Volbeat - Leipzig

21.09.2007 | 10:13

14.09.2007, Hellraiser

An diesem Abend herrscht anfängliche Leere vor der Bühne im Leipziger Hellraiser, und das, obwohl es bereits gegen 21 Uhr ist. Drei in die Jahre gekommene Männer, die sich entweder über Glatzen- oder Bauchansätze beklagen können, betreten die Bühne. Es sind zwei Gitarristen und der Sänger von MAIN MACHINE. Passend zu ihrem Namen trägt der Sänger der Leipziger Band, Petri, ein MACHINE HEAD-Shirt. Sich selbst bezeichnen MAIN MACHINE als "straighte Heavy-Rockband mit klassischer Rockbesetzung (Drums/Bass/Git/Voc) und musikalischen Einflüssen von Oldschool bis Nu Rock". Das zeigen die Jungs aber auch auf der Bühne: Petri vertont mit seiner tiefen und männlichen Stimme Lieder wie 'Without You' vom aktuellen Album "Manic Love" oder 'Run Away' vom 2004 erschienenen Album "It Will Never Die". Gepaart wird sein klarer Gesang mit harten Drummparts, die bis in die Magengegend vordringen. Es vermittelt ein tolles Konzertfeeling, obwohl die Musik an diesem Abend generell ein wenig zu laut erscheint. Aber echte Rocker und Metalheads mögen es nun einmal laut und am besten dazu noch ein gutes, kühles Bier. Währenddessen kann die Show auf der Bühne genossen werden. Sänger Petri unterstreicht seine Songs stark durch seine Mimik, auch wenn er dabei manchmal angestrengt aussieht. Für seine Anstrengungen fordert er aber auch Applaus, den er bereitwillig von dem noch immer recht magerem Publikum bekommt. Zum Ende hin wird noch der Titelsong vom "Manic Love"-Album gespielt. Noch ein letztes Mal rocken MAIN MACHINE in einem schnellen Rhythmus. Doch leider müssen sich die Leipziger dann verabschieden und die Bühne für WAXY und den Headliner des heutigen Abends, VOLBEAT, räumen.
[Franziska Böhl]

Die Amerikaner WAXY haben nun den schweren Stand, zwischen den Lokalmatadoren und dem Headliner die Meute bei Laune zu halten. Dies gelingt jedoch nur ansatzweise. Mit ihrem recht vertrackten und phasenweise sehr anstrengenden Prog-Rock - Metal kann man es nur selten nennen - können sie zwar musikalisch überzeugen, jedoch stimmungstechnisch nur bedingt zum Gelingen des Abends beitragen. Oftmals kaum enden wollende Instrumentalpassagen zeugen zwar von spielerischer Klasse, schaffen es aber nicht, das Publikum aus der Reserve zu locken, so dass die Fans immer noch einen ordentlichen Sicherheitsabstand zu den ersten Reihen pflegen oder es sich an der Bar gemütlich machen, welche bei WAXY Dauerfrequentierung erlebt. Auf CD mag dies alles besser funktionieren, aber live kickt es einfach beim ersten Hören nicht - für Fans von TOOL jedoch sicher eine interessante Angelegenheit.

Nun war es Zeit für den Headliner - die Überflieger aus Dänemark: VOLBEAT! Schon vor Showbeginn ist Partylaune angesagt ("Spiderschwein" darf nicht fehlen), die Vorfreude nicht zu übersehen. Der Hellraiser ist mittlerweile prima gefüllt und bereit für den Auftritt der Dänen auf ihrer ersten Headliner-Tour in Deutschland und ebenso bereit für ihren "Elvismetal". Damit eroberten sie die Herzen der wildesten Schädelwackler, indem sie gekonnt harten Metal mit einer an Elvis Presley erinnernden Stimme zelebrierten, der schnell ins Bein ging und dem sich einfach niemand entziehen konnte.
Nach und nach betreten nun die Jungs die Bühne, klatschen schon vor dem ersten Takt mit den Fans ab, welche endgültig aus dem Häuschen sind, als Sänger Michael die Bühne betritt. Statt mit einem kühlen Blonden erscheint er mit einem Mundspray ... Doping beim Metal? Ein heißes Eisen, bislang totgeschwiegen - nur gut, dass das Sommerloch sich dem Ende zuneigt.
Eins, zwei drei und ab dafür: 'The Human Instrument' bläst erst mal alles um - was für eine Wand kommt da auf einen zugerollt? Die Stimmung ist mittlerweile bei gefühlten 555,5 Grad schon über den Siedepunkt hinaus, die Textsicherheit, welche die Fans offenbaren, kann dies jedoch nicht behindern. Bevor wilde Spekulationen die Runde machen, erklärt Michael im Folgenden, dass seine Mandeln angeschwollen sein und er deshalb dieses Spray nutzt. Jedoch macht er den Fans klar, dass auf Grund der leicht angeschlagenen Stimme (was man zum Glück zu keiner Sekunde merkte) die Fans ihn unterstützen sollen. Kein Problem, doch da heutzutage ohne eine Gegenleistung keiner was macht, gibt's für die Fans mal eben eine leckere Flasche Jack Daniels, welche sich eifrig seinen Weg durch das durstige Volk ebnet. Zurück auf der Bühne gibt's noch einen Schluck für Michael - und weiter Vollgas!
Nach Stimmungsgranaten wie 'Another Day', 'Radio Girl' (wie geil war das denn?) oder 'Rebel Monster' zeigen sich die Jungs von ihrer sympathischsten Seite. Die obligatorischen SLAYER-Rufe kommentieren die Jungs auf ihre Weise, in dem sie zum Jubel der Fans für wenige Momente 'Raining Blood' intonieren - Yeah! MOTÖRHEAD-Rufe ertönen, also gibt’s 'Ace Of Spades' für wenige Sekunden. METALLICA werden auch noch kurz gehuldigt, bevor man sich einem Großmeister der Liedkunst widmet: Johnny Cash. Und da Johnny nicht viel mit E-Gitarren anfangen konnte, erblicken wir in den Armen des auf die Bühne schreitenden und in Karohemd gekleideten Christian Voltech eine gute alte Akustikgitarre - jeder weiß was kommt: 'Sad Man's Tongue'. Es wird wie beim gesamten Gig hart, aber fair gemosht, die Haare kreisen, die Mädels tanzen - Rockin' all over the Hellraiser!
Die Begeisterung kennt im Folgenden keine Grenzen mehr, mittlerweile sind auch die Crowdsurfer unterwegs, was Sänger Michael sofort zur Nachahmung nutzt und sich über die Massen tragen lässt. Fannähe wird großgeschrieben, denn auch Gitarrist Thomas Bredahl (der Schwarm aller Frauen) sowie Bassist Anders Kjølholm klatschen nach fast jedem Song mit den Fans ab.
Fannähe der ganz anderen Art pflegt eine junge Dame, welche während eines Song auf die Bühne steigt und den lächelnden Michael mal ganz lieb knuddeln will - nach kurzer Streicheleinheit geht's aber schnell wieder zurück. Doch war ihm der eine Fan wohl nicht genug, denn bei 'Always With You' lädt er Mutige auf die Bühne ein, um zusammen mit der Band für Stimmung zu sorgen. Es wird wild getanzt und noch wilder gesungen - der Hellraiser erlebt einen wahren Höhepunkt an guter Laune. Zur Belohnung gibt's dafür noch eine Flasche Jack Daniels für die Fans - so muss das sein!
Jeder durfte mal ran, denn bei 'I Only Wanna Be With You' unterstützt der Mann für Merchandising die Jungs an der Gitarre - Akustik-Gittarist Christian kommt auch noch mal zum Zug, bevor nach 'River Queen' erst mal Schluss ist.
[Enrico Ahlig]

Doch vorbei war es damit noch lange nicht. VOLBEAT hatten noch nicht einmal die Bühne verlassen und schon es gab die ersten Zugaberufe. Mit ihrer Mischung aus leichten Rockabilly- und Metal-Anleihen konnten sie an diesem Abend die Fans einfach zu sehr begeistern. Und diese kamen dabei zahlreich. Von der anfänglichen Leere ist nichts mehr zu spüren. Selbst jetzt nimmt das Gedränge noch kein Ende: Alle sind gut gelaunt, wollen mehr, mehr von VOLBEAT und das bekommen sie auch. Doch die Zugabe soll nicht nur aus einem oder zwei Songs bestehen, nein, wenigstens drei, wenn einem schon nicht mehr angeboten werden. Mit dem letzten Song 'The Gardens Tale' wird noch einmal der Hellraiser gerockt. Die Fans würden am liebsten noch mehr hören und sehen, aber leider war es das für diesen Abend. Ein letzter Weg zu Bar, um bei einem kühlen Bier noch ein wenig über diesen tollen Auftritt der "Elvismetaller" zu philosophieren. Einige sind bereits nach Hause gegangen, doch an diesem Abend lohnte es sich noch zu bleiben, denn VOLBEAT kamen noch einmal hervor. Dieses Mal aber vor und nicht auf die Bühne, redeten mit ihren Fans, schrieben fleißig Autogramme, schüttelten Hände und posierten bereitwillig für Fotos. Mit Fotos der Band und einem Lächeln und ebensolchen schönen Erinnerungen an einen gelungenen Konzertabend geht es nach Hause.
[Franziska Böhl]

Redakteur:
Franziska Böhl

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