ASP - Verfallen Folge 1: Astoria
Mehr über ASP
- Genre:
- Gothic Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Soulfood
- Release:
- 16.10.2015
- Himmel und Hölle (Kreuzweg)
- Mach's gut Berlin
- Zwischentöne: Ich nenne mich Paul
- Zwischentöne: Baukörper
- Begeistert (Ich bin unsichtbar)
- Zwischentöne: Lift
- Astoria verfallen
- Souvenir, Souvenir
- Zwischentöne: Blank
- Dro[eh]nen aus dem rostigen Kellerherzen
- Alles...nur das nicht!
- Loreley
- Fortsetzung folgt...1
- Kai Meyer: Lesung, Teil 1 (Arkadien)
- Die Löcher in der Menge
- Kai Meyer: Lesung, Teil 2 (Die Alchimistin)
- Die Gabe
Hochwertige Ware, typisch ASP
Das Hotel Astoria ist ein Wahrzeichen Leipzigs, das seit Mitte der 1990er Jahre leer stand. Mitte letzten Jahres wurde bekannt, dass sich ein Investor für das Gebäude gefunden hat. Ein Investor für einen absoluten Hingucker der damaligen DDR, das tausende Menschen anlockte und einen guten Ruf genoss. Nun widmen sich die Gothic-Novel-Rocker von ASP diesem Thema: "Verfallen, Folge 1: Astoria" ist der erste Teil einer neuen Grusel-Geschichte, die sich rund um das Astoria-Hotel dreht, und in einigen Jahren – wenn auch dieser Strang sein Ende gefunden hat – mit Sicherheit sowohl qualitativ als auch quantitativ in einem Atemzug mit den "Der Schwarzer Schmetterling"- und "Fremder-Zyklus"-Sagen genannt werden kann.
Man muss sich vor Augen halten, dass die Gothic-Rocker aus Mainhatten im vergangenen Jahr ihr 15jähriges Jubiläum feierten und nebenbei auf neun Alben, zahlreiche EPs, Kompilationen und allerlei sonstiges Material zurückblicken können. Zu der faulen Sorte gehört die Mannschaft um Alex Spreng also keineswegs, zeugen all ihre Alben doch von tollen Geschichten und faszinierenden Handlungen, die zum Träumen und interessiertem Zuhören einladen. Begleitet durch die Düster-Klänge und Sprengs markanten Gesang hatten ASP-Alben in der Vergangenheit also immer ihren besonderen Reiz. Hier macht auch der vorliegende, abermals überzeugende Brocken keine Ausnahme.
Blicken wir erst einmal auf die üppige und mehr als hochwertige Aufmachung im stabilen Buch-Format mit tollem Booklet. Sehenswerte Bilder von Joachim Luetke sowie eine nur hierfür von Kai Meyer geschaffene Horrorstory namens "Das Fleisch der Vielen" runden das erstklassige Bild dieser Veröffentlichung ab. Doch auch die Musik hält, was die Optik verspricht. ASP-typische Düsterklänge hier, die einen oder anderen Gänsehautmomente dort, die Frankfurter wissen genau, zu welchem Zeitpunkt sie Spannung aufbauen müssen, welche Stimmung zu welchen Tönen passt - allein dieses Werk macht nachvollziehbar, warum Fans und Anhänger die Jungs seit anderthalb Dekaden in höchsten Tönen loben.
Schon das eröffnende 'Himmel und Hölle (Kreuzweg)' lebt von der anfänglichen Spannung, vom musikalischen Kontrast aus Härte und Melodie und der Atmosphäre, mit der der Hörer in die Geschichte geführt wird. Doch das wirklich Aufregende soll erst noch kommen, schließlich ist ASP ein Meister dieses Fachs. Nach dem wehmütigen 'Mach's gut, Berlin' samt Streichern und Piano-Einsatz darf bei 'Zwischentöne: Ich nenn mich Paul' ein wenig das Tanzbein geschwungen werden. Natürlich geht der Gothic-Novel-Flair auch hier nicht verloren, sämtliche Titel dieses Albums tragen die unmissverständliche Handschrift der Frankfurter Düster-Rocker. Ruhige Töne wechseln sich im folgenden Verlauf wunderbar mit leicht elektronischen, hart rockenden, fast schon metallischen und durchaus peppigen Tönen ab. Allein der musikalische Kontrast zwischen 'Zwischentöne: Baukörper', 'Astoria verfallen' und 'Souvenir, Souvenir' ist nur ein Bruchteil der immensen, schaurig-schönen ASP-Kreativität, die auch auf "Verfallen" abermals im Zenit zu sein scheint. Stets ist es dieser dichte, atmosphärische und fast schon mythische Nebel, der Faszination und Spannung schafft und selbst nach den Schlussstücken 'Loreley' und 'Fortsetzung folgt...1' noch spürbar ist. Der stetige Wechsel aus Zwischenspielen und den ach so typischen Rockern ist das Salz in der Suppe, das "Verfallen" auch nach dem drölften Durchgang noch nicht langweilig werden lässt.
Aufatmen, Freunde, denn ein zweiter "Verfallen"-Teil ist direkt im Anschluss geplant, und auch der "Fremder-Zyklus" ist noch nicht am Ende angelangt. Ich hätte noch viel mehr zu "Verfallen, Folge 1 – Astoria" zu erzählen gehabt, doch was nützen all die Worte, wenn ihr das Album doch besser hören anstatt darüber lesen solltet. Ein hochinteressantes, dichtes Konzept, das musikalisch immens abwechslungs- und facettenreich gestaltet wurde. Ich kann es jedenfalls kaum erwarten, bis der zweite "Verfallen"-Teil dieses Konzept weitererzählt.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp