65DAYSOFSTATIC - One Time For All Time
Mehr über 65daysofstatic
- Genre:
- Post Rock
- Label:
- Monotreme Records / Cargo
- Release:
- 17.02.2006
- Drove Through Ghosts To Get Here
- Await Rescue
- 23kid
- Welcome To The Times
- Mean Low Water
- Climbing On Roofs (desperate edit)
- The Big Afraid
- 65 Doesn't Understand You
- Radio Protector
Die HELLACOPTERS proklamieren auf ihrem neuen Album den Tod des Rock 'n' Roll, und irgendwo anders hat sich ein komplett neues Genre den Stempel 'Post Rock' aufgesetzt. Naht jetzt also tatsächlich das Ende? Nun, den Schwanengesang können wir uns sparen, er ist nämlich (natürlich) nicht nötig. Stattdessen sollten wir eine neue Ära mit frischer, intelligenter und schon eher kopflastiger Musik feiern, und damit auch die Geburtsstunde einer Szene, die an sich gar nicht zu definieren ist. Oder kann mal jemand klar auf den Punkt bringen, worum es genau beim Post Rock geht?
Gut, wichtig ist, was am Ende herauskommt, und im Falle von 65DAYSOFSTATIC ist dies schon eine ganze Menge. Das Projekt aus Sheffield hat bereits mit dem Debüt "The Fall Of Math" (2004) die einheimische Presse begeistern können und möchte sich nun mit dem Nachfolgewerk "One Time For All Time" auch über die Landesgrenzen hinaus einen Namen machen. Bessere Voraussetzungen als das aktuelle musikalische Vermächtnis könnten 65DAYSOFSTATIC dabei gar nicht haben, denn trotz der relativ kurzen Spielzeit von gerade einmal 40 Minuten wirkt "One Time For All Times" wie ein wahrliches Monumentalwerk, dessen vielseitige Stimmungen man auf Anhieb gar nicht in ihrer Gesamtheit erfassen kann. Anfangs noch sehr verspielt (speziell im Opener 'Drove Through Ghosts To Get Here'), startet schon sehr bald eine zunächst seltsam anmutende Achterbahnfahrt, die einerseits sehr emotional erscheint, dann aber auch wieder so lebendig und aktiv wird, dass man jeden Moment einen hektischen Ausbruch erwartet. Doch dieser lässt bis zum Ende auf sich warten, weil 65DAYSOFSTATIC ihre Musik stets im Griff haben, auch wenn das im besagten ersten Stück manches Mal nicht den Anschein hat.
Gerade im Mittelteil von "One Time For All Time" beschränken sich die Briten hierbei auf sehr ruhige, bisweilen auch melancholische Sounds, die dann aber wieder von einzelnen trippigen Beats und verschiedenen verzerrten Effekten aufgehellt werden. Mein Favorit diesbezüglich ist 'The Big Afraid'. Die hier vorliegende Spannung ist schon fast wieder unerträglich und fesselt einen unnachahmlich, kann aber dann beim schönen Übergang zum selbstironischen '65 Doesn't Understand You' wieder halbwegs gelöst werden. Sehr schön, wie die Band hier mit ihren musikalischen Reizen spielt und sie bis aufs Extremste auslotet, gerade wenn man recht zügig zwischen ruhigen Harmonien und vertrackten Rhythmen wechselt ('Await Rescue') bzw. die relaxte Atmosphäre sich gegen die verspielten Samples wehren muss ('Welcome To The Times').
Bis zur finalen Nummer 'Radio Protector' zeichnen sich die neun Stücke jeweils durch ihre individuellen Eigenarten aus, die man aber nachher auch nicht mehr missen möchte - zumal das Gesamtresultat durchaus noch homogen ist. Genial, genial, was 65DAYSOFSTATIC hier zusammengebastelt haben, und dennoch bin ich mir nicht so ganz sicher, ob die Band auch hierzulande abgefeiert werden wird. Schließlich ist die Szene bei weitem nicht so ausgereift wie in Großbritannien, und die Bereitschaft, sich von jeglicher Engstirnigkeit zu befreien - hier ein maßgebliches Kriterium -, ist ebenfalls keine typisch deutsche Eigenschaft, auch wenn es um Musik geht. Der aufgeschlossene, tolerante Hörer hingegen sollte sich dringend mit 65DAYSOFSTATIC befassen. Die Briten belohnen einen mit einem herrlich vielschichtigen Instrumental-Album und einer sehr dichten, einzigartigen Atmosphäre, die bei intensiver Beschallung komplett überwältigt. Ich selber bin schlichtweg begeistert!
Anspieltipps: Await Rescue, 65 Doesn't Understand You, The Big Afraid
- Redakteur:
- Björn Backes