1914 - Where Fear And Weapons Meet
Mehr über 1914
- Genre:
- Black Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 22.10.2021
- War In
- FN .380 ACP#19074
- Vimy Ridge (In Memory Of Filip Konowal)
- . Pillars Of Fire (The Battle Of Messines)
- Don't Tread On Me (Harlem Hellfighters)
- Coward
- ...And A Cross Now Marks His Place
- Corps d'Autos-Canons-Mitirailleuses (A.C.M.)
- Mit Gott für König und Vaterland
- The Green Fields Of France
- War Out
Provokant und faszinierend zugleich!
Bei 1914 ist der Name mehr als nur Programm. Das ganze Konzept dieser ukrainischen Band geht weit über das entsprechende Songwriting hinaus und beinhaltet neben dem historisch korrekten Ausarbeiten von Texten und musikalischen Handlungen auch Marketingstrategien und explizite Veröffentlichungszeitpunkte. Somit kann man vom Nachfolger des superben "The Blind Leading the Blind"-Werk von 2018 auch wieder einen perfekt ausgearbeiteten inhaltlichen roten Faden erwarten, welcher sich durch die Thematik des ersten Weltkriegs zieht und den optimalen Nährboden für den eingängigen Bastard aus Black- und Death Metal bietet. Und das hier ist schon deutlich ambitionierter umgesetzt als zum Beispiel das Wikingerkonzept bei AMON AMARTH oder das Reclam-Niveau von SABATON.
Nichtsdestotrotz muss auch bei 1914 jeder Hörer für sich entscheiden, ob sich das geschmacklich für ihn noch im grünen Bereich bewegt, was die Herren auf dem neuesten Streich "Where Fear And Weapons Meet" in knapp über einer Stunde auf die Menschheit loslassen. Eine Reihe von Sample-Beiträgen sorgt zwar für eine schön kompakte Atmosphäre, könnte aber auch für manche Ohren etwas verstörend wirken. Von einem Songtitel wie 'Mit Gott für König und Vaterland' mal ganz abgesehen.
Es wird selbstverständlich ganz aktiv auf Provokation gesetzt, und in einer Zeit, welche auch stark von einer politischen Korrektheit geprägt wird, die allgemeingültige Grenze auch bewusst oder unbewusst das ein oder andere Mal textlich übertreten. Für mich persönlich bewegt sich die Band aber auf dem gleichen Level wie es MARDUK mit "Panzerdivision", "Frontschwein" oder "Viktoria" auch schon seit Jahren tut; somit kann ich mich ganz der Atmosphäre und der Klasse der einzelnen Nummern hingeben.
Denn qualitativ ist bei 1914 definitiv alles im grünen Bereich. Die größtenteils doomigen Songs ballern aus allen Rohren und sind dennoch eingängig as Hell. Absolutes Highlight ist aber '...And A Cross Now Marks His Place', bei welchem die Gruppe Unterstützung von PARADISE LOST-Frontmann Nick Holmes erhält und damit einen echten Szene-Hit kreiert. Dass sich die Ukrainer unabhängig von ihrem Konzept keine kreativen Schranken setzen, zeigt vor allem 'Coward', bei dem plötzlich das Genre komplett geändert wird und es einen reinen folkigen Bluegrass-Song auf die Ohren gibt. Klasse!
Den Vogel schießt aber die fantastische Interpretation eines der größten Folksongs aller Zeiten ab. Mit dem Albumcloser "The Green Fields Of France" setzen die Jungs nochmal ein Ausrufezeichen, welches zeigt, dass mit 1914 die nächsten Jahre unbedingt zu rechnen sein muss. Erinnert mich stark an die Thrash-Götter NEVERMORE und ihre 'Sound Of Silence'-Version. Und ich vergleiche den Song hier gerade mit dem großartigsten Coverversion aller Zeiten. Chapeau!
Wer mit dem textlichen Konzept und der teilweise etwas provokativen Herangehensweise keine Bauchschmerzen hat, für den ist dieses Album eine der besten Adressen, wenn es um qualitativ hochwertigen angeschwärzten Death Metal im Jahr 2021 geht.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal