von EKTOMORF) nur positives über KAYSER zu berichten hatten. Daumen hoch!

Nun sollte es aber bald soweit sein. Ein vorerst letztes Mal wurden die persönlichen Bierreserven aufgefrischt und die Beine gelockert - denn ruhiges Rumstehen gibt es bei den Dänen nicht! Die Anspannung steigt, jeder ist heiß auf den einzigartigen "Elvismetal" der sympathischen Senkrechtstarter von VOLBEAT. Auf der Bühne sehen wir Christian Voltech, der Mann für gelegentliche Einsätze an der Akustikgitarre, beim Soundcheck, im Hintergrund läuft MOTÖRHEAD und mein Kumpel trinkt mein Bier weg - na prima. Doch dann erklingen die ersten Töne von 'Human Instrument', der Jubel brandet auf und nach wenigen Augenblicken stehen Michael und Co. auf den Brettern und legen so energisch los, dass einem die Mütze wegfliegt.

'Human Instrument' erweist sich einmal mehr als optimaler Opener, weiß er doch alle Trademarks der Band zu vereinen und mit seinem mörderischen Groove sowie der schweißtreibenden Geschwindigkeit gleich mal für Stimmung und feuchte Nacken zu sorgen. Fannähe wird bei VOLBEAT-Konzerten schon immer groß geschrieben und so lassen es sich die Jungs nicht nehmen, gleich mal die ersten Reihen abzuklatschen und so für glückliche Gesichter zu sorgen. Sorgen muss man sich bei den folgenden Songs keine machen. Michaels Stimme klingt sehr rein und gesund. Gegenteiliges war nämlich bei der letzten Tour zu bemerken, als sein wichtigstes Organ leicht geschädigt war und er diverse Sprays nutzen musste, um seine geschwollenen Mandeln zu beruhigen.

Michael hat beste Laune und stellt sich und seine Jungs vornehm dem Jenaer Publikum vor: "We are Cannibal Corpse from US" - es folgen drei Sekunden Geknüppel und Schluss. Songs wie 'Radio Girl' oder 'Rebel Monster' lassen den Moshpit anwachsen, sehr zur Freude der Band. Die Kommunikation zwischen Michael und dem Publikum ist schon immer ein besonderes Merkmal der VOLBEAT-Konzerte gewesen. Locker und aufgeweckt wird hier geflachst, auf "Slayer!"-Rufe erfolgt: "Slayer? Are you crazy? They are evil ...". Mit solchen Sprüchen lässt sich jedes Publikum bändigen - und wenn das immer noch nicht reicht, dann wird eben kurzerhand noch eine Flasche Whiskey an die Fans überreicht, die sichtlich Spaß an der braunen Brühe haben. Nach dem euphorisch gefeierten 'Sad Man's Tongue', wobei Christian Voltech seine Akustikgitarre schwingt, folgt mit 'Maybellinne', ein brandneuer Song der noch bis zum Sommer erscheinenden neuen CD.

Die Stimmung ist mittlerweile völlig ausgelassen, so dass neben den obligatorischen Crowdsurfer/innen und walzertanzenden Pärchen auch mal ein Fan rückwärts von der Bühne aus in die tobenden Wellen springt. Feine Aktion, die auch von der Band tierisch abgefeiert wird. Dass auch bejubelte Rocker jeden Penny dreimal umdrehen, wird an Christian Voltech deutlich, der während einer freien Minute sich mal eben alle Gläser vom Bühnenrand klaut um damit (Pfandsystem sei dank) eine schnelle Mark zu machen - bodenständig sind sie ja, da kann man nix sagen. Mit 'Still Counting' präsentieren VOLBEAT dem Jenaer Publikum auch noch einen zweiten neuen Song, welchen ich nutze, um zu checken, wie es denn im hinteren Bereich der Halle ausschaut. Fröhliche Gesichter weit und breit - außer an der Bar. Die ist mittlerweile fast ausgestorben, offensichtlich vergessen die Fans bei dem Festival der guten Laune ihren Durst. "Call your grandma, because she knows this song..." - Michael übergibt seine Gitarre Rasmus und schmettert ohne seinen Sechssaiter 'I Only Wanna Be With You' in die Menge, die den Frontmann kräftig abfeiern und ihn am Ende sogar selber über ihre Köpfe surfen lassen.

Nach 'River Queen' ist vorläufig Schluss. Was folgt ist klar. "Zugabe, Zugabe!"-Rufe aus den musikhungrigen Kehlen. Die Band erhört's und haut mit 'Always With You' einen letzten Kracher ins Volk, wobei einige Auserwählte die Bühne entern und zusammen mit der Truppe tanzen und singen dürfen - sah gut aus und sorgte für einen bravourösen Abschied. Doch Feierabend war für Fans, wie für alle Bands noch lange nicht, denn die musikalischen Leistungsträger kamen wenige Minuten nach Showende zurück zu den Fans und ließen sich auf diverse Schwätzchen, etliche Autogramm- sowie Fotowünsche ein.

Ein Abend mit VOLBEAT ist immer auch ein gelungener Abend. Da hat sich im Vergleich zum Vorjahr nichts verändert und lässt die Vorfreude auf kommende Schandtaten der eifrigen Dänen wahrlich steigen. Let's go, VOLBEAT!

Setlist:
Human Instrument
Another Day
Radio Girl
Rebel Monster
Mr. & Mrs. Ness
Sad Mans Tongue
Maybelline
Caroline Leaving
Say Your Number
Soulweeper 1
Danny and Lucy
Still Counting
A Moment Forever / Pool Of Booze
I Only Wanna Be With You
The Garden's Tale
River Queen
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Always With You

Redakteur:
Enrico Ahlig

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