A SWARM OF THE SUN - The Woods
Mehr über A Swarm Of The Sun
- Genre:
- Post Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Version Studio Records
- Release:
- 11.01.2019
- Blackout
- The Woods
- An Heir To The Throne
Der kleine Bruder eines Meisterwerkes.
"The Rifts", das letzte Album des schwedischen Post-Rock-Duos A SWARM OF THE SUN, war 2015 eine der wegweisendsten Veröffentlichungen in Sachen tiefgängiger Rockmusik. Und die epische Reise der beiden Nordmänner in die Abgründe der menschliche Seele, dieser melancholische, aber letztlich hoffnungsvolle, versöhnende Aufblick zum Licht am Ende des Tunnels, wirkt bis heute nach – "The Rifts" steht einsam auf einem unerschütterlichen Fels, der herausragt aus einem Meer an bemüht tiefsinnigem Post-Rock-Geplänkel. Der minimalistische Einsatz des Klaviers, eine zerbrechlich-fragende Gesangsstimme, und im Kontrast dazu harte, metallischen Donnerschläge, dröhnende Echos, martialische Riffwände, all das wurde von A SWARM OF THE SUN seinerzeit meisterhaft zu einem musikalischen Glanzstück geschmiedet, ein Album, beinahe geschaffen für die Ewigkeit.
Während mir "The Rifts" bis heute regelmäßig Schauer über den Rücken jagt, vermag mich der kleine Nachfolger jenes Meisterwerkes nicht so recht zu packen. "The Woods" ist im Grunde genommen eine Verkleinerung jener epochalen Arbeit, gleich einem Blick aus der Ferne auf das erschütternde Geschehen des 2015er Outputs. Nur noch drei Songs (allerdings von jeweils dreizehn Minuten Länge), die keinen vergleichbaren Spannungsaufbau wie die neun Kompositionen auf "The Rifts" bieten. Noch spärlicher der Gesangseinsatz, noch weniger Abwechslung. Das erste, 'Blackout' betitelte Drittel ist ein langes, introvertiertes Instrumental, das zunächst noch mit seinen zurückgenommenen Pianoklängen und schwermütigen Streichern fesselt, sich aber irgendwann in seiner schieren Überlänge verliert. Gegen Ende keimt noch einmal vorsichtige Spannung auf, als das Schlagzeug einsetzt und raue Stahlsaiter die gleiche Bedrohung hervorzaubern wie seinerzeit 'Infants' oder 'The Warden'. Die Aufteilung auf mehrere, dafür etwas kompaktere Stücke auf "The Rifts" war allerdings der passendere Rahmen; 'Blackout' bleibt als nebulöses, dunkles Hintergrundpanorama im Raum stehen. Mit 'The Woods' setzt kurzzeitig der geflüsterte A SWARM OF THE SUN-Gesang ein, doch auch der zweite Track nimmt sich zu viel Zeit für den dann nicht mehr ganz so geglückten dramaturgischen Aufbau. Und die Stilmittel gleichen sich, die Harmonien, die Melodiebögen – eigentlich höre ich bei 'The Woods' schlicht das Vorgängeralbum in anderem Format wieder. Daran ändert auch der wilde Abschlussteil des zweiten Tracks nichts.
Schließlich versöhnt mich 'An Heir To The Throne' mit den beiden Skandinaviern: Diese Nummer steht den wegweisenden Kompositionen von "The Rifts" qualitativ in nichts nach; hier wird er wieder aufgezogen, der Bogen zwischen Bedrückung und Erleichterung, Trauer und hoffnungsvoller Vorfreude, wie wir ihn vom Vorgänger kennen. Doch wir schreiben ja das Jahr 2019 und halten nun mit "The Woods" ein Album in der Hand, das zwar an allen Ecken und Enden an die grandiose Arbeit von 2015 anknüpft, diese jedoch nicht fortsetzt, sondern schlicht und ergreifend in anderem Format wiederholt. Das hat isoliert betrachtet nach wie vor Klasse, das lädt einmal mehr zum besinnlichen Schwelgen am Kaminfeuer ein, doch diesmal bleibt A SWARM OF THE SUN den Aha-Effekt schuldig, diesmal ruhen sich Erik Nilsson und Jakob Berglund auf den Lorbeeren ihrer vorherigen Arbeit aus und liefern mit "The Woods" folglich nur eine abermals tiefgründige, aber weniger ergreifende EP, die nüchtern betrachtet zwar erneut ihre Fähigkeiten unter Beweis stellt, aber dennoch bereits jetzt, wenn auch auf hohem Level, meine Enttäuschung des Jahres markieren könnte.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause