20 WATT TOMBSTONE - The Chosen Few
Mehr über 20 Watt Tombstone
- Genre:
- Stoner Rock / Blues
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 20.10.2023
- Prophet Man
- Chosen Few
- Bomb That Saved The Day
- Black Top Sorrow
- Midnight Train To Memphis
- Just Got Paid
- Magnolia
Feiner Mix aus Stoner Rock und Blues aus Wisconsin.
Ich weiß nicht, was es ist, doch eine ungewohnte Duo-Bandbesetzung mit Schlagzeug, Gitarre und Gesang löst bei mir immer eine gewisse Faszination aus. Seien es nun die Deutschen THE PICTUREBOOKS oder auch die Begründer dieses Duo-Stils THE WHITE STRIPES, die archaische und reduzierte Herangehensweise dieser Bands hat mich schon immer begeistert. Kein Wunder also, dass auch das Duo 20 WATT TOMBSTONE aus dem US-Bundesstaat Wisconsin mit seinem Zweitwerk "The Chosen Few" mein Interesse wecken konnte, denn mit Gitarrist und Sänger Tom Jordan und Schlagzeuger Mitch Ostrowski sind auch hier nur zwei Musiker am Start.
Noch größer wird das Interesse sogar, wenn man liest, dass die Jungs laut eigener Aussage ZZ TOP, ROBERT JOHNSON und KYUSS in ihrer Musik miteinander verheiraten wollen. Klingt nach einer Quadratur des Kreises, doch überraschenderweise funktioniert der Mix dieser nicht unbedingt eng verwandeten Stilrichtungen überraschend gut. Dabei legt der Opener 'Prophet Man' den Schwerpunkt erst einmal auf sludige Stoner-Röck-Töne und lebt vor allem von seinen schleppenden Riffs und dem eindringlichen Gesang von Fronter Tom, der mit seinem charismatischen Organ eine sehr gute Figur macht. Insgesamt ein solider, aber eben auch noch nicht wirklich weltbewegender Einstand.
Nein, so richtig spannend wird es erst, wenn der folgende Titeltrack die staubtrockenen und schweren Riffs mit einem ordentlichen Blues-Vibe mischt. Hier vor allem eingebracht von der absolut wilden Slide-Gitarre im Mittelteil, steht diese bluesige Ausrichtung dem Duo überraschend gut und bringt die Amerikaner durch leicht metallische Schlagseite sogar fast ein bisschen in DOWN-Gefilde. Noch offensichtlicher wird dieser Vergleich beim folgenden 'Bomb That Saved The Day', das mich mit seinem beschwingten Groove teilweise an 'Stone The Crow' von der New-Orleans-Supergroup um Phil Anselmo erinnert. Erneut ist es hier übrigens neben den dem eindringlichen Gesang vor allem die Slide-Gitarre, die mein Interesse ganz besonders weckt und die Nummer zu einem satten Volltreffer macht. Dass bei dieser gesunden musikalischen DNA auch das ZZ TOP-Cover 'Just Got Paid' ebenfalls überzeugt, ist da schon fast keine Überraschung mehr.
So sehr die Musik des Duos damit vom Fleck weg überzeugen kann, so sehr muss man sich als Hörer oder Hörerin mit Sicherheit an das Klangbild der Scheibe erst einmal gewöhnen. In bester Stoner-Rock-Tradition ist der Sound nämlich eher dumpf gehalten, wobei mir vor allem die Gitarren oftmals deutlich zu wenig klangliche Brillianz mitbringen. Andererseits können die Amerikaner mit der bassig-düsteren Gitarre den Mangel an Bass-Frequenz durch die reduzierte Instrumentierung kompensieren, weshalb sich der Sound der Scheibe nach kurzer Eingewöhnung auch nicht als massiver Stolperstein entpuppt.
Bleibt eigentlich nur die kurze Spielzeit als einziger wirklicher Kritikpunkt übrig, denn sieben Songs mit jeweils deutlich unter vier Minuten Spielzeit sind für ein Album doch etwas mau. Abseits davon ist 20 WATT TOMBSTONE aber eine unheimlich spannende und eigenständige Band, die ich mir auf meinem persönlichen Einkaufszettel notiert habe und die locker mit dem bluesig-coolen Sound der eingangs genannten Duos mithalten kann. Stark!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs