ASG - Blood Drive
Mehr über ASG
- Genre:
- Stoner Rock, Sludge, Pop
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Relapse Records/ Petting Zoo Propaganda
- Release:
- 28.05.2013
- Avalanche
- Blood Drive
- Day's Work
- Scrappy's Trip
- Castlestorm
- Blues For Bama
- Earthwalk
- Children's Music
- Hawkeye
- Stargazin
- The Ladder
- Good Enough To Eat
Ein Vulkan, der Honiglava spuckt
Ich gestehe: ich bin ein Chauvi-Schwein, einer, der manchmal nur auf's Aussehen achtet. Denn um ehrlich zu sein: So richtig aufmerksam wurde ich auf das neue Album von ASG nämlich nur durch das wunderschöne, Klimt-inspirierte Cover, welches locker als eines der Highlights des Jahres durchgeht. Aber irgendwie sind wir ja alle triebgesteuert, da brauche ich mich auch nicht schämen, mich willenlos "Avalanche" hingegeben zu haben, zumal sich aus diesem stürmischen Techtelmechtel eine langanhaltende Liaison entwickelt hat.
"Blood Drive", immerhin bereits das fünfte Album der Jungs aus North Carolina, macht es einem aber auch einfach, sofort gemocht zu werden. Waren die Vorgänger meiner Erinnerung nach noch hauptsächlich genretypischer, guter Stoner Rock mit guten Melodien, hat man sich diesmal aller Fesseln entledigt. Denn in der guten dreiviertel Stunde spielen die Jungs, was man am ehesten als "Surf-Sludge" beschreiben könnte: schon von Beginn wird man von einem Sound, den man nur mit den Worten "larger than life" beschreiben kann, umspült, die Gitarren brettern wie Strandbuggys durch die Botanik und das gesamte Album transportiert eine zutiefst positive Aura und Lässigkeit. Dieser schon leckere Unterbau wird garniert mit dem beeindruckenden Gesang von Jason Shis als Sahnehäubchen, dessen Stimme eine regenbogenbunte Palette an Melodien und Stimmungen heraufbeschwört, als würde man gerade auf seinem Board den Ozean auf der Suche nach der größten Welle beackern.
Ohne jemals tatsächlich den Heimathafen Stoner Rock zu verlassen, dehnt man die Genre-Grenzen auf Dimensionen, die man bislang eigentlich nur von den noch abgedrehteren Kollegen von TORCHE kannte. Eine bunte Mischung zwischen Sonnenschein und Sludge-Schmodder, zwischen Skatepunk und fiesem Noise. Als ob SAIGON KICK (kennt die noch wer?) oder KING'S X, MASTODON und FU MANCHU eine Beach Party mit Bier und Surfboards ausgerechnet im Treibsand abhalten würden. 'Avalache' etwa legt mit einem Gerüst aus NEBULA-Riffs und Harmonie-Gesang los, dass man denkt, die Engel zu hören. Ich garantiere: den zuckersüßen Refrain bekommt ihr so schnell nicht mehr los, das musikalische Äquivalent zu Milch mit Honig. Das kompositorische Geschick, diese scheinbaren Gegensätze vorbildlich zu einem sinnvollen Ganzen zu verweben, zeigt sich aber auch beim mit Alternative Rock spielenden Titeltrack 'Blood Drive', der wohlige Erinnerungen sowohl an die letzten beiden Alben der Großmeister JANE'S ADDICTION wachrüttelt, als auch an Bands wie KYLESA denken lässt. Aber auch in fies-kratzbürstigen Rockern ('Castlestorm') geht diese Rechnung ebenso auf wie in trippigen Balladen ('Blues For Bama', 'Earthwalk') oder Gute-Laune-Bombastbomben mit ordentlich Feuer im Popo ('Stargazin') und zeigt, wieviel Raffinesse in den einzelnen Songs steckt.
Auch wenn die zweite Hälfte leider einen Tacken ruhiger daherkommt, bleibt ein Album mit viel Tiefgang, einem superben Gespür für Refrains und Melodien und einem granatenmäßigen Sound. Und so bleibt eigentlich nur die ausdrückliche Empfehlung an alle, die etwas mit Stoner, melodischem Sludge oder Alternative am Hut haben, zumindest musikalisch Sommer und Sonne durch die heimische Anlage zu pusten.
Ach: und natürlich die Einführung von Surf Sludge als Musikrichtung. Danke, ASG!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Simon Volz