WEEDEATER und ROGUE RESULT - Wiesbaden

30.07.2024 | 11:02

24.07.2024, Schlachthof (Kesselhaus)

Dreckig, laut und eine Flasche Bourbon.

Heute ist ein sonniger und arbeitstechnisch stressfreier Tag, es ist warm und ein Konzert in meinem mittlerweile zweiten Wohnzimmer, dem Kesselhaus des Schlachthofs in Wiesbaden steht auf dem Plan. Pünktlicher Feierabend, einen Snack in der Sonne genießen und dann mehr als rechtzeitig und in aller Ruhe auf die Autobahn, die frei ist und mir keinen Stau beschert. Auf dem Parkplatz angekommen, kommt auch schon die Nachricht meines schwedischen Konzertbuddys, der wohl auch schon da ist. Das heißt wir haben genug Zeit für ein kühles Kaltgetränk im "60/40", dem Lokal mit industriellem Charme, direkt im ehemaligen Wasserturm des Schlachthofes. Bei dem Wetter, lassen wir es uns natürlich nicht nehmen, unser Kaltgetränk in der Sonne zu genießen und verkürzen uns somit die Wartezeit bis zum Einlass.

Als es dann endlich so weit ist und die Türen des Kesselhauses, sowie die Kasse öffnen, geht es, wie nicht anders gewohnt, schnell und unkompliziert durch den Einlass. Dann erstmal kurz die Merchstände abchecken und sich anschließend schon mal einen guten Platz vor der Bühne sichern. Als Support spielt heute ROGUE RESULT, bei denen es sich tatsächlich um echte "local heroes" handelt, die Jungs kommen nämlich aus Wiesbaden, worüber ich mich wirklich freue, denn es ist schön zu sehen, dass auch die lokale Rock- und Metal-Szene lebt. Lange müssen wir nicht warten, bis die Jungs loslegen, sie betreten die Bühne, Gitarre und Bass werden eingestöpselt und dann geht es auch schon los! Musikalisch verbindet das Trio spielerisch Stoner, Jazz, Funk, New Wave und Jamrock miteinander und sogar eine Prise Grunge ist dabei. Das ganze mit viel Zerre, einer großen Portion Staub und ordentlich Fuzz.

Schon nach wenigen Minuten sind wir uns einig, die Jungs sind richtig gut! Das macht richtig Bock! Dieser staubtrockene, schwere Gitarrensound, der funkige, rockige und beinahe jazzige Bass und ein herrlich groovendes aber auch zeitweise krachendes Schlagzeug sorgen für eine durchweg gute Atmosphäre, eine tolle Stimmung im Kesselhaus und durch das Abwechseln zwischen den schweren und eher funkigen Parts auch für reichlich Abwechslung! Mal laden tonnenschwere Riffs zum Headbangen ein und dann, wenn das Effektpedal getreten wird und es ruhiger zur Sache geht, eher zum Träumen und Abdriften. Ich bin ganz ehrlich, ich bin begeistert! Zu keiner Sekunde kommt auch nur ein Funke von Langeweile auf, im Gegenteil ich bin durchweg voll in der Musik versunken und genieße es einfach.

Die Zeit vergeht beim Auftritt von ROGUE RESULT wie im Flug und ist leider auch schnell wieder vorbei.
Ein wahnsinnig gutes Aufwärmprogramm an diesem Abend, der Staub wurde schon mal ordentlich aufgewirbelt und das Publikum ist locker und in bester Stimmung. Nachdem sich das Wiesbadener-Trio beim Publikum bedankt und verabschiedet hatte, wird kurz und schnell alles für den Headliner vorbereitet, natürlich dauert es diesmal etwas länger, aber alles in allem bei weitem nicht so lange wie bei manch anderem Konzert.

Wir sichern uns einen Platz in der ersten Reihe. Beim genaueren Mustern des Equipments fällt uns etwas auf: Die vorderen Abdeckungen der Verstärker sind schmutzig und eingedellt, alles gut, damit hat, denke ich, niemand ein Problem und irgendwie kommt das ja auch auf eine gewisse Weise sympathisch und bodenständig rüber, quasi wie damals die Bands im örtlichen JUZ, irgendwie ist das einfach Rock 'n' Roll und einfach Metal!

Als dann die drei Musiker von WEEDEATER die Bühne betreten, fällt direkt auf, dass, bis auf das Schlagzeug, auch Gitarre und Bass, völlig eingestaubt und recht schmutzig sind und die Basssaiten teilweise angerostet sind! Und sowohl Gitarrengurt als auch Bassgurt sind unter anderem mit Panzertape befestigt! Eins ist klar: Hier wird Stoner, Doom und Sludge nicht nur gespielt, sondern auch gelebt! Das ist ja mal abgefahren! So etwas hab ich tatsächlich bis dato noch nicht gesehen! Für die meisten mag das jetzt nicht sonderlich cool klingen, doch mal im Ernst, irgendwie hat das doch was!

Das ist aber noch nicht alles: Sänger und Bassist Dave "Dixie" Collins kommt mit einem großen Becher, einer Schale Eiswürfel und einer Flasche Jim Beam auf die Bühne, die direkt in Reichweite abgestellt werden. Wer so ein Setting auf der Bühne präsentiert, der lebt und atmet doch Rock 'n' Roll bzw. den Stoner, Sludge und Doom Metal und spielt bestimmt wie der Teufel!

Und so ist dann auch! Nachdem der Sound stimmt und alles ready ist, geht es nach kurzem Einzählen von Dave auch schon los, brachiale schwere Gitarrenriffs fliegen uns um die Ohren das Schlagzeug ist so richtig laut, nicht nur laut es scheppert wirklich mächtig im Kesselhaus, während Daves Bass den Boden und auch den eigenen Körper mit seinem donnernden Basslines zum Beben bringt. Die Bierflaschen, welche der gute Herr hinter dem Schlagzeug recht schnell austrinkt und neben sich abstellt, fallen alle genauso schnell wieder um wie sie aufgestellt wurden, denn die Felle werden mit solch einer Wucht bearbeitet, dass das Drumset ordentlich wackelt. Insgesamt ist der Sound wirklich gut, aber auch wirklich sehr laut! Die Energie, die von der Bühne ausstrahlt, springt schon beim ersten Song direkt aufs Publikum über und es macht einfach Spaß zuzusehen und vor allem zuzuhören.

Vor allem Dave erweist sich nicht nur als toller Bassist und guter Screamer, nein er ist tatsächlich ein waschechter Entertainer und weiß stets mit Grimassen, kleinen Tanzeinlagen während des Bass-Spielens und witzigen Ansagen zwischen den Songs zu unterhalten. Nicht zu vergessen, das Drehen der Jim Beam Flasche um den Mittelfinger sowie das Küssen des Flaschenetiketts und das aus-der-Flasche-Trinkens.

Und auch das: mit einem Fuß aufstampfen und einzählen vor den Songs zeigt einfach, dass hier ein Musiker mit Leib und Seele vor einem steht, der das, was er tut, auch lebt. Es macht einfach super viel Spaß, den Abend mit dieser verrückten und abgefahrenen, aber auch leidenschaftlichen Band zu verbringen und diese derben Stoner und Sludge Riffs um die Ohren geknallt zu bekommen, hart wie eine Brechstange voll auf die Zwölf!

Nachdem der letzte Song gespielt wurde, kam noch einmal ein großes Dankeschön ans Publikum mit der Information, dass die Band jetzt Weed braucht und man sich draußen auf der Terasse sieht! Für einige mag das alles wirklich wild klingen, doch in meinen Augen gehören auch diese verrückten und leidenschaftlichen Musiker zu unserer Szene dazu und haben ihren festen Platz in der Metal und Rockwelt. Es war ein toller Abend, voller Spaß, Unterhaltung und guter Musik und vor allem hat mir dieser Abend wieder eines ganz deutlich vor Augen geführt: Es muss nicht immer alles perfekt sein und man muss nicht immer versuchen, allen und jedem zu gefallen, es darf auch einfach mal dreckig und laut sein! Super Support, macht weiter so Jungs und well done WEEDEATER!

Redakteur:
Kevin Kleine

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