A SOUND OF THUNDER - It Was Metal
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2018
Mehr über A Sound Of Thunder
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Mad Neptune / Eigenproduktion
- Release:
- 15.06.2018
- Phantom Flight
- Lifebringer
- Atlacatl
- The Crossroads Deal
- It Was Metal
- Obsidian & Gold (Desdinova Returns)
- Second Lives
- El Segadors (The Reapers)
- Tomyris
- Charles II.
- Fortress Of The Future Race
Wieder eine Klasse für sich<br />
Kann man klassischen melodischen Power Metal spielen, ohne sich in der Kopie alter Bands zu ergehen oder in plumpe Klischees und deren Übertreibung zu verfallen? Diese Frage wird von Jahr zu Jahr drängender und nur wenige Bands schaffen es, darauf eine wirklich überzeugende Antwort zu geben. A SOUND OF THUNDER ist eine jener wenigen Bands und das neuste Album "It Was Metal" ist das bislang überzeugendste der AmerikanerInnen um Sängerin Nina Osegueda und Gitarrist Josh Schwarz.
Das wird bereits beim Opener 'Phantom Flight' klar, bei dem Nina von ACCEPT-Sänger Mark Tornillo unterstützt wird. Ein straighter Metalsong mit großem Refrain und coolem Text über Kampfpiloten, also alles was man sich wünschen kann und dennoch mit vielen kleinen Details versehen, die den Song immer wieder interessant machen und eben nicht nach einer Kopie klingen lassen. Mit 'Lifebringer' wird es dann noch eine Spur melodischer, im Text geht es um einen charismatischen Führer, der mit Angstkampagnen sein Volk hinter sich versammelt und sodann eine Diktatur beginnt. Wer hier Anspielungen auf aktuelle Geschehnisse vermutet, der liegt sicher nicht falsch, denn A SOUND OF THUNDER ist auch eine politisch aktive Band, die sich nicht nur regelmäßig gegen Diskriminierung jeglicher Form und andere wichtige Themen positioniert, sondern auch konstant einen Anteil der Merchandisegewinne für solche Zwecke spendet.
Mit 'Atlacatl' bewegen wir uns dann in historischem Terrain, mit coolen Percussion-Einlagen von Drummer Chris Haren eingeleitet, bekommen wir Einblick in den Kampf lateinamerikanischer Indigener gegen die einfallenden europäischen Horden. Auch hier gibt es wieder flotten Melodic Metal mit vielen kleinen Kabinettstückchen aller Beteiligten zu hören, gekrönt von einem Refrain, der direkt packt und doch nicht zu plump ausfällt.
Nach einem kurzen Intro gibt es sodann mit dem Titelsong eine kleine Lehrstunde in Metalgeschichte, ein cooler Banger im erhöhten Midtempo, zu dem es auch ein unterhaltsames Video gibt. Nach so viel Traditionspflege ist es Zeit für ein echtes Highlight 'Obsidian & Gold (Desdinova's Return)' kann mit Gastkeyboarder Tony Carey und einer Menge 70er-Referenzen auf sich aufmerksam machen und das nicht ohne Grund. Hier huldigt Gitarrist Josh einer seiner Lieblingsbands, BLUE ÖYSTER CULT und schreibt eine ihrer zahlreichen Sci-Fi-Geschichten weiter fort, ein echter Kracher in epischer Länge und voller versteckter und nicht so versteckter Referenzen zum Werk der Altmeister.
Weiter geht es mit 'Second Lives', das dem Comichelden Dr. Mirage gewidmet ist und eine weitere Seite der Band zeigt, die sich gerne und viel mit Comics beschäftigt. Ja, zu "It Was Metal" wird es einen Comic geben, der auf über 60 Seiten zu jedem Song eine eigene Geschichte enthält, für die unter anderem Zeichner von Marvel, DC und Valiant Comics gewonnen werden konnten. Mit 'Els Segadors (The Reapers)' gibt es sodann eine metallische Version der katalanischen Hymne zu hören, die Sängerin Nina für ihre Mutter aufgenommen hat, welche aus Katalonien stammt. Dass dieser Song im letzten Jahr maßgeblich zur wachsenden Beliebtheit der Band in Katalonien beigetragen hat, ist offensichtlich, die Aufnahme stammt jedoch bereits aus dem Jahr 2016 und bekam erst durch die Ereignisse rund um das Referendum ihre politische Brisanz.
Mit 'Tomyris' wird es dann nochmal historisch, die Geschichte um die Skythenkönigin, die Kyros den Großen in der Schlacht besiegte und seinen abgetrennten Kopf in einen Weinschlauch voller Blut packte, ist uns von Herodot überliefert und passt hervorragend zu Ninas Vorliebe für blutige Mordgeschichten einerseits und starke Frauenrollen andererseits, der epische Songaufbau tut sein übriges und wir haben einen weiteren Hit, auf den mit 'Charles II.' ein cool rockender Song über den englischen König und seine Probleme mit Irland und politischen Gegnern folgt, bevor 'The Fortress Of The Future Race' gekonnt den Reigen beendet.
Wie man es auch dreht und wendet, dieses Album ist von vorne bis hinten packend komponiert, zeitgemäß produziert und von vier talentierten Musikern eingespielt, die alle genug Raum haben, ihr Können in vielen Details unter Beweis zu stellen. Dass dies alles ganz ohne Label und über eine überaus erfolgreiche Kickstarter-Kampagne finanziert wurde, unterstreicht die Sonderstellung, die A SOUND OF THUNDER in der heutigen Metalszene einnimmt. Eine Band, die konsequent ihren eigenen Weg geht, in Auftreten und musikalischem Schaffen keine Kompromisse eingeht und dabei äußerst integer bleibt, was politische und metallische Überzeugungen angeht. Wer auch nur ansatzweise etwas mit melodischem Heavy Metal anfangen kann, sollte hier dringend reinhören und eine Band unterstützen, die es mehr als verdient hat, gehört zu werden.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Raphael Päbst