TÝR-Boykott: Heri Joensen nimmt Stellung!
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Aufgrund der im Zusammenhang mit der färingischen Tradition der Grindwaljagd von militanten Tierschützern gegen seine Person erhobenen Vorwürfe und der damit einher gehenden Kampagne gegen seine Band TÝR, die zu mehreren Konzertabsagen durch lokale Veranstalter geführt hat (wir berichteten), hat sich Frontmann Heri Joensen gegenüber dem Magazin "The Spectator" (Link zum Artikel) klar positioniert und die heimatliche Tradition der Grindwaljagd verteidigt.
In dem Artikel zeigt sich Heri zunächst sehr überrascht, welche Wellen das Teilen eines Bildes, das ihn beim Zerteilen eines Wales zeigt, bei Facebook ausgelöst habe. Er selbst, so sagt Heri, habe nie einen Wal getötet, helfe jedoch - wie es Tradition sei - beim Zerlegen der erlegten Tiere mit, wofür er und seine Familie einen Teil des Fleisches zum eigenen Verzehr erhalte. Es handle sich beim bejagten Grindwal nicht um eine gefährdete Art und die kleine Gemeinschaft der Bewohner der Färöer-Inseln [die Inseln haben weniger als 50.000 Einwohner - Anm. d. Verf.] erlege im Jahr lediglich 0,1% der nordatlantischen Population, weshalb es sich um eine nachhaltige und umweltverträgliche Form der Jagd handle, die dem ausufernden Fleischkonsum und der Massentierhaltung der Industrienationen moralisch keineswegs unterlegen sei. Das Festhalten an der alten Tradition sei somit in keiner Weise mehr abzulehnen als der Fleischkonsum, der etwa vier Fünftel der Weltbevölkerung ernähre.
Unabhängig von der Frage, wie man als Einzelner selbst zur auf den Färöer-Inseln legalen Waljagd steht, darf hier aufgrund der Faktenlage sicher die Frage gestellt werden, ob die Reaktionen auf dieses Foto nicht doch deutlich übertrieben sind. Dieses Urteil könnt ihr aber nur selbst für euch fällen. Ich selbst lebe vegan und bin damit sicher kein Befürworter der Waljagd, doch man sollte meiner Meinung nach der färingischen Bevölkerung zugestehen, selbst zu entscheiden, welche Nahrung sie zu sich nimmt. Letztlich könnte man jedem Jäger hierzulande das gleiche vorwerfen. Die Band TÝR dafür zu bestrafen, dass ihr Sänger sich im Rahmen der geltenden Gesetze von Grindwalfleisch ernährt und sich davon womöglich ein Umdenken der Färinger zu erhoffen, halte ich für den völlig falschen Ansatz. Richtig wäre es in meinen Augen, das Thema sachlich und auf politischer Ebene zu diskutieren, statt öffentlichkeitswirksam Auftritte einer Band abzusagen, nur weil öffentlicher Druck befürchtet wird.
Der Verfasser dieser Zeilen hat sich aus diesem Grund entschieden, wegen des Rauswurfs der Band TÝR die ursprünglich geplante Berichterstattung über die SIRENIA-Tour aus dem Club "Logo" in Hamburg und dem "Cafe Central" in Weinheim (mein Kollege Martin Schneider wäre dort vor Ort gewesen) abzusagen, wofür wir euch beide um euer Verständnis bitten möchten.
- Quelle:
- The Spectator
- Redakteur:
- Marius Luehring
- Tags:
- tyr 2016 tour grindwaljagd
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