ABBATH - Abbath
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2016
Mehr über Abbath
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Season Of Mist (Soulfood)
- Release:
- 22.01.2016
- To War
- Winterbane
- Ashes Of The Damnned
- Ocean Of Wounds
- Count The Dead
- Fenrir Hunts
- Root Of The Mountain
- Eternal
Abbath liefert zwar keinen Paukenschlag, aber ein dennoch feines Comeback!
Was passiert, wenn die Frontmänner renommierter norwegischer Black-Metal-Legenden versuchen, sich gegen den Willen der übrigen Bandmitglieder die Rechte am Bandnamen zu sichern? Nun, ganz einfach: Sie brauchen am Ende doch einen anderen Namen und gründen zusammen mit Tom Cato Visnes alias King ov Hell eine neue Truppe. Was Gaahl recht war, ist Abbath offenbar billig und so schippert der Meuterer nun mit King an seiner Seite unter eigenem Namen durch das Polarmeer. Weiter brauchen wir auf die Hintergründe an dieser Stelle nicht eingehen, denn ganz gleich unter welchem Namen und mit wem an seiner Seite Olve Eikemo nun unterwegs sein mag: Es ist kaum zu erwarten, dass sich an seinem Stil viel ändern wird, und genau das bestätigt nun auch sein - nach dem unter dem Bandnamen I veröffentlichten 2006er-Alleingang - zweites Soloalbum "Abbath".
Der Mann bleibt sich treu, er knüpft absolut nahtlos an seine bisherigen Werke und Einflüsse an, und damit ist klar, dass er zwar seine Zielgruppe bedient, dass aber sein neues Album sicherlich in Black-Metal-Kreisen keine messianische Verehrung erfahren wird. Denn dass Abbaths Selbstdarstellung und die Vermarktung seiner Bands schon längst dazu geführt haben, dass der härtere Kern der schwarzmetallischen Szene den Vater aller Black-Metal-Pandas kaum mehr ernst nehmen mag, ist ein alter Hut. Ein Stück weit kann ich das zwar verstehen, auf der anderen Seite habe ich vor IMMORTAL und Abbath bis heute großen Respekt, denn auch wenn sich die Herrschaften schon von Beginn ihrer Karriere an selbst mit einem Augenzwinkern sahen - man erinnere sich nur an das legendäre Video zu 'Call Of The Wintermoon' - fand dieses in der Musik kaum Niederschlag. Jene war stets ernstzunehmen und transportierte Kälte, Eis und Schneesturm so überzeugend und fühlbar wie kaum ein anderer Künstler.
Daran hat sich auch im eben angebrochenen Jahre 2016 nichts geändert, denn zu einem guten Teil macht es sich das selbstbetitelte ABBATH-Debüt dort bequem, wo IMMORTAL es seinerzeit mit "All Shall Fall" ausklingen ließ. Allerdings gibt sich Abbath wie schon bei "Between Two Worlds" auch auf dem neuen Album ein Stück weit tiefer im traditionellen, thrashigen Heavy Metal verhaftet als mit seiner einstigen Stammband. Das Anknüpfen an I kommt wenig überraschend, hatte sich Abbath doch auch damals schon mit King verbündet, der nun erneut den Bass zupft. Die Felle auf der neuen Scheibe indes gerbte der irische Schlagwerker Kevin Foley, der allerdings hinter Maske und Pseudonym versteckt und auch schon wieder aus der Band verabschiedet wurde.
Der Sound auf "Abbath" ist räudiger, ja, er klingt insgesamt halbwegs organisch und lebendig; gerade die Drums sind unaufdringlich abgemischt, was dem Album sehr gut tut. Die Scheibe ist damit insgesamt recht trocken produziert, so dass keine ganz so epische Atmosphäre entstehen mag wie dies üblicherweise bei IMMORTAL der Fall war, doch es handelt sich auch hier nur um Nuancen. Das Klangbild hindert den Mann und seine Helfershelfer nämlich keineswegs daran, schon im thrashigen und zum Headbangen einladenden Opener durch den Schnee zu stapfen, in seiner gewohnten und von den meisten auch geliebten Manier ins Mikro zu knurren, wie er es seit Anbeginn der Zeit tut, und natürlich hier und da in ein paar allein stehenden Doppel-Quint-Akkorden oder den ausgedehnten Lead-Parts gegen Ende eine kleine, obligatorische Verbeugung gen Quorthon zu machen. So kennt man es aus 25 Jahren IMMORTAL, und so wird man es wohl auf ewig auch von Abbath zu hören bekommen.
Der Opener 'To War!' stimmt also bereits gut auf die Scheibe ein, und sollte jemand ernsthaft Angst gehabt haben, dass Abbath mit seinen Wurzeln und Trademarks bricht: Er weiß bereits an dieser Stelle, dass diese Gefahr ganz sicher nicht besteht! Dessen ungeachtet ist die Eröffnung zwar durchaus gelungen, aber keinesfalls ein Überflieger. Um sich auf Augenhöhe mit früheren Werken zu begeben, muss der Meister noch nachlegen, und das geschieht in der Folge auch ein Stück weit: 'Winterbane' geht deutlich mehr in den Nacken, hat im Schlagzeug einen coolen, peitschenartigen Punch und die Gitarrenmelodien flutschen besser ins Ohr, während 'Ashes Of The Damned' nach einem kurzen gezupften Auftakt den ersten rasenden, deutlich schwarzmetallischen Ansatz der Scheibe liefert, aber mit dem epischen Break in der Mitte auch für Abwechslung sorgen kann.
'Oceans Of Wounds' präsentiert sich nach einem getrommelten TWISTED-SISTER-Einstieg schleppend, kalt und ansatzweise doomig, so dass es am ehesten an "At The Heart Of Winter"-Großtaten anknüpfen kann, wohingegen 'Count The Dead' sehr fein thrashig einsteigt und ein wenig an "Damned In Black" gemahnt. In dieser Tour geht es auf "Abbath" weiter: Herr Eikemo bleibt sich stilistisch zu hundert Prozent treu, knüpft an die späteren IMMORTAL-Werke ebenso an wie an seinen Soloexkurs mit I; er streift von den Einflüssen her mittlere BATHORY-Werke sowie teutonischen Thrash Metal, und es gelingt ihm dabei auch, ein paar eingängige neue Songs abzuliefern, wie etwa die mit einem starken Refrain gesegnete Single 'Fenrir Hunts' oder das kalte, epische Winterepos 'Root Of The Mountain'. Der Nausschmeißer 'Endless' hackt und drischt dann nochmals alles in Stücke, wird aber leider etwas unspektakulär ausgefadet.
Was bleibt also? Nun, Abbath ist es auf jeden Fall gelungen, sich mit einer ordentlichen Scheibe zurück zu melden, die für mich allerdings nicht an den letzten Werken seiner Stammband vorbei kommt, weil sie weder zwingendere Songs hat noch durch Innovationen überrascht. Es ist und bleibt bewährte Abbath-Kost, stets schmackhaft und unterhaltsam, doch eben ohne die ganz großen Momente, die es meiner Meinung nach bräuchte, um das Feuer der darbenden IMMORTAL-Fangemeinde wieder richtig zum Lodern zu bringen. Das gelang schon "All Shall Fall" nur noch bedingt, und auch nach "Abbath" heißt die Devise wohl, dass wir noch eine Weile warten müssen, bis aus dem Umfeld der Unsterblichen wieder ein ganz großes, wegweisendes Album kommt. Mal schauen, was Demonaz und Horgh heuer noch abliefern werden! Dennoch gilt natürlich: Treue Fans der Pandas, die auch mit den Werken ab der Jahrtausendewende glücklich geworden sind, kommen an Abbaths neuer Scheibe auf keinen Fall vorbei!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle