69 EYES, THE - Blessed Be
Mehr über 69 Eyes, The
- Genre:
- Gothic Rock
- Label:
- Roadrunner / Universal
- Release:
- 24.10.2000
- Framed In Blood
- Gothic Girl
- The Chair
- Brandon Lee
- Velvet Touch
- Sleeping With Lions
- Angel On My Shoulder
- Stolen Season
- Wages Of Sin
- Graveland
- 30
'Framed In Blood' macht schon gleich zu Anfang deutlich, wohin die musikalische Reise gehen wird:
"Blessed Be The 69 Eyes" bietet eine ausgewogene Mischung aus Gothic Rock und klassischem (Hard) Rock mit teils schon poppig eingängigen, schlicht schönen Melodien und atmosphärischer Keyboarduntermalung.
Die Produktion erinnert teils an Wave-Musik, kann bisweilen aber auch metallisch hart ausfallen. Vom Instrumentalen her erinnern THE 69 EYES auf "Blessed Be" schon einmal an die ruhigeren Songs der SISTERS OF MERCY; gesanglich schimmern einerseits immer mal wieder die legendären FIELDS OF THE NEPHILIM durch, doch auch klassische Hardrockanleihen und Balladenflair wie etwa bei H.I.M. sind nicht allzuweit entfernt.
In 'Gothic Girl' erinnert mich der düster-warme, sonor-knurrige Gesang von Jyrki zwischendurch gar an Iggy Pop oder Billy Idol und legt damit zumindest ein kleines Fleckchen Punk-Rock-Wurzeln frei; weitaus süffiger wird der Klang jedoch durch den dicken, schnurrenden, elektrisch ummantelten Bassklang und die cembaloähnlichen Keyboardtöne.
'The Chair' mit seinem dezent aus dem Hintergrund heraus mit der Melodie verschwimmenden weiblichen Begleitgesang, den in der ruhig sich aufbauenden Bridge stärker in den Vordergrund tretenden klavierigen Tönen und den ansonsten dicht gefügten Gitarrenklängen erinnert stark an die bereits oben erwähnten SISTERS.
'Brandon Lee' perlt trotz satt treibendem Bass melodisch lässig dahin, der Gesang liegt irgendwo zwischen McCoy (FIELDS ...) und Elvis (Presley).
Überhaupt stehen romantische Harmonien auf "Blessed Be" nicht im Gegensatz zu düsteren Stimmungen, sondern verschmelzen mit ihnen. Natürlich ist das überwiegend einfache Musik, doch gerade das macht sie zugänglich; langweilig wird sie trotzdem nicht, denn sie hat nun mal eine ganz eigentümliche Atmosphäre: erdig, etwas modrig, und doch transzendent.
Was also verleiht dieser scheinbar seichten Musik Gewicht? Es ist zunächst einmal eine fast schon bluesige Schwere, die sich mit den leicht kitschigen Synthies verbindet und sie am Abgleiten hindert; und dann sind es die satt röhrenden Rockgitarren und die harten Drums, welche diesem sonst wohl am treffendsten mit Gothic Glam Rock zu bezeichnenden Stil eine gewisse Bodenhaftung verleihen.
Hört man einen Song wie 'Velvet Touch', so könnte man THE 69 EYES auch (leich voreilig) als überzuckerte Version solcher dunkel-erotischen und machoartig harten Acts wie etwa ZODIAC MINDWARP bezeichnen.
'Sleeping With Lions' dagegen macht dann mit elegisch weinenden E-Gitarren klar, dass auch die traditionelle Balladenschule des Hardrock auf "Blessed Be" ihren Niederschlag gefunden hat.
Knarzendes Programming, klassischer Gothic Rock und sirenenartig heulende E-Gitarren verbinden sich in 'Angel On My Shoulder' zu einem treibenden Amalgam, über welches Jyrkis hier wieder äußerst harmonisch klingende Stimme wie flüssiges Quecksilber elegant hinweggleitet.
Den Wave-Aspekt schiebt 'Stolen Season' in den Vordergrund; ganz ohne dass die Gitarren und Drums deswegen weniger hart klingen würden, sind ihnen die unterkühlten Keyboardklänge und der schwülstige Unterton im Gesang des Songs doch eindeutig vorangestellt.
Um so treibender pocht und bohrt und rockt dann das derbe 'Wages Of Sin' fachgerecht clubtauglich daher, ohne damit die bedrohlich darüber schwebenden Schwaden flächiger Sounds ganz zu zerreißen. Freilich ist dies auf dem Album ein Ausnahmetrack, was die ausgesprochene Härte (für einen Rocksong!) anbelangt.
Mit 'Graveland' und seinem fast schon jazzig entspannten Grundrhythmus lassen THE 69 EYES ihr "Blessed Be" dann so richtig mitsinghymnisch angehen, bevor '30' dann so richtig tief in die Verzerrer greift, die Schießbude malträtiert und mit einer gewissen Punkattitüde doch einer abgespacet metallisch aufgeladenen Produktion so richt derbe abrockt.
Fazit: Wer Abwechslung und gute Durchmischung aller gothicverwandten Stile sucht und sich zudem noch an eher harmonisch gehaltenen Melodien mit eindeutig zuzuordnenden Refrains erfreuen kann, wird mit "Blessed Be The 69 Eyes" ziemlich gut bedient sein - zumal die jeweiligen Arrangements bei allem Hang zum eindeutigen Songwriting wiederum auch nicht zu schlicht gewählt worden sind.
Allerdings ziehen THE 69 EYES ihren Stil schon ziemlich geradlinig durch. Innerhalb dessen gibt es meines Erachtens zwar durchaus genügend Abwechslung zwischen den Songs; doch falls man mit der Stimme des Sängers oder dem speziellen Gitarrensound der Band aus welchen Gründen auch immer nicht so recht warm werden sollte, dann könnte die Musik wohl trotzdem etwas eintönig wirken; denn von ihrem durchgängigen Stil rückt die Band nur selten geringfügig ab.
Verkopfte Progrocker und verbissene Hartwurstfritzen wird "Blessed Be" daher kaum zufrieden stellen können.
Anspieltipps: Gothic Girl, Angel On My Shoulder, Wages Of Sin
- Redakteur:
- Eike Schmitz