A FOREST OF STARS - A Shadowplay For Yesterdays
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2012
Mehr über A Forest Of Stars
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Prophecy Productions (Soulfood Music)
- Release:
- 20.07.2012
- Directionless Resurrectionist
- Prey Tell Of The Church Fate
- A Prophet For A Pound Of Flesh
- The Blight Of God's Acre
- Man's Laughter
- The Underside Of Eden
- Gatherer Of The Pure
- Left Behind As Static
- Corvus Corona, Part I
- Corvus Corona, Part II
Beeindruckender Avantgarde Black Metal zwischen allen Stühlen.
Weiter weg vom Mainstream kann man vermutlich nicht sein. Ein düsteres und oftmals gleichzeitig melodisch-eingängig und kantig-verworren wirkendes Konzeptalbum lassen die Briten von A FOREST OF STARS von der Leine. Die Musik verkörpert das dekadente Wirken einer obskuren Bruderschaft im viktorianischen England vor 120 Jahren. Obwohl das Ganze in der Grundausrichtung im Black Metal beheimatet ist, fallen die meisten Songs sehr harmonisch und atmosphärisch aus, wobei sich kein homogenes Bild ergibt, sondern enorm viele Facetten einbezogen werden. Dem Hörer wird einiges abverlangt, aber sich auf "A Shadowplay Of Yesterdays" einzulassen lohnt sich zweifellos.
Insbesondere zwei Stücke stechen hervor aus dem wilden, verspielten und wahnsinnigen Reigen. 'A Prophet For A Pound Of Flesh' glänzt vor allem durch das den Song einleitende, mitreißend mächtige Grundriff und die exzellent intonierte, unheilvolle Düsterkeit, die später in beschwingte, fast folkige Melodien mündet. 'Gatherer Of The Pure' hat ein grandioses Wechselspiel aus dynamischer Melodik, wüster Raserei und verschwurbelter Psychedelik zu bieten. Spätestens hier merkt man, dass das eben nicht einfach nur Avantgarde Black Metal ist, sondern ein originelles, dramaturgisch spannendes und wahnwitziges Sammelsurium. "A Shadowplay Of Yesterdays" hat in seiner Vielseitigkeit noch einen weiteren Vorzug, denn trotz einer gewissen musikalischen Verschrobenheit wirkt die Platte nie unnahbar oder undurchschaubar. Durch zähe Zwischenspiele wie 'Man's Laughter' muss man sich zwar eher durchkämpfen und auch im Gesang (oftmals nicht mehr als ein heiseres Röcheln oder Bellen) finde ich mich nicht so sehr wieder, wodurch das Hörerlebnis schon etwas geschmälert wird, aber die kreative Gesamtleistung ist dennoch uneingeschränkt zu würdigen.
Verbessern können A FOREST OF STARS stellenweise noch ihre ruppigen Passagen, da denen durch die verstörenden Vocals und vor allem dem unmöglichen Drumsound jegliche Härte und Wucht abgeht – dabei könnten gerade diese einen wirksamen Kontrapunkt setzen. Denn kaum setzen die Streicher, das Akkordeon oder postrockige Intermezzi ein, wird man wieder von der wunderbaren Atmosphäre in Beschlag genommen. Die fehlende Griffigkeit bei den knüppligen Passagen fällt vor allem bei 'Prey Tell Of The Church' auf, demgegenüber kann man bei 'The Blight Of God's Acre' aber mehr Prägnanz im rohen Black Metal feststellen.
"A Shadowplay Of Yesterdays" ist ein unglaublich ambitioniertes und innovatives Werk, das kann man nicht anders bezeichnen. Verschiedenste Stilmittel werden völlig unkonventionell kombiniert und das Resultat fällt beeindruckend und zutiefst spannend aus. Wenn man progressive Musik nach der eigentlichen Wortbedeutung definiert, dann sind A FOREST OF STARS sicher ein Beispiel dafür. Durch die düstere und eindringliche Atmosphäre lässt sich tief in das Werk eintauchen und der Ideenreichtum sorgt dafür, dass die Wirkung nicht nachlässt. Allerdings gibt es auch ein paar wenige Schwächen, insbesondere dass die härteren Parts nicht kraftvoll genug rüberkommen, und auch der Gesang (obgleich er die düstere bis bedrohliche Atmosphäre gut unterstreicht) dürfte sicherlich nicht jedermann's Sache sein. Dennoch setzen A FOREST OF STARS sich hier so gekonnt zwischen alle Stühle, dass den Briten ein Referenzwerk des avantgardistischen Black Metal zu bescheinigen ist.
Anspieltipps: A Prophet For A Pound Of Flesh, Gatherer Of The Pure, Corvus Corona (Part 2)
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer