Loveparade: Wer den Schaden hat...
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"Das ohrenbetäubende, stereotype [...]-Gehämmere, das nicht mehr im Geringsten etwas mit dem einstmaligen Begriff von Musik zu tun hat, zerschmettert ihnen über zahllose Stunden Trommelfelle und Nervenkostüme."
Nein, dieses Zitat stammt nicht aus der Feder besorgter Jugendschützer oder hysterischer Eltern der 1980er Jahre, die sich in naiver Art und ohne jegliche Ahnung von der noch jungen, ihnen unverständlichen Subkultur Heavy Metal über diese äußern - sondern von einer gestandenen Journalistin aus dem 21. Jahrhundert mit langjähriger Berufserfahrung; und diese spricht hier von der nicht mehr ganz so jungen Strömung der Rave-Kultur, welche sie anlässlich der jüngsten Unglücke offenbar für verunglimpfungswert hält.
Allerdings ist es müßig, hieran Kritik zu üben, denn hoch von oben her (jedenfalls oberhalb ihres Halses) hat Eva Herman ein wichtiges Signal erhalten, ahnt mehr als außenstehende Beobachter mit weniger gutem Draht zu überweltlichen Kräften wissen können:
"Eventuell haben hier ja auch ganz andere Mächte mit eingegriffen, um dem schamlosen Treiben endlich ein Ende zu setzen. Was das angeht, kann man nur erleichtert aufatmen!"
Hat man derartig frömmlerische Eingaben, geht diese Geschmacklosigkeit angesichts von 20 Toten wohl klar, und der höhere Zweck heiligt die Mittel...
Wie schnell die Hysterie selbsternannter Sittenwächter, mit oder ohne Gottkomplex, friedlich Feierwillige oder schlichtweg für sich ihrem Hobby Frönende in unterschiedlichen Subkulturen treffen kann, ist eben nicht nur kulturgeschichtlich interessant, sondern zeigt sich auch in jüngerer Zeit immer wieder nach katastrophalen Ereignissen - sei es in Columbine (Marilyn Manson), Erfurt (Sportschützen), Emsdetten (PC-Gamer) oder eben auch Duisburg (Raver). Gedient ist damit niemandem.
Auch wenn solche Vorwürfe gegenüber der doch recht etablierten Rockszene mittlerweile seltener geworden sind, kann es eingedenks möglicher Unglücksfälle auch bei Rockfestivals (wie etwa in Roskilde im Jahre 2000) nicht schaden, einmal darüber nachzudenken, was es mit solchen Anwürfen im Gefolge von Katastrophen auf sich hat. Anhänger von Rhythm 'n' Blues, Rock, Hardrock und Metal waren lange Zeit ähnlichen Kampagnen ausgesetzt, und gehen mit diesen Erfahrungen im Hinterkopf hoffentlich umsichtiger mit anderen Subkulturen um, die von sich empörenden Meinungsführern in die Sündenbockrolle gedrängt werden.
Möge der Opfer seitens nicht direkt Betroffener (allen Nahestehenden gilt nach wie vor unser Mitgefühl) bitte etwas stiller, und dafür nachhaltiger, gedacht werden. Eine Debatte um Fragen der Sicherheit und ihrer Verbesserung ist sicherlich nötig. Einen moralisierend aufgeheizten Kreuzzug gegen die vermeintliche Unmoral von Subkulturen hingegen braucht kein Mensch.
- Quelle:
- http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/deutschland/eva-herman/sex-und-drogenorgie-loveparade-zahlreiche-tote-bei-sodom-und-gomorrha-in-duisburg.html
- Redakteur:
- Eike Schmitz
- Tags:
- loveparade love parade love-parade festival unglück unfall sicherheit massenevent duisburg 2010 juli reaktion subkultur rave techno sittenwächter jugendschutz moral religion fanatismus schund eva herman
2 Kommentare
30.07.2010 | 04:39
Really good, metalheads! Aber muss man wirklich mit der medialen Mainstream-Ideologie mitschwimmen, auch wenn Frau Herman hoffnungslos übertreibt? Siehe Youtube-Anschauung: http://www.youtube.com/watch?v=4nxFCc8JFcs
28.07.2010 | 07:33
So einen Müll, wie den von Eva Braun... äh Herman, braucht man grad jetzt. Wär's nächste Woche in Wacken passiert hätten wir lesen können, dass Rock-Musik ja Satans Sprachrohr sei und Gottes Faust zuschlug.
Das dem Kopp Verlag diesmal schlechte Publicity lieber war als gar keine ist schon schade.
Naja, ich hab da grad erstmal meine Meinung an den Kopp-Verlag geschickt. Wer weiss, wenns genug machen, dürfen so Spinner wie Eva Herman bald nicht mal mehr da veröffentlichen.
info@kopp-verlag.de