A TERGO LUPI - Hide
Mehr über A Tergo Lupi
- Genre:
- Dark Neofolk
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Self-Release
- Release:
- 08.11.2022
- Fade Under
- Hoar Frost
- Red Sun
- Kominn Heim
- UnHidden
- Heal The Tree
- Hear Me
- Wind kommt
- Black Feathers
- Anma ed Prèia
- Night Path
- Worthy End
Noch nicht auf dem Radarschirm?
Bei A TERGO LUPI, auf deutsch "hinter Wölfen", handelt es sich um ein italienisches Dark-Neofolk-Projekt, das bei so einigen Genreliebhabern ungerechtfertigt leider immer noch unter dem Radar fliegt. Aus diesem Grunde nehme ich mir, wenn auch leicht verzögert, gern die Zeit für diesen Review, denn mir hat das neue Album im Spätherbst und beginnenden Winter des letzten Jahres so manche schöne Stunde geschenkt. Doch bevor ich ein paar Worte zum Album verliere, zuvor noch einige Stammdaten zur Band. Ende 2017 wurde A TERGO LUPI von der Sängerin sowie Tagelharpa- und Lautenspielerin Camilla Ferrari sowie Fabio Del Carro, verantwortlich für Lead-Gesang, Percussion, Lyra, Bass und Gitarre, gegründet. Ein Jahr später hat das Duo sein Debütalbum "Out Of The Fence" selbst veröffentlicht. Im Mai 2021 folgte das zweite Album "Vesper". Außerdem wurden hin und wieder Singles freigegeben, welche nun zum Teil neben neuen Songs auf dem dritten Werk "Hide" vorzufinden sind, das im November 2022 erschien.
Auf "Hide" erwartet den Zuhörer ein volles Dutzend an Songs geprägt von Dark Folk mit vorsichtig eingesetzten, elektronischen Komponenten - teils in schwungvoller Variante, teils in ambienter Form. Zugegebenermaßen blitzt hier und da mal schwach, doch auch mal stärker eine Assoziation zu WARDRUNA auf, jedoch nicht zu häufig, so dass ausreichend Raum für einen eigenen, typischen A TERGO LUPI-Sound verbleibt. So ist der Einfluss der norwegischen Band lediglich in drei Liedern unverkennbar: zum einen der an einem Seil kreisende Stein im Intro des Openers sowie Camillas Gesang darin, die "klampfige" Lyra im Finaltrack und der gesamte siebte Titel. Dennoch unterscheiden sich der erste und der letzte Song von WARDRUNA durch die englische Sprache und Fabios Stimmfarbe, die insbesondere in 'Worthy End' ihr volles Potenzial zeigt. Auch Camilla verdeutlicht im Übrigen noch, was alles in ihr steckt, zum Beispiel stimmlich im sechsten und an der Tagelharpa im vierten Track. Diese beiden und 'Wind kommt' - jawohl, ihr lest richtig, ein deutscher Titel ist ebenfalls mit von der Partie - sind zudem die eigenständigsten Nummern vom Album und zählen somit zu meinen Favoriten.
In 'Kominn Heim', das in isländischer Sprache vorgetragen wird, wird man von ans Ufer schlagenden Wellen und männlichem, anlockenden A-Capella-Gesang willkommen geheißen. Im Weiteren sind in dem getragenen Stück ein langsamer Takt und tiefe Männerstimmen zu vernehmen. Zwischendurch darf die Tagelharpa glänzen, denn wie zuvor erwähnt, entfaltet Camilla an dieser Stelle ihre Fertigkeit an dem Instrument, mit dem es ihr gelingt, Zuhörer in andere Welten zu entführen. Das Lied saugt einen immer tiefer ein und ist in der zweiten Hälfte schlicht unwiderstehlich. Mit 'Heal The Tree' liegt der längste Albumtitel vor. Diese siebeneinhalb Minuten höre ich gern in Wiederholung, denn mit dieser ästhetischen Melodie und der Klarstimme der Sängerin - mitunter kurz vor'm Flüstern, doch im zweiten Layer dann kräftiger - möchte man einfach davonschweben. Der achte Track bietet viel: ein feine Einleitung, Drums und Stockschläge, etwas Drone, gegensätzliche tiefe und höhere Stimmen, wenn auch nicht zur gleichen Zeit, ein langes, fabelhaftes, sphärisches Zwischenspiel und einen gewaltiger werdenden Verlauf. Dennoch stellt sich mir beim Anhören die Frage, wie die beiden Musiker dies alles live bewältigen wollen bzw. ob ein Live-Auftritt spartanischer wirken würde.
Auch weitere Titel brauchen sich keineswegs zu verstecken. 'Hoar Frost' wartet mit Windgeräuschen im Intro und einem bezaubernden, über den geflüsterten Vocals schwebenden, nordischen Herdenruf auf. In 'Red Sun' fordern die Drums von Anfang an, die tanzbare Melodie lässt kurz auf sich warten und die tiefere Stimme Fabios erweckt gar Erinnerungen an Kristian Eivind Espedal, bekannt unter dem Pseudonym Gaahl und ehemaliges Gründungsmitglied von WARDRUNA. Wer HEILUNG mag, dem dürfte 'Unhidden' mit den Tribal-Beat-Parts gefallen. 'Black Feathers' startet mit einem mitreißenden Beat erschaffen von Wardrums und weiterer Percussion sowie Tagelharpa. Dronesounds fügen Heavyness hinzu, selbst das Instrumentalsolo hat einen fordernden Klang. Mit dem zehnten Track erwartet den Zuhörer ein schönes, ambientes, beruhigendes Stück und angenehmer Gesang. 'Night Path' mit den von Insekten erzeugten Geräuschen fügt sich ebenfalls perfekt in das Album ein.
Zusammen genommen bleibt zu sagen, dass "Hide" eine gute Ergänzung für die Sammlung von Genrekennern darstellt. A TERGO LUPI ist weiterhin auf einem guten Weg und muss lediglich bei der Gratwanderung zum selbständigen Klangbild aufpassen. Glücklicherweise haben sie diese auf diesem Album absolviert, da überwiegend eigene Kreationen eingeflossen sind. Potenzial für eine Steigerung ist insoweit aber sicherlich noch vorhanden. In diesem positiven Sinne: Bitte weitermachen!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Susanne Schaarschmidt