69 CHAMBERS - War On The Inside
Mehr über 69 Chambers
- Genre:
- Metal Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Silverwolf Productions/ SPV
- Release:
- 24.04.2009
- The Day Of The Locust
- Bloodaxe
- Thinking About You
- On The Inside
- Ex Nihilo
- Return Of The Repressed
- Judas Goat
- The Collapse Of Time And Space
- Wind Feeds Fire
- Dead Letter Office
- Final Memento
- Automatic Automata
- A Ruse
Wie man sich doch manchmal täuschen kann. Irgendwie hatte ich mich gegen das Debütalbum "War On The Inside" der Schweizer 69 CHAMBERS gesperrt. Warum? Keine Ahnung. Vielleicht lag es an Sängerin und Gitarristin Nina Treml, die sich wie Gott sie schuf auf dem Frontcover räkelt und ihre deutlich vorhandenen Reize in den Vordergrund schiebt. Eventuell applaudierte mein Unterbewusstsein hämisch Beifall, denn natürlich konnte das nur ein dreister Versuch sein, musikalisches Unvermögen in einer zuckersüßen Verpackung zu verstecken. Doch weit gefehlt. Ich beuge mein Haupt, gelobe Besserung angesichts dieser schlechten Gedanken und schäme mich stattdessen dafür, dass ich nicht schon Tage früher in den Genuss dieser mächtigen Metal-Rock-Songs gekommen bin.
Das Trio hat einen gewaltigen Sound kreiert, den Tommy Veterli (ex-CORONER, ex-KREATOR) knallhart und mit Ausrufezeichen in Szene gesetzt hat. Die Produktion schiebt und drückt, lässt aber auf der anderen Seite auch genug Luft zum Atmen. Ganz großes Kino. Das ist jedoch nur das Sahnehäubchen auf dreizehn starken Songs, die mal unaufhaltsam von mächtigen Riffs angetrieben durch die Gegend grooven ('The Day Of The Locust', 'On The Inside'), mal auch das Tempo anziehen und dabei sogar leicht ruppig und punkig wirken ('Bloodaxe', 'Return Of The Repressed'), oder einfach wie ein dicker moderner Metalsong daherkommen ('Thinking About You', 'Final Memento'). Das ist aber noch nicht das Spannendste an der Sache, denn darüber hinaus haben 69 CHAMBERS noch ein paar moderne Rocksongs geschrieben, die mit allerhand Loops und Samples unterlegt sind, in den sphärischen Momenten sogar manchmal an MUSE erinnern, das Gesamtbild ungemein auflockern und vor allem die einzigartige Stimme von Nina in den Vordergrund stellen. So sind Songs wie 'Ex Nihilo', 'Judas Goat' oder auch die etwas spacigen 'The Collapse Of Time And Space' und 'Wind Feeds Fire' wirkliche Extraklasse. Das Problem bei der Sache ist nur, dass beide Parteien nicht ganz zueinander passen wollen. Da ist definitiv noch Beziehungsarbeit zu leisten.
Sängerin Nina Treml ist das Aushängeschild der Schweizer (nicht nur in optischer Hinsicht). Die Dame hat alle dreizehn Songs geschrieben und prägt diese auch durch ihre markante Stimme bis ins letzte Detail. Mal ruppig und rotzig wie EXILIA oder SKUNK ANANSIE, gelegentliche Growls (sehr dezent eingesetzt) im Stile von ARCH ENEMY, jedoch überwiegend zerbrechlich und emotional. In diesen vielen Momenten erinnert sie sehr stark an die Kanadierinnen Tori Amos und Alanis Morissette, deren Melodieführungen die Schweizerin mehr als nur verinnerlicht hat. Manche werden ihr schamloses Kopieren vorwerfen, was ich aber im musikalischen Gesamtkontext nicht verwerflich finde. Denn wenn dann noch die fetten Klampfen und die Double-Bass ausgepackt werden, klingt das theoretisch zwar etwas befremdlich, in der Praxis funktioniert es aber. Klingt komisch? Ist aber so.
Ich möchte nicht unterschlagen, dass der Gesang, wie bei jeder markanten Stimme, nicht jedermanns Sache sein dürfte, er der Band aber eine deutliche Eigenständigkeit verleiht, die in der heutigen Zeit unbezahlbar ist. Jetzt noch stärker beide Welten ineinander verweben, noch ein bisschen mehr den eigenen gesanglichen Charakter in den Vordergrund schieben und das nächste Album dürfte die Band in die erste musikalische Liga katapultieren. Zuhören.
Anspieltipps: On The Inside, Ex Nihilo, The Day Of The Locust
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Chris Staubach