CASH, JOHNNY - The Gospel Music of Johnny Cash. A Story of Faith and Redemption
Mehr über Cash, Johnny
- Genre:
- Dokumentation
- Label:
- Spring House Productions / EMI
- Release:
- 14.03.2008
- Five Feet High And Rising
- Belshazzar
- I Was There When It Happened
- God Has My Fortune Laid Away
- I Came To Believe
- Help Me
- He Turned The Water Into Wine
- Daddy Sang Bass
- When The Saints Go Marching In
- Man In Black
- Bridge Over Troubled Water
- Gospel Road
- Last Supper
- Rose Of My Heart
- Over The Next Hill We'll Be Home
- Peace In The Valley
- Why Me, Lord?
- The Old Rugged Cross
- I'm Just An Old Chunk Of Coal
- I Won't Have To Cross Jordan Alone
- Far Side Banks Of Jordan
- The Old Account Was Settled Long Ago
- The Man Comes Around
- Hurt
- The First Time Ever I Saw Your Face
- Like The 309
- On The Evening Train
- I Came To Believe
Einleitung:
"The Gospel Music of Johnny Cash. A Story of Faith and Redemption" möchte die spirituelle Odyssee von Johnny Cash nachvollziehen, und als Dokumentation das filmische Bild eines Mannes entwerfen, der auf der Suche nach dem Glauben stets seinen Visionen treu und dabei bescheiden geblieben ist. Produziert wurde der Film von Bill Carter und Barry Jennings unter der Regie von Michael Merriman. Das Drehbuch stammt von Chet Flippo, und durch die Dokumentation führt der Journalist, Reporter und ehemalige CBS-Anchorman Dan Rather.
Aufmachung:
Das auf der DVD enthaltene Material liegt in Dolby Digital vor und kann in 2.0 Stereo sowie 5.1 Surround abgespielt werden. Die Dokumentation erfolgt komplett auf Englisch, Untertitel können zugeschaltet werden. Bildfetischisten könnten sich an einer feinen grünen Linie stören, die den unteren Bildrand leicht verunstaltet. Eingeteilt ist die Biographie in acht unterschiedlich lange Kapitel, doch auch die Songs können gezielt angesteuert werden. Die einzelnen Teile der DVD folgen in Aufbereitung und Präsentation einem kleinschrittigen Muster und setzen sich im wesentlichen jeweils aus drei Bereichen zusammen: 1. biografische Erzählung / Darstellung – 2. zeitgenössischer O-Ton (Auftritt oder Interviewausschnitt) – 3. im Studio bzw. live mitgeschnittener Song. Dadurch bleibt das häppchenweise servierte Material leicht verdaulich und dürfte auch Zuschauern einen Zugang erleichtern, die der englischen Sprache nicht völlig mächtig sind. Zu hören gibt es außer Zitaten von Johnny Cash und June Carter sowie dem Kommentar von Erzähler Dan Rather noch diverse Aussagen von Marshall Grant (Weggefährte Johnny Cashs von den TENNESSEE TWO, mit denen zusammen Cash seine erste Plattenaufnahme einspielte), von Don und Harold Reid (THE STATLER BROTHERS), Reverend Jack Shaw (Cashs "persönlichem Guru"), Cashs Sohn John Carter Cash, dem evangelikalen Massenprediger Billy Graham, sowie von Produzentenlegende Rick Rubin. In der Bildfolge gibt es konstante Wechsel zwischen Dan Rathers Erzählung, Interviewszenarios, Foto-Schauen, sowie diversen Filmaufnahmen, die zumeist entweder einen der zahlreichen Bühnenauftritte JOHNNY CASHs, seine Musikvideos bzw. Fernsehauftritte, oder eben sein Auftreten in der Öffentlichkeit jenseits des reinen Musikantentums dokumentieren. Mithin ist auch die Kost für's Auge eine bunte Mischung aus mehr oder weniger bewegten Bildern.
Inhalt:
Die Dokumentation geht im Wesentlichen chronologisch vor, und neben den spirituellen Weg Cashs werden immer wieder auch einige Eckdaten seiner bekannteren Karriere gestellt. So beginnt der Film mit einer kurzen Vorstellung seiner Kindheitsjahre auf einer Farm, worauf auch die Inspiration für seinen Hit 'Five Feet High And Rising' zurückgeht, den wir hier zu hören bekommen. Auch der frühe Tod seines älteren Bruders Jack, welcher John tief prägte, bleibt nicht unerwähnt. Die erste Anmerkung zum eigentlichen Thema erfolgt mit der Anmerkung, dass es von Anfang an Johnnys Intention gewesen war, mit Gospelmusik im Radio aufzutreten. Doch Sam Phillips von seiner ersten Plattenfirma Sun Records war daran nicht interessiert. Statt dessen spielte Cash auf seiner ersten Single die Titel 'Hey Porter' und 'Cry Cry Cry' ein. Auch Aufnahmen einer Gospel-Session mit ELVIS PRESLEY, JERRY LEE LEWIS und CARL PERKINS, die unter dem Namen "The Million Dollar Quartet" bekannt wurde, wurden auf Eis gelegt. Die Veröffentlichung gerade einmal zweier Gospelsongs ('Belshazzar' & 'I Was There When It Happened') trotzte Cash seinem Label ab, später bei Columbia würde er zwei ganze Gospel-Alben einspielen.
Auch auf Johnnys große Liebe June Carter wird immer mal wieder eingegangen; eher beiläufig zwar, aber eben auch in konstanter Wiederkehr, und da die beiden auch ständig gemeinsam auftraten und sich für ihre Belange gemeinsam einsetzten, braucht es da auch nicht viele Worte. Das Zusammenkommen freilich gestaltete sich schwierig, da anfangs beide noch verheiratet waren und June sich gegenüber Johnnys Heiratsanträgen zunächst sträubte. So entstand denn auch ihr Song 'Ring Of Fire', der sich auf diese Situation bezog und später zu einem von Cashs großen Hits werden würde. Noch auf der gemeinsam absolvierten "Grand Ole Opry"-Package-Tour, kam Johnny Cash erst einmal mit Aufputschmitteln in Kontakt, die er, angesichts des harten Tourlebens, zunächst als Geschenk Gottes empfand. Doch aus dem Stärkungs- wurde ein Suchtmittel, und Cash war vom Regen in die Traufe gekommen. Als er zugedröhnt auf privates Gelände 'einbrach' um eine Blume zu pflücken, wurde er verhaftet und durfte eine Nacht im Knast zubringen; das Ergebnis: Der Song 'Starkville City Jail'. 1967 teilte er sich ein Appartment mit seinem Country-Kollegen WAYLON JENNINGS, der ebenfalls süchtig war, wo sie ihre Tablettenvorräte voreinander versteckten. Cashs Kampf mit seinen persönlichen Dämonen und den Drogen endete beinahe in der Nickajack Cave bei Chattanooga. In diese Höhle zog sich Cash mit einer Ladung Drogen zurück um zu sterben. Als er wieder zu sich kam, irrte er lange Zeit durch das dunkle Labyrinth, bis er schließlich den Ausgang fand: Im Rückblick ein mystisches Ereignis für Cash und laut eigener Aussage der Wendepunkt, in dem Gott wieder in sein Leben trat und ihn errettete. Den weltlichen Ausgang aus der Drogensucht fand er freilich durch June Carter, der er nach der Scheidung von seiner ersten Frau Vivian 1968 auf der Bühne den Heiratsantrag machte. June sagte zu. Doch noch das gleiche Jahr brachte einen Schicksalsschlag, als Gitarrist Luther Perkins bei einem Brand ums Leben kam.
Johnnys soziales Engagement zeigte sich, als er er gegen Widerstände aus seiner Plattenfirma Columbia durchsetzte, auch in Gefängnissen aufzutreten. Dabei entstanden die beiden Live-Alben "Johnny Cash At Folsom Prison" (1968) & "Johnny Cash At San Quentin" (1969). Ein bekannter Hit aus dieser Zeit ist der Song 'A Boy Named Sue', der gut zum Image von JOHNNY CASH als rauhbeiniger Outlaw-Sänger passt. Diesem ging es freilich bei seinen Knastauftritten auch darum, Hoffnung und Glauben in die Gefängnisse zu tragen, und davon kündet die Aufnahme 'He Turned The Water Into Wine', deren berührender Mitschnitt auf der DVD in Ton und Bild wiedergegeben ist. Auch bei CASH-Liebhabern weniger bekannt als die beiden Prison-Alben, für ihn privat jedoch von übergeordneter Bedeutung, dürfte seine LP "The Holy Land" (1969) gewesen sein. Auf diesem JOHNNY CASH-Album finden sich zahlreiche Gospelsongs, und es kann gewissermaßen als Konzeptalbum bezeichnet werden, denn es wurde von seiner mit June Carter Cash gemeinsam unternommenen Israel-Reise inspiriert, fängt deren Stimmung während dieser Pilgerreise ein, und es widmet sich religiösen Themen. Unterstützt wurden Johnny und June dabei von den STATLER BROTHERS und CARL PERKINS, dessen Komposition 'Daddy Sang Bass' zur Hit-Single wurde. Mit ihnen und weiteren Gästen startete dann auf ABC im Jahre 1969 die Musical Variety Show "The Johnny Cash Show", die gegen die Wünsche des Senders jeweils mit einem Gospelsong beendet wurde. Cash lud den Prediger Billy Graham in seine Sendung ein, und widmete eine Folge einer All Gospel Night mit einer eigens dafür zusammengestellten Gospel All Stars Band. Harold Reid betont, dass damals viele nicht einmal wussten, was Gospel Music ist und viele andere sich nicht dafür interessierten.
In einer Zeit, als JOHNNY CASH im kommerziellen Sinne nahezu ausschließlich mit dem Etikett Country der Öffentlichkeit präsentiert wurde, und in der es üblich war, dass die Countrysänger sich mit ausgefallenen, bunten Anzügen schmückten, trug Cash konsequent Schwarz. Heute ist er damit zur Ikone geworden, sein Song 'Man In Black' zum Synonym für die Person. Doch dunkel blieb es vorerst auch im Privaten, denn die Drogen ließen Johnny nicht aus ihrem Griff. John Carter Cash berichtet, wie sein Vater im Jahre 1970 mit einem weiteren kalten Entzug versuchte, von ihnen loszukommen.
Dann startete er ein mindestens ebenso persönliches wie auch für die Öffentlichkeit gedachtes Projekt. Für den biblisch inspirierten Spielfilm "Gospel Road: A Story Of Jesus" trat Johnny Cash als Schreiber, Produzent, Erzähler und Soundtrackschreiber auf den Plan. Marshall Grant vertritt die Ansicht, dass dieser Film mehr über Johnny Cash aussagt als alles anderes. Auch seine Familie war in das Filmprojekt involviert, so spielte June Carter Cash die Maria Magdalena, und Johnny Cashs Schwester Reba die Mutter Jesu. Johnny und June insistierten, dass eine Fernsehausstrahlung des Filmes nur ohne Werbeeinblendungen gestattet werde, auch wenn dies die Ausstrahlung unter Umständen verhindern würde. Im Jahre 1975 erschien die Autobiographie "Man In Black: His Own Story In His Own Words", das er, der sein eigenes Leben als spirituelle Odysse empfand, allen verzweifelten und am Glauben zweifelnden Mitchristen widmete. Passend zum Thema gibt es auf der vorliegenden DVD den Song 'Over The Next Hill (We'll Be Home)' zu hören. Doch nicht nur in der Öffentlichkeit legte Johnny Cash Zeugnis ab. Seine persönliche Auseinandersetzung mit dem Glauben ging sogar so weit, dass er in 1977 ein per Fernstudium erworbenes Theologie-Diplom erhielt.
Auch musikalisch setzte JOHNNY CASH die Suche nach Glaubenstraditionen fort. So spielte er schließlich den alten Klassiker 'The Old Rugged Cross' ein, und sah Gemeinsamkeiten mit dem Country-Musiker KRIS KRISTOFFERSON, dessen Song 'Why Me, Lord?' er mit den Worten kommentierte, er fühle sich an, als sei er ganz für ihn geschrieben worden. Bei einem der von Billy Graham inszenierten Crusades spielte Cash auch den Song 'Old Chunk Of Coal' von BILLY JOE CARVER, den er auf sich selbst bezog, und der ebenfalls auf der DVD enthalten ist. Wie auch seine Bandmitglieder entsagte Johnny Cash dem Trinken. Doch als er im Jahre 1983, von einem Vogel Strauß attackiert, sich mehrere Rippen brach, fiel er über Schmerzmittel zurück in die Tablettensucht. Ein Aufenthalt im Betty Ford Center brachte bei dortigen Therapiesitzungen ans Licht, dass Johnny Cash den frühen Tod seines Bruders immer noch nicht überwunden hatte. 1986 schrieb er seine Romanbiographie des Apostels Paulus "Man In White". Cash hatte sich mit dessen Leben beschäftigt, da es ihn interessierte, wie Paulus Glauben und Stärke in sich selbst gefunden hatte; er studierte dessen Leben, um selbst diese Stärke zu finden. Sein Roman veranschaulicht gerade auch das Leben des Apostels vor dessen Bekehrung.
Cashs Musikerkarriere brach in den 1980ern ein. Nachdem er zehn Jahre lang keinen Hit mehr abgeliefert hatte, ließ Columbia ihn fallen. Bei seinem neuen Label Mercury hatte er kaum mehr Erfolg. Allerdings kam es noch einmal zu einer Reunion-Tour mit THE HIGWAYMEN (Kris Kristofferson, Waylon Jennings, Johnny Cash, Willie Nelson). 1988 hatte Cash nach einer Bypassoperation eine Nahtoderfahrung mit religiösen Visionen, die so stark waren, dass er sich danach um das Paradies betrogen fühlte. Daraufhin machte er wahr, was ihm seine Mutter schon vor längerer Zeit nahe gelegt hatte: Er nahm eine Lesung des kompletten Neuen Testaments der Bibel auf, die es schließlich auf neunzehn Stunden Spielzeit brachte. Bei seiner mittlerweile fünften Israelreise entstanden ein Video und ein Audio-Album mit dem Titel "Return To The Promised Land", von dem die auch hier gebotene Aufnahme von 'I Won't Have To Cross Jordan Alone' stammt, dem Lieblingslied seiner Mutter. Ebenfalls vor Ort aufgenommen haben June und Johnny den Song 'Far Side Banks of Jordan'. Auch einen gelungenen Auftritt mit dem ersten Song, den sie jemals auf einer Billy Graham Crusade zum Besten gaben, gibt es auf der DVD zu hören und sehen: 'The Old Account Was Settled Long Ago'. In diese Zeit fällt neben weiteren Auftritten bei Billy Grahams Crusades auch Cashs Bitte an Reverend Jack Shaw, vor seinen Auftritten jeweils fünf Minuten lang gemeinsam mit ihm eine kurze bible study einzulegen. Shaw merkt an, dass Johnny Cash durch seine öffentlichen Reden von seiner eigenen spirituellen Reise auch viele andere Menschen dem christlichen Glauben geöffnet habe. Billy Graham meinte gar, JOHNNY CASH Fans seien genau die Zielgruppe, die er erreichen wolle und die zuvor nicht zu seinen Veranstaltungen gekommen sei. Ob dies eine zutreffende Publikumsanalyse, eine Anspielung auf Cashs persönlichen Lebenslauf oder eher auf dessen öffentliches Image war, sei einmal dahingestellt. Es ist aber anzunehmen, dass Cashs Interesse an den Belangen des einfachen working man sowie sein ungewöhnliches soziales Engagement ihn authentisch und daher auch als glaubwürdigen Vertreter seiner spirituellen Überzeugungen wirken ließen.
Ein auf besondere Weise bemerkenswertes Comeback gelang JOHNNY CASH in Zusammenarbeit mit dem Musikproduzenten Rick Rubin, der sich in den Bereichen Hip Hop und Heavy Metal mit den Labeln Def Jam und Def American (heute: American Recordings) bereits einen guten Namen gemacht hatte und nun erkannte, dass er einer lebenden Legende wie Johnny Cash einfach nur Raum zur freien Entfaltung würde geben müssen. Auf dem Label American Recordings erschienen zwischen 1994 und 2002, noch zu Cashs Lebzeiten, nicht weniger als vier Studioalben. Für dessen erstes, "American Recordings", erhielt Johnny Cash seinen fünften GRAMMY Award als Musiker, und zwar in der Kategorie Best Contemporary Folk Album des Jahres 1994. Zudem erschloss die Zusammenarbeit mit Rubin, der Cash in Kontakt mit junger Rock und Alternative Music brachte, dem Man in Black eine neue Hörerschaft. Privat jedoch hatte Cash in dieser Zeit viel zu kämpfen. Sein Diabetes zeitigte schlimme Folgen, und 1997 wurde er mit einer Lungenentzündung ins Baptist Hospital in Nashville eingeliefert. Auch seine Frau June erkrankte, und starb 2003 an den Komplikationen einer Herzklappenoperation. Wir sehen und hören als Live-Darbietung, quasi als Cashs Hommage an June, seine Coverversion von EWAN MACCOLLs Song 'The First Time Ever I Saw Your Face' (auch zu finden auf Cashs 2002 erschienenem Album: "American IV: The Man Comes Around"). Dan Rather betont, dass Cashs Glaube ihm durch diese schwere Zeit geholfen habe. Johnnys Sohn John Carter Cash, der zuvor schon betonte, wie wichtig seinem Vater der Glauben gewesen sei, ist der Überzeugung, dass die Musik für seinen Vater eine wichtige Therapie war, und dass er in ihr am ehesten eine Art von Frieden fand. Rick Rubin zeigt sich beeindruckt von den ganz beiläufigen Bezügen auf das Thema Tod, die sich in Cashs späten Songs finden lassen, und auch der Sohn des Künstlers bescheinigt diesem einen humorvollen Umgang mit der eigenen Endlichkeit. Vom posthum erschienenen Album "American V: A Hundred Highways" hören wir als Beleg 'Like The 309', einen von mehreren Eisenbahnsongs, den der Zug-Fan Cash in seiner langen Karriere aufnahm. Das dokumentarische Videomaterial schließt mit der Grabinschrift von John R. Cash, dem Psalm 19,14: "May the words of my mouth, and the meditation of my heart, be acceptable in thy sight, O Lord, my strength, and my redeemer." Im Abspann ist einer der letzten Songs zu hören, die JOHNNY CASH schrieb und sang: 'I Came To Believe'.
Kritik:
Wer ein wahrer CASH-Fan ist und sich schon eingängiger mit dem Leben seines Idols befasst hat, wird hier - zumindest im nonreligiösen Bereich - wohl nicht viel Neues erfahren. Das meiste, was hier an Informationen geboten wird, dürfte auch auf einschlägigen Cash-, Country- und sonstigen Informationsseiten im Netz zu finden sein - vielleicht sogar noch konsequenter chronologisch geordnet und mit genaueren Daten gespickt. Auch das Videomaterial der Auftritte ist eher unspektakulär, vieles stammt von den Billy Graham Crusades, aus diversen Fernsehauftritten oder aus dem erwähnten Video "Return To The Promised Land". Dennoch ist "The Gospel Music of Johnny Cash. A Story of Faith and Redemption" kein schlechter Film. Gerade die Schwerpunktsetzung zeigt eine bei üblichen Reportagen eher wenig beleuchtete Seite im Leben des Künstlers auf, die in seinem Falle auch nicht unbedingt im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung steht. So bleibt das Thema Religion im biographischen Spielfilm "Walk The Line" etwa weitgehend außen vor. Was die vorliegende Dokumentation authentisch macht sind, neben einigen wenigen O-Tönen von Cash selbst, vor allem die Aussagen der Menschen aus dem direkten Umfeld des Künstlers. Was Dan Rather anbelangt, so hat er zwar seinerzeit bei CBS, unter anderem mit zwei Interviews mit Saddam Hussein in 1991 und 2003, hohe Wellen schlagen können; doch mit seiner Leistung auf der vorliegenden DVD hätte er sich eher den Titel Prinz Valium zu Schnarchenstein an der Gähn verdient. Dabei ist das Leben von Johnny Cash doch nun wirklich keine dröge Geschichte. Seine trocken salbadernde Art, die ihn fast wie einen Prediger der ganz alten Schule wirken lässt, trägt nicht eben zum Unterhaltungsfaktor bei. Was das Skript selbst anbelangt, so hätte man gerade bei den Krisen stärker ins Detail gehen können: John R. Cashs Drogengeschichten und welche Rolle sein Glaube dort spielte, sein Versuch mit dem Verlust des Bruders ins Reine zu kommen, die Religiosität von Jack selbst, die lange und schwere Krankheit von June Carter Cash, Johnny Cashs Nahtoderfahrung - all dies wird zwar als bestandene Glaubensprüfung berichtet, aber was genau in diesen Momenten in Cash vorging wird nicht unbedingt so deutlich, dass es zu einem tieferen Verständnis führt. In den Kommentaren heißt es, J. R. Cash habe einen Engel auf der einen und einen Teufel auf der anderen Schulter gehabt. Diesen inneren Kampf hätte man noch genauer beleuchten können. Manchmal bleiben die Schattenseiten einfach zu sehr im Schatten. In der Gesamtschau ist die vorliegende Biographie mit religiösem Schwerpunkt dennoch aufschlussreich, besonders für Menschen, die sich erstmals näher mit Johnny Cash beschäftigen; und auch die begleitende Musikauswahl weiß fast durchweg zu gefallen.
Leider werden nicht alle auf dem DVD-Rücken vermerkten Titel ausgespielt, bzw. wurde ein großer Teil von ihnen durch Text-Einspieler unterbrochen. 'Precious Memories' und 'Farther Along' konnte ich nicht einmal angespielt ausmachen, und auch im DVD-Menü werden sie nicht mit angeführt. Andere Songs wiederum tauchen auf dem Cover nicht auf. Und dass die Titel 'Belshazzar', 'Bridge Over Troubled Water', 'Gospel Road' und 'The Man Comes Around' im Menü überhaupt einen eigenen Eintrag erhalten haben, ist bei derlei verstümmeltem Stückwerk nicht nur ein Ärgernis, sondern schon eine Frechheit. Die offizielle Tracklist verkommt damit gewissermaßen zur Mogelpackung. Macht man sich die Mühe und dividiert auseinander, so ergibt sich realiter folgendes Bild…
Ausschnittsweise angespielte bzw. textüberlagerte Songs:
- ( 'Belshazzar' )
- 'I Was There When It Happened'
- 'Help Me'
- 'When The Saints Go Marching In'
- ( 'Gospel Road' )
- 'Last Supper'
- ( 'Bridge Over Troubled Water' )
- 'Rose Of My Heart'
- 'Peace In The Valley'
- 'I'm Just An Old Chunk Of Coal'
- 'The First Time Ever I Saw Your Face'
- 'Like The 309'
- 'On The Evening Train'
- ( 'The Man Comes Around' )
Vollständig ausgespielte Songs:
- 'Five Feet High And Rising' (Studiovideo; s/w)
- 'God Has My Fortune Laid Away' (Studiovideo; s/w)
- 'He Turned The Water Into Wine' (Livevideo in San Quentin; col.)
- 'Daddy Sang Bass' (Studiovideo aus The Johnny Cash Show; col.)
- 'Man In Black' (Livevideo @ Billy Graham Crusade; col.)
- 'Over The Next Hill We'll Be Home' (Livevideo @ Billy Graham Crusade; col.)
- 'Why Me, Lord?' (Livevideo @ Billy Graham Crusade; col.)
- 'The Old Rugged Cross' (Livevideo bei Billy Graham Crusade; col.)
- 'I Won't Have To Cross Jordan Alone' (Videoausschnitt aus "Return To The Promised Land"; col.)
- 'Far Side Banks Of Jordan' (Videoausschnitt aus "Return To The Promised Land"; col.)
- 'The Old Account Was Settled Long Ago' (Livevideo bei Billy Graham Crusade; col.)
- 'Hurt' (Videoclip von Mark Romanek)
- 'I Came To Believe' (Abspannmusik)
Besonders beeindruckend sind die folgenden Aufnahmen / Anspieltipps:
- Das beschwingte 'Daddy Sang Bass' in Begleitung von MOTHER MAYBELLE AND THE CARTER SISTERS und THE STATLER BROTHERS aus The Johnny Cash Show
- 'He Turned The Water Into Wine' live in San Quentin mit MOTHER MAYBELLE und JUNE CARTER, wo selbst die schweren Jungs fast schon zu Tränen gerührt sind;
- 'Over The Next Hill We'll Be Home' im Duett mit June bei einer der Crusades, wo neben den Stimmen gerade auch die Chemie zwischen den beiden gut herüberkommt.
- der überwältigende Videoclip zu seiner grandiosen Coverversion von NINE INCH NAILS' 'Hurt'
- und schließlich das leider teils übersprochene 'The First Time Ever I Saw Your Face' zur Diashow mit Bildern von June Carter Cash.
- Redakteur:
- Eike Schmitz