SUBWAY TO SALLY: Interview mit Simon Michael

10.09.2008 | 16:57

SUBWAY TO SALLY sind derzeit eine der populärsten deutschsprachigen Bands. Mit "Schlachthof" steht ein neues Livealbum als DVD/CD-Paket an, das auf der "Bastard"-Tour mitgeschnitten wurde. Schlagzeuger Simon Michael äußerte sich im Interview mit POWERMETAL.de über die Bands, die Fans, die neue Scheibe und den Auftritt bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest und erzählte nebenbei, dass die Band schon am nächsten Album arbeitet.


Stefan Kayser:
Gehen wir gleich ans Eingemachte: Man schätzt euch für ausgeklügelte musikalische Arrangements und originelle Texte. Aber wie auch auf "Schlachthof" zu hören, wird auf euren Konzerten immer lautstark das Gaga-Kinderlied "Julia und die Räuber" gefordert und dann als ein Konzerthöhepunkt zelebriert. Wie erklärt ihr euch die ungeheure Beliebtheit dieses Liedes?

Simon Michael:
Das ist so eine Art Hymne für die Band und deren Fans geworden. Es ist großartig, dass es so etwas gibt. Natürlich hat keiner meiner Kollegen damals damit gerechnet, dass gerade dieser - nicht ganz ernst gemeinte Song - solch eine Eigendynamik entwickeln würde über die Jahre. Erklärbar ist das vielleicht mit der Einfachheit des Textes. Den kann man ja quasi schon, bevor man ihn gehört hat, mitsingen.

Stefan Kayser:
In der Setlist waren die frühen Alben "MCMXCV" und "Bannkreis" gar nicht vertreten. Warum habt ihr euch überwiegend für neueres Material entschieden?

Simon Michael:
Na, weil das die "Bastard"-Tour war. Weil wir einfach Spaß daran haben, neue Songs zu spielen. Es ist mittlerweile schwierig geworden, in den 110 Minuten Show alle Fans zufriedenzustellen. Die Band hat so viele Songs, die wir für nicht verzichtbar halten, und dafür reichen die 110 Minuten nicht aus ... und länger spielen geht wirklich energietechnisch nicht.

Stefan Kayser:
Was auf der DVD und vielleicht mehr noch auf der CD von "Schlachthof" auffällt, ist die hervorragende Klangqualität. Ich kann selbst als Konzertbesucher bestätigen, dass bei euren Auftritten alle Instrumente sehr sauber herausmodelliert sind. Was macht ihr besser als andere Bands?

Simon Michael:
Wir liefern saubere Signale zum Mischpult, hahaha! Nein, im Ernst: Wir fahren mit unserer eigenen Produktion, das heißt, wir haben Licht, Ton, also das ganze Bühnenequipment selbst dabei und greifen nicht auf die Anlage des jeweiligen Saales zurück. Noch dazu kommt, dass wir eine großartige Crew haben, unsere Sound- und Lichttechniker Jochen, Ben, Jan, Katja, um mal die Protagonisten zu nennen, sind wirklich Meister ihres Fachs.

Stefan Kayser:
Wie entstehen eure Stücke? Ist erst der Text oder die Musik da oder wechselt das?

Simon Michael:
Das ist unterschiedlich. Mal ist der Text da und inspiriert zur Musik, mal ist es umgekehrt. Die Songs von "Bastard" und auch die Songs des neuen Albums sind in Live-Atmosphäre entstanden, also so richtig beim Spielen im Proberaum.

Stefan Kayser:
Da ist also schon etwas Neues in der Mache. Als deutschsprachige Band sind SUBWAY TO SALLY natürlich vor allem in den deutschsprachigen Staaten erfolgreich. Aber mittlerweile findet ihr auch darüber hinaus Beachtung. Wo habt ihr im Ausland die größte Anhängerschaft?

Simon Michael:
Gute Frage, ich glaube, das ist, wenn man sich an den Plattenverkäufen im Ausland orientiert, gar nicht so bombastisch. Wir waren vor rund einem Jahr mal in Moskau und haben dort einen Auftritt vor ein paar hundert begeisterten Fans gespielt, womit wir gar nicht gerechnet hatten. Wir wollen im Ausland auch noch etwas aktiver werden in der Zukunft. Zumindest würde ich mir das sehr wünschen.

Stefan Kayser:
Unter dem extrem dehnbaren Begriff Krautrock gab es in den Siebzigern schon Gruppen, die sich an mittelalterlicher Musik orientiert haben, wie z.B. OUGENWEIDE. Habt ihr euch in euren Anfangsjahren eher an solchen Bands oder am "normalen" Rock orientiert?

Simon Michael:
Ich denke, dass wir uns da eher an Folk orientiert haben als am Mittelalter.

Stefan Kayser:
Was den neueren, elektrischen Mittelalter/Folk-Rock und Metal betrifft, gelten SUBWAY TO SALLY zu den Begründern. Inzwischen gibt es ja so manche Band, die auf Mittelalter macht und Dudelsack spielt. Wie seht ihr das? Ist da eher Stolz, einen Trend gesetzt zu haben, oder Ärger über Plagiatoren?

Simon Michael:
Da sind wir eher stolz drauf! Für einen Künstler ist es doch die größte Anerkennung, wenn er durch sein Schaffen zu Kreativität inspiriert. Wir sind stolz auf die ganze Szene und darauf, das von Anfang an mitbegründet zu haben.

Stefan Kayser:
Was an SUBWAY auffällt, ist die personelle Beständigkeit. Auch in Septettstärke gab es in 15 Jahren außer am Schlagzeug keine Umbesetzungen. Wie kommt's?

Simon Michael:
Innerhalb der Band herrscht einfach eine sehr warmherzige, familiäre Atmosphäre. Wir sind alle gute Freunde und kümmern uns umeinander. Wenn's mal zu kleinen Meinungsverschiedenheiten kommt, werden die sehr schnell wieder beigelegt. Aber worin nun genau das Geheimnis steckt, kann ich dir gar nicht genau sagen.

Stefan Kayser:
Vor einigen Monaten habt ihr den Bundesvision Song Contest bei Stefan Raabs "TV Total" gewonnen. Wie waren die Reaktionen eurer Fans? Haben sie sich für euren Erfolg gefreut oder kam Kritik an der Teilnahme an diesem Mainstreamwettbewerb, bei dem ja auch einige sehr kommerzielle und kalkulierte "Acts" aufgetreten sind?

Simon Michael:
Die haben sich in der Hauptsache für uns gefreut. Mein Gott, ich mache Musik, um Menschen zu erreichen! Nicht um mich einzusperren und nur für ein ausgesuchtes Grüppchen, das sich selbst "Underground" nennt, zu musizieren. Wir sind schon lange kein Underground mehr, und wer das nicht erkannt hat, der ist blind.

Stefan Kayser:
Ihr habt nun ein Livealbum gemacht, und das ist genau mein Thema. Was sind deine bevorzugten Livescheiben - nicht nur eigene?

Simon Michael:
Meine Lieblings-Live-CD ist "The Way We Walk" von GENESIS.

Stefan Kayser:
Danke für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.

Redakteur:
Stefan Kayser

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