ABANDONED - Still Misanthrope
Mehr über Abandoned
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigenpressung / Eigenvertrieb
- Release:
- 03.03.2017
- It's Alive
- Cataclysmic Signs
- Creeper
- Fuck You Bastard
- Holy Terror
- The Oncoming Storm
Rückkehr der Hessen-Thrasher mit frischen, eingängigen und spannenden Songs.
In Anlehnung an ihren Demo-Titel aus dem Jahre 2003 lassen uns die hessischen Thrasher von ABANDONED mit ihrer neuen MCD wissen, dass sie immer noch misanthropisch sind. Ist das die Erklärung? Haben sie sich deshalb zehn Jahre aus der Öffentlichkeit zurück gezogen, zu Hause Solitär gespielt und ihren Fans keine neue Dreschflegelplatte aufgetischt, weil sie keine Leute sehen wollten? Mitnichten, denn zum einen gab es für einige der ausgesetzten Herren mit Bands wie MASTERS OF DISGUISE, ROXXCALIBUR und allerlei Projekten und Auftritten in deren Dunstkreis offenbar recht viel zu tun, und zum anderen klingt "Still Misanthrope" auch gar nicht so arg misanthropisch, wie der Titel verheißen mag. Also jedenfalls nicht im Vergleich mit SHINING oder LIFELOVER.
Nein, das Minialbum geht zwar aggressiv in die Vollen, doch es hat gerade deshalb auch eine sehr vitale, diesseitige Energie, die danach schreit, einen Moshpit anzukurbeln und in schwitzigen Clubs abgelassen zu werden, also in der No-Go-Zone für Misanthropen. Die Herren Gitarristen schütteln sich angetrieben vom harten, knochentrockenen und natürlich klingenden Punch des Drummers Konny ein wütendes, hackendes Thrash-Metal-Riff nach dem anderen aus den Handgelenken, dazu gibt's allenthalben flammende Leads von Holg und Kalli, und so bohren sich die vier regulären Songs der Scheibe sowohl in die Nackenwirbel als auch in die Hirnrinde. Letzteres wird vor allem auch dadurch begünstigt, dass Frontmann Kalli hier kein stumpfes Gegröle vom Stapel lässt, sondern dass seine durchaus deftigen Thrash-Vocals erstens gut verständlich sind, und zum anderen auch ein ordentliches Maß an Melodie mitbringen, so dass "Still Misanthrope" eben nicht wie ein weiteres generisches Thrashwerk von der Stange wirkt, sondern sich ganz geschickt zwischen teutonischem Thrash, hartem Power Metal und etwas Bay-Area-Finesse platziert, und dass es eben Hooks am Start hat, die auch verdienen, so genannt zu werden.
Der gnadenlos kriegsensemblend drauf los knatternde Opener 'It's Alive' hat einen richtig genialen Refrain, der mich ein ganz kleines bisschen an die härtesten Momente von RAGE zu "Black In Mind"-Zeiten erinnert, während die Gnadenlosigkeit der Riffmaschine hier und da auch MORGOTH in "Odium"-Tagen nicht schlecht zu Gesicht gestanden hätte, nur halt im für Thrash Metal angemessenen Soundgewand. Bei 'Cataclysmic Signs' wird die Gesangsdarbietung zumindest in Teilen nochmals klarer und melodisch eingängiger, mit etwas verschleppterem Groove, bevor 'Creeper' im Anschluss das Gaspedal voll durchtritt und richtig wild losbricht, wozu die super gespielten Leads perfekt passen. Der letzte neue Song der MCD, namentlich 'Fuck You Bastard' präsentiert sich dem Titel entsprechend recht punkig und aggressiv, aber wiederum mit viel Melodie und richtig cool gesungen, bevor es als Bonus noch zwei neu eingespielte und klanglich einer Frischzellenkur unterzogene Highlights vom Debütalbum "Thrash Notes" (2006) gibt.
Ja, Leute, willkommen zurück nach Darmstadt, denn in dieser Form ist mit ABANDONED wieder zu rechnen, und wir würden uns alle freuen, wenn die Hessen demnächst auch mal wieder mit einer kleinen Tour oder einem vollständigen Studioalbum am Start wären, denn die Jungs haben etwas, was vielen Generikern abgeht: Sie kommen mit eingängigen Songs um die Ecke, die aber trotzdem nicht vorhersehbar sind, sondern immer wieder positiv überraschen, weil sie frisch klingen und mit viel Liebe zum (groben) Detail ausgestattet wurden.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle