With Full Force - Roitzschjora
05.08.2014 | 12:3904.07.2014,
Zum 21. Mal Deutschlands härtester Acker: Das With Full Force mit MOTÖRHEAD-Rückkehr und wüstenähnlichem Klima.
Samstag Mittag, unfassbare Hitze, Schlafmangel, Konterbier und Thrash Metal. Ja, DEW-SCENTED ist echt saugeil. Seit über 20 Jahren messerscharfe Thrashriffs und kompromisslose Geschwindigkeitsübertretungen. Schon seit Ewigkeiten habe ich die Band nicht mehr live gesehen und bin gespannt, ob man nach so langer Zeit als Underground-Band überhaupt noch Spaß an Liveshows hat? Dumme Frage, natürlich haben die fünf Braunschweiger einen Mordsspaß und zeigen uns mit 'Cities Of The Dead' und 'Thrown To The Lions', wie man die Thrashkeule schwingt. 'Acts Of Rage' beschließt dann eine verdammt gute Show, so kann es gerne nochmal 20 Jahre weitergehen!
RISE OF THE NORTH STAR ist aus Paris und spielt eine Art Hardcore-Thrash-Beat-Down-Mix. Dazu orientiert sich die Band stilistisch am US-Hardcore und bringt eine asiatische Manga-Optik mit ins Spiel. Das klingt schon sehr konstruiert und reichlich schräg. Ich schaue mir die Band aber tatsächlich wegen eines zuvor veröffentlichten Songs an, der mir verdammt gut gefallen hat. Bleiben wir deshalb erst mal bei der Musik. Die ist nicht schlecht und ballert schon ordentlich. Eingängige Hardcoreriffs mit gelegentlichen Thrash-Explosionen. Erinnert alles ein bisschen an HATEBREED, nur extremer. Songs wie 'Welcame' oder 'Demonstrating My Saiya Style' wissen aber durchaus zu gefallen. Ob es vorteilhaft ist, mit weißem Mundschutz aufzutreten oder viel zu kurze Westen über XXL Shirts zu tragen, kann man diskutieren. Ich finde aber, dass die Band trotz ihrer seltsamen Inszenierung eine ordentliche Show abliefert.
Letztes Jahr haben Sie abgesagt und angekündigt, 2014 alles in Schutt und Asche zu legen. Die schwedischen Wikinger von AMON AMARTH halten Wort. Als wenn es nicht schon heiß genug wäre, brennt hier wirklich die Luft. Die Pyroeffekte erreichen heute ja schon fast rammsteinähnliche Ausmaße. 'Guardians Of Asgaard', 'Cry Of The Blackbirds' und 'Asator', geht es noch besser? Klar geht das und darum schieben AMON AMARTH noch 'Victorious March' nach. Sänger Johan Hegg ist heute auch noch verdammt gut drauf und grinst immer mal wieder aufgrund der euphorischen Publikumsreaktion in seinen Bart hinein. Das kommt gut an, denn warum sollen Wikinger nicht auch mal lachen, wenn sie Löbnitz plündern und in Brand stecken. Ein guter Sound, eine geile Show und die geniale Songauswahl lassen das Finale mit 'Twillight Of The Thunder God' und dem obligatorischen 'Pursiut Of Vikings' noch lange in Erinnerung bleiben. Wenn es nur nicht so heiß wäre, könnte man sich jetzt mit Met komplett abräumen.
Der diesjährige musikalische Leckerbissen ist der Headliner des Samstagabends: ROB ZOMBIE. Zum ersten Mal habe ich heute die Chance, das Multitalent aus den Staaten live zu sehen. Als echter Fan (auch die WHITE ZOMBIE-Scheiben stehen bei mir im Regal) weiß ich allerdings, dass hier eine deutliche schwächere Leistung als auf Platte zu erwarten ist. Ich kann mich eigentlich nicht daran erinnern, jemals einen ausnahmslos positiven Livebericht gelesen zu haben. Es hilft tatsächlich, wenn man seine Erwartungen herunterschraubt und diesem Gig relativ gelassen entgegen sieht. 'Teenage Nosferatu Pussy' ist dann erstmal ein recht ordentlicher Opener vom insgesamt echt guten aktuellen Album ''Venomous Rat Regeneration Vendor''. Zombie weiß nach so langer Zeit als Rockmusiker genau, was zu tun ist, um das Publikum zu begeistern. Das Outfit ist cool, das Bühnenbild stimmig und mit 'Superbeast' und 'Living Dead Girl' trägt die Songauswahl zu einem gelungene Start bei. Neben dem etwas langatmigen Drum- und Gitarrensolo wird auch gecovert. DIAMOND HEADs 'Am I Evil' ist dabei gelungen, 'Schools Out' von ALICE COOPER ehr weniger. Ich freue mich, dass auch 'House Of 100 Corpses' im Set auftaucht. Die rote Bühnenbeleuchtung bildet hier die perfekte Atmosphäre für einen Horrorstreifen. Wirklich cool wird es allerdings erst bei dem Oldie 'Thunder Kiss 65'. Die Zugabe 'Dragula' beinhaltet dann die kompletten Stärken und Schwächen des Auftritts. Der Sound ist soweit recht ordentlich und Zombie schafft es, eine ziemlich gute Show hinzulegen. Allerdings werden Lyrics teilweise verschluckt und einige Einspieler lassen Langeweile aufkommen. Trotzdem ist der Auftritt besser als erwartet. Das Fazit: Für eine ROB ZOMBIE-Liveshow ziemlich gut!
[Chris Gaum]
Das Saturday Night Fever ist bereits in vollem Gange, als die schwedischen Punk'n'Roller von PSYCHOPUNCH die Hardbowl-Bühne betreten. Weiß man nicht, dass die Jungs aus dem hohen Norden den Weg hierher gefunden haben, so kann es bereits nach den ersten Gassenhauern erahnen. Treibender Streetpunk, mehrstimmige Sing-a-longs und zuckersüße Melodien, wie sie nur von schwedischen Punkrockern dargeboten werden können, schmücken die Songs. Welche vielleicht nicht jeden zum Blutpogo oder Schädelkreisen animieren, aber eben verdammt gut reingehen. Und zu keinem Zeitpunkt auf dem With Full Force besser passen als in diese Samstagnacht.
[Tobi Schneider]
So schlecht wie das Samstagnacht-Programm mit ESKIMO CALLBOY begonnen hat. so geil wird es beendet. MALIGNANT TUMOUR haben alles, was eine Party braucht. Der Crustcore mit deutlichem Rock'n'Roll-Einschlag zündet deshalb auch sofort. Es braucht genau einen halben Song, bis der Moshpit tobt, die Bierbecher fliegen und andere skurrile Dinge im Publikum passieren. Eigentlich war auch nichts Anderes zu erwarten, wenn eine Band wie MOTÖRHEAD auf Speed klingt. Trotz solcher Klischees ist das im Gegensatz zum Opener des "Saturday Night Fever" authentisch und macht einfach Spaß. Die tschechische Band, die mit ihrem ''Earthshaker''-Album nach 20 Jahren erst etwas mehr Aufmerksamkeit erfahren hat, gewinnt heute Nacht meinen selbst erfundenen "WFF-Band des Jahres"-Preis. 'We Are The Metal', 'Earthshaker' und 'Overdose & Overdrive' da gibt es kein Halten mehr. Auch optisch bleibt die Band unerreicht und räumt deshalb ebenfalls den Titel "Sexiest Band of the Festival" ab. Bassist Simek als Atze Schröder macht dabei keine schlechtere Figur als Gitarrist Koral. Einfach mal nach Bildern googeln... Es lohnt sich ;-) Nach 45 Minuten ist der wirkliche überragende Auftritt vorbei. Viel zu früh, meinen auch die zahlreich anwesenden Partygäste. Schade, hier lässt sich bei der straffen Festivalorganisation leider keine Ausnahme machen. Also ab ins Partyzelt...
[Chris Gaum]
- Redakteur:
- Carsten Praeg