Zappa Plays Zappa - Düsseldorf

02.09.2006 | 00:17

21.05.2006, Phillipshalle

ZAPPA-Jünger horchten Mitte 2005 auf: Dweezil und Ahmed Zappa wollten den Spirit ihres Vaters wieder aufleben lassen. Leider schlug der ZAPPA-Clan erst mit einer halbjährigen Verspätung nur mit Dweezil in Düsseldorf auf, da Ahmed leider an einem Filmprojekt mitwirken musste.

Und so erschienen die ZAPPA-Jünger in Düsseldorf. Und es waren nicht wenige. Die Phillipshalle war fast ausverkauft. Aus allen Teilen der BRD, ja sogar aus den benachbarten Ländern erschienen sie, um heute die Musik zu hören, die sie in ihrer Jugend konsumiert hatten. Im Publikum befand sich nicht nur die ältere Generation, hier war fast alles vertreten, vom Altrocker über Metalheads bis hin zu Ehepaaren mit ihren Kindern.

Die Spannung stieg merklich: Was kam da auf einen zu? Punkt acht ging dann das Licht aus, und auf der großen Leinwand im Hintergrund wurde erst einmal ein halbstündiger Film aus der "Roxy And Elsewhere"-Ära gezeigt, wo alle damals beteiligten Musiker ihr Können unter Beweis stellten. Und ZAPPA dirigierte die Musiker, wie er es immer tat.

Nachdem der Film beendet war, erschien dann Dweezil Zappa mit seiner Band auf der Bühne. Ein Jubel ging durchs Publikum. Die Band legte los mit den Frühwerken 'Hungry Freaks Daddy' und 'Let's Make The Water Turn Black'. Besonders zu erwähnen an dieser Stelle ist Napoleon Murphy Brooks, ein Urgestein der ZAPPA-Ära. Während die Band noch eine kleine Aufwärmphase brauchte, war er von Anfang an voll auf der Höhe. Dieser Mensch hat an seiner Ausstrahlung absolut nichts verloren. Obwohl er die sechzig Jahre wohl längst überschritten haben müsste, war er stimmlich absolut topp, spielte sein Saxophon noch vorzüglich wie eh und je und übernahm während des gesamten Konzertes fast die kompletten Gesangsparts. Scherzte, tanzte und strahlte immerzu. Hut ab! Er war das komplette Gegenteil von Dweezil, der sehr schüchtern auf der Bühne stand und ab und zu mal einen Scherz machte, wie zum Beispiel, dass ab jetzt Düsseldorf "Dzweezildorf" heißt.

Die restliche Band bestand - außer dem Z-Veteranen, Joe Travers am Schlagzeug - aus blutjungen Musikern, die aber allesamt (wie bei einer ZAPPA-Show nicht anders zu erwarten) technisch hervorragend agierten und souverän und mit Verve durch die komplexen Kompositionen navigierten.
Besonders erwähnenswert dabei Scheila Gonzalez, die Background Vocals, Saxophon, Flöte, Keyboards und Percussion übernahm und das heimliche Rückgrat der Gruppe bildete. Rhythmus-Gitarrist Jamie Kime arbeitete die meiste Zeit Gruppen- und Sounddienlich im Hintergrund, bekam aber zweimal die Möglichkeit zu einem Solo, bei denen er deutlich machen konnte, dass in ihm ein variabler, virtuoser Leadgitarrist steckt. Nur eines fehle hier richtig: Frank Zappas Stimme.

Dann, nach einer kurzen Pause, wurde ein weiteres Schlagzeug auf die Bühne geschoben, und alle im Publikum ahnten wer nun kam. Richtig! Terry Bozzio, das Drumtier! Und sofort ging es nun los mit 'I'm So Cute', wo hier Terry wie auch bei 'Punkys Whips' natürlich die Gesangsparts übernehmen musste. Mann oh Mann, der war noch genauso drauf wie früher. Und er muss ja auch schon mittlerweile auf die sechzig zugehen.
Dann ging es Schlag auf Schlag weiter, Dweezil kündigte das gefürchtete 'Black Page' an und erwähnte noch nebenbei, dass sein Vater dazu noch einige Gitarrennoten geschrieben hätte. Und wer hatte sie damals gespielt? Ein Jubeln ging durch das Publikum: Gitarrengott Steve Vai erschien höchstpersönlich auf der Bühne. Nach 'Black Page' folgte nun 'Peaches En Regalia', wobei vielen im Saal die Kinnlade bezüglich Vais Gitarrenspiels herunterfiel. Er ist eben ein Gott - und erhielt auch deswegen Standing Ovations.
Nun folgte ein göttliches 'Montana', wobei Dweezil und Steve ein gnadenloses Gitarrenduell zum Besten gaben. Absoluter Hammer. Das Publikum fing langsam an zu toben. Viele Leute standen schon und tanzten. Einige wollten nach vorne vor die Bühne um zu tanzen, wurden aber vom Sicherheitspersonal wieder zurückgeschickt. Nach einigen weiteren Stücken folgte dann 'Zomby Woof', das Publikum war nun komplett auf den Beinen, es drängte in Richtung Bühne und die Ordner ließen es zu.

Nach dem letzten Lied, 'Sofa #2', brach dann ohrenbetäubender Jubel los, so dass die Musiker erst gar nicht mal die Bühne verließen, sondern ungläubig am Bühnenrand standen, wobei sie um die Wette grinsten. Danach ging es weiter mit dem Zugabenteil. 'Camarillo Brillo' wurde gespielt, bevor schließlich bei 'Cosmic Debris' jeder Musiker ein Solo zum Besten gab.

Nach dreieinhalb (!) Stunden war dann leider das Konzert vorbei. 210 Minuten vorzügliche Musik, Weltklasse-Musiker und einer gehörige Portion Spaß. Und Dweezil kündigte an, wiederkommen zu wollen. Schauen wir mal!

Redakteur:
Ulrich Bechstein

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