36 CRAZYFISTS - Lanterns
Mehr über 36 Crazyfists
- Genre:
- Emo / Hardcore / Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Spinefarm /Odyssey Music Network
- Release:
- 29.09.2017
- Death Eater
- Wars To Walk Away From
- Better To Burn
- Damaged Under Sun
- Sea And Smoke
- Where Revenge Ends
- Sleepsick
- Bandage For Promis
- Laying Hands
- Below The Graves
- Od Gold
- Dark Corners
Zurück zu den rohen, deprimierten Wurzeln
Je mehr Kunstschaffende ihr Innenleben in ihren Werken nach außen kehren, desto packender, ergreifender, mitreißender ihre Kunst. Im Bereich harter Rockmusik bestätigt dies kaum eine Band so eindrücklich wie die 36 CRAZYFISTS aus Alaska. Persönliche Dramen und melancholisches Sinnieren vor dem Hintergrund der kargen Heimat der vier Herren bescheren ihren Fans regelmäßig aufwühlende, hochemotionale Hörerlebnisse. Und die kürzlich durchlebte Krise von Sänger Brock Lindow, der sich nach seiner Scheidung mit der Arbeit auf einem Fischkutter vom Rest der Welt abgeschottet hatte, macht aus "Lanterns", dem siebten Album der Amis, eine brettharte Reise durch seelische Tiefen, die eine unerwartete Brücke zum Debütalbum "Bitterness The Star" schlägt.
Weniger Abwechslung, mehr raues Riffing nahe an den Hardcorewurzeln der verrückten Fäusteschwinger, weniger Ohrwürmer, weniger versöhnliche Auflösungen, mehr Disharmonie, mehr Unbehagen – "Lanterns" ist das dunkelste und unbequemste 36 CRAZYFISTS-Album seit dem Banddebüt geworden. Mit 'Death Eater' wird ganz obligatorisch ohne Umschweife die Türe eingetreten und der augenblicklich erkennbare Signature-Sound der Band aufgefahren. Brocks unnachahmlich weinerlich-aggressiver Gesang, die kernig riffenden Gitarren, das trockene, verspielte Drumming, die harten Breaks – einmal mehr erkennt man die Truppe augenblicklich an ihren Trademarks. Und je weiter man sich in "Lanterns" vorarbeitet, desto mehr verliert man sich in der bedrückten Stimmung des Zwölftrackers. Es sind diesmal deutlich weniger die Hits, die sich gerade auf dem Vorgänger "Time And Trauma" tummelten, sondern die stärkere Fokussierung auf rohe Härte, schmerzhafte Dissonanzen und dunkle Stimmungen, die im Vordergrund steht. Daher dürfte "Lanterns" vor allem bei Fans der ersten Stunde für Freude sorgen.
Aufgrund der reduzierten Eingängigkeit und des weitestgehenden aggressiven Gleichklangs entwickelt der aktuelle Output der 36 CRAZYFISTS aber auch weniger Haftung als die letzten Alben. Viele Songs ähneln sich stark, wenige heben sich aus der Masse hervor – das wären wohl in erster Linie das kurze, akustische 'When Revenge Ends', das auch für die Verhältnisse der Nordamerikaner sehr brachiale 'Sleepsick' und die typischen Groover 'Bandage For Promis' und 'Better To Burn'. Den naheliegenden Vergleich mit dem Debütalbum gewinnt "Lanterns", da die Band nicht mehr so strukturlos agiert wie auf "Bitterness The Star", gegen den direkten Vorgänger oder das Diskographie-Highlight "The Tide And Its Takers" zieht die Scheibe aber den Kürzeren – auf besagten Langdrehern waren einfach die stärkeren Songs und die schöneren Kontraste vorhanden.
Das heißt unterm Strich aber nur, dass "Lanterns" einfach eine gute, keine herausragende Angelegenheit geworden ist. Als ebenso finsteres wie hoffnungsvolles Lebenszeichen von Brock Lindow ist es aber wie alle vorangegangenen Veröffentlichungen hochgradig glaubwürdig und nicht minder mitreißend geworden. Und letztlich setzt das Album die verlässliche Serie fort, dass sich bei den 36 CRAZYFISTS die ordentlichen (ungerade) mit den Top-Scheiben (gerade) gleichmäßig abwechseln – und wir entsprechend beim achten Album wieder Höchstleistung erwarten dürfen! Aber ernsthaft: "Lanterns" beweist vor allem, dass die 36 CRAZYFISTS auch nach über 20 Jahren noch auf unverändert hohem Niveau agieren und sich der absolut eigenständige Sound dieser Combo einfach nicht abnutzen mag.
Anspieltipps: Death Eater, Bandage For Promis, Sleepsick
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Timon Krause