ARL3CCH1NO - Psyche
Mehr über ARL3CCH1NO
- Genre:
- Post Rock / Trip Hop
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 21.03.2018
- Psyche
- Overload
- Medication
- Stalling
- Deja Vu
Interessanter Stilmix irgendwo zwischen Post Rock und Trip-Hop
Einen ganz schön eigenwilligen Namen haben sich die Newcomer ARL3CCH1NO da ausgesucht, der sicher einige Fans mit seiner Schreibweise ein wenig verwirren wird. Ersetzt man dann die Zahlen allerdings durch die passenden Vokale, dann offenbart sich die eigentliche Bedeutung. Arlecchino, also Harlekin, soll das Ganze heißen und laut Aussage des Trios wurde der Name auch nicht willkürlich ausgewählt, sondern soll sinnbildlich wie der Harlekin für die Narrenfreiheit stehen, die sich die Münchener in Bezug auf ihre Musik nehmen. Das erste Lebenszeichen hört dabei auf den Namen "Psyche", besteht aus insgesamt fünf Tracks und kann direkt bei der Band als Download oder CD erstanden werden.
Wer jetzt aber angesichts des mittelalterlich anmutenden Bandnamens mit einer ebensolchen musikalischen Ausrichtung rechnet, der wir spätestens nach dem spährischen Intro 'Psyche' beim ersten vollwertigen Track 'Overload' eine faustdicke Überraschung erleben. Statt mit Dudelsack, Laute oder Drehleier trumpft das Trio mit sehr modern angehauchtem Post Rock auf, der sich auch vor einigen Anspielung in Richtung Industrial oder Trip-Hop nicht fürchtet. Über den Kompositionen thront dabei zumeist die ausdrucksstarke Gesangsleistung von Fronterin Stephanie Marin, während sich die Instrumentalisten Jan Pankau und Stephan Gossen zumeist eher im Hintegrund halten und die Vocals mit einem dicht gewebten Soundteppich unterlegen. 'Overload' geht dabei noch als reinrassiger Post-Rocker durch, bevor sich in 'Medication' vor allem die Industrial-Einflüsse in den Vordergrund spielen. 'Stalling' lässt schließlich alle Dämme brechen und die Truppe aus der bayerischen Haupstadt verabschiedet sich endgültig von konventionellen Songstrukturen, um den Hörer auf einen eindringliche Reise zwischen Tip-Hop und Rock zu entführen. In weiten Teilen der ausladenden Kompositionen überwiegen dabei die positiven Eindrücke ganz klar, trotzdem ist "Psyche" noch nicht rundum gelungen. Die größte Achillesferse offenbart dabei das abschließende 'Deja Vu" am eindrucksvollsten, denn gerade in den treibenden Passagen des Rausschmeißers macht sich das Fehlen eines Schlagzeugers am deutlichsten bemerkbar. Natürlich kommt die EP nicht komplett ohne Drums aus, doch die eingestreuten programmierten Drum-Samples können mit der Energie und vor allem dem Einfallsreichtum eines guten Schlagwerkes nicht mithalten.
Unter dem Strich bleibt der Erstling der Bajuwaren damit eine durchaus interessante Scheibe, die ich Fans der oben gennanten Genres durchaus ans Herz legen kann. Gerade jetzt in der kalten Jahreszeit kann man sich wunderbar in den Kompositionen des Trios verlieren und einfach ein wenig vor sich hin träumen. Damit Stephanie und ihre Mitstreiter auch auf lange Sicht mit der Genre-Konkurrenz mithalten können, hoffe ich aber doch auf die baldige Verpflichtung eines Schlagzeuger, der die farblose Rhythmusfraktion in Schwung bringen und der Musik damit insgesamt aufs nächste Level helfen könnte.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs