A SWARM OF THE SUN - Zenith (Re-Release)
Mehr über A Swarm Of The Sun
- Genre:
- Post Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- dunk!records | Version Studio Records
- Release:
- 31.08.2020
- Lifeline
- This One Has No Heart
- Refuge
- The Stand
- Zenith
- Repeater
- The Worms Are Out
- Lifeproof Houses
- I Fear The End
- Reaper
Basiscamp vor dem Gipfelsturm
2015 veröffentlichte das schwedische Duo A SWARM OF THE SUN mit "The Rifts" eines der besten Alben, die es in Sachen Post Rock bis heute gegeben hat: eine beispiellose musikalische Seelenschau, die perfekte Zuspitzung von Kontrasten, gebildet aus melancholischen Flächenklängen, aufwühlenden Klavierstimmen, introvertiert-schüchternem Gesang, harschen Riffs und martialischem Schlagzeugspiel. Zugleich lieferten die Skandinavier den eindeutigen Beweis dafür, dass Instrumentalmusik nie die emotionale Tiefe von gesanglich begleiteten Kompositionen erreichen kann: A SWARM OF THE SUN ist im Prinzip eine instrumentale Formation, die ihre mitunter epischen Kompositionen mit gelegentlichen stimmlichen Versatzstücken spickt und ihnen dadurch das erforderliche Plus an Gefühlstiefe und Reflexionsfläche verleiht.
"The Rifts" hat mit "Zenith" wiederum einen Vorgänger, der bereits andeutete, wozu diese Formation fähig sein würde, der vieles richtig, aber noch nicht alles perfekt macht, zu seinem zehnjährigen Jubiläum aber eine sinnvolle Neuauflage erfährt. Es ist erstaunlich, wieviel Reife die Schweden auf "Zenith" bereits an den Tag legten, wie ausgefeilt der Sound, wie packend die vielen Instrumentalpassagen klingen, und wie mitreißend die emotionale Selbstoffenbarung der beiden Skandinavier gelingt. Das Album zeigt eine Formation, die keine Findungsphase benötigte und vom Fleck weg große Melodien, tiefgründige, Panoramen gleiche Klangflächen und unermessliche Spannungsbögen zu präsentieren vermochte. Vor allem zu Beginn packt A SWARM OF THE SUN die Hörerschaft mit Haut und Haaren: Wie beim instrumentalen Opener 'Lifeline' bereits mit den allerersten Tönen diese ebenso bedrohliche wie zerbrechlich-intime Atmosphäre aufgebaut wird, die sich von Takt zu Takt immer weiter aufspannt, weitet, wächst, um beim folgenden 'This One Has No Heart' durch den geraunten Gesang Jakob Berglunds den ersehnten Zündfunken zu erhalten, das ist ganz, ganz großes Post-Rock-Kino. Und spätestens beim erschütternden, kontrastierenden Doppel 'Refuge' und 'The Stand' - ersteres harsch und unerbittlich malmend, letzteres geradezu zärtlich fließend, anrührend selbstoffenbarend - ist es endgültig um mich geschehen.
Im Gegensatz zum fulminanten Nachfolger gelingt es "Zenith" allerdings nicht, diesen Spannungsbogen über die komplette Albumdistanz aufrecht zu halten. Der rote Faden ist hier noch nicht ganz so evident, die vielen kürzeren Tracks bleiben manchmal noch Stückwerk (eine etwas irritierend-aufgekratzte Nummer wie 'The Worms Are Out' hat es im Folgenden von A SWARM OF THE SUN auch nicht mehr gegeben) - und doch wird hier "The Rifts" eindeutig der Weg bereitet. Durch die generalüberholte Abmischung passt das neue "Zenith" auch klanglich wunderbar zu den beiden folgenden Werken. Und auch wenn die phänomenale Dramaturgie des 2015er Magnus Opus hier noch nicht erreicht wurde, wird das Genie der beiden Schweden schon auf diesem wunderbaren Langspieler deutlich - ehe die Konkurrenz durch "The Rifts" endgültig und klar distanziert wurde. "Zenith" war wohl bereits Referenz in Sachen Post Rock, wurde hausintern eben durch das epochale "The Rifts" überflügelt, vermag aber auch zehn Jahre nach Erstveröffentlichung noch zu packen und aufzuwühlen.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Timon Krause