ABBATH - Dread Reaver
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2022
Mehr über Abbath
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Season Of Mist (Soulfood)
- Release:
- 25.03.2022
- Acid Haze
- Scarred Core
- Dream Cull
- Myrmidon
- The Deep Unbound
- Septentrion
- Trapped Under Ice
- The Book Of Breath
- Dread Reaver
Es ist nun scheinbar allein an Abbath, das IMMORTAL-Erbe in die Zukunft zu tragen.
So angeschlagen wie der frühere IMMORTAL-Frontmann Olve Eikemo gesundheitlich vor gut zwei Jahren noch war, ist es keineswegs eine Selbstverständlichkeit, dass dieser Tage mit "Dread Reaver" tatsächlich bereits sein drittes Soloalbum unter dem Projektnamen ABBATH erscheint. An seiner Seite hat Abbath hierbei weiterhin dieselben Mitstreiter, die ihn bereits auf dem Vorgängeralbum "Outstrider" unterstützten, also Ole André Falstad (Gitarre), Mia Wallace (Bass) und Ukri Suvilehto (Schlagzeug). Es liegt also durchaus nahe, dass das Quartett stilistisch dort ansetzt, wo man 2019 aufgehört hat, und genau das ist auch der Fall:
Bereits der Opener 'Acid Haze', dessen anschwellender Lärmsturm nach einer Weile in ein urtypisches Nordland-Riff der Schule der Unsterblichen umschlägt, knüpft recht nahtlos an "Outstrider" an, wobei es daneben vor allem auch die thrashige Phase von IMMORTALs "Damned In Black" gewesen sein dürfte, die Pate gestanden hat. Ähnlich geht es auch mit 'Scarred Core' weiter, das allerdings ein etwas atmosphärischeres Klangbild abbekommen hat. Die volle Breitseite der hymnischen Epik fahren Abbath & Co. dann allerdings 'Dream Cull' auf, das in gewisser Weise durchaus an "At The Heart Of Winter" erinnert, ohne ganz dessen Niveau zu erreichen.
Dicht dran ist das Team des Black-Metal-Pandas allerdings durchaus, und so weiß auch das zunächst eher schleppende, hinterhältige 'Myrmidon', das zum Ende hin im Stile der wildesten frühen BATHORY-Hassbatzen ziemlich hysterisch ausfasert, zu überzeugen. Einen Tick schwächer ist 'The Deep Unbound', das den umgekehrten Weg geht und zuerst hektisch und infernalisch loslegt, bevor es einen Twist in epische Gefilde mit Flanger-Effekt-Soli durchführt, doch auch dieses Stück wird seine Freunde finden.
Unterm Strich weiß Abbath einfach, was die Fans hören wollen, und das liefert er routiniert mit dem durch und durch wuchtigen, getragenen, und von geisterhaften Vocals geprägten 'Septentrion' auch recht vollendet ab, bevor er sich doch tatsächlich dazu versteigt, sich an einem METALLICA-Klassiker zu vergreifen. Dass es 'Trapped Under Ice' sein würde, kommt dabei nicht sonderlich überraschend, denn es wäre durchaus vorstellbar, dass Abbath schon seit Jahren mit dem Plan schwanger geht. So gelungen wie abgefuckt herunter geholzt ist das Cover allemal, und wenn ein nachgespieltes Stück thematisch und lyrisch zum Image des Meisters passt, dann ja wohl dieses. Mit dem etwas durchwachsenen, MOTÖRHEAD-lastigen Rocker 'The Book Of Breath', dessen kristallin und kalt klirrendes Zupfgitarren-Interludium mit den geflüsterten Vocals etwas skurill wirkt, nähern wir uns langsam dem Finale, das mit dem abschließenden Titelstück ein echtes Ausrufezeichen setzt, denn 'Dread Reaver' fasst in der Tat alle ABBATH- und viele IMMORTAL-Trademarks noch einmal sehr überzeugend zusammen: Von der knurrenden Stimme über die Wall-of-Sound-Riffs, das hallende Ambiente, den rockigen MOTÖRHEAD-meets-VENOM-Drive, die epischen BATHORY-Anklänge mit den schreienden Leadgitarren. Ja, der Song ist einfach wie Heimkommen!
Zugegeben: Mit meinen neun Punkten liege ich nach unserer Notendefinition vielleicht ein kleines bisschen zu hoch, was sich auch im Ranking der Soundcheck-Kollegen widerspiegeln mag. Doch das ist letztlich der wirklich großen persönlichen Freude geschuldet, die ich an dem Album habe. Zum einen ist es eben schön, dass Abbath wieder fit und mit neuer Musik am Start ist, und zum anderen bleibt es wohl doch an ihm, das IMMORTAL-Erbe in dieses Jahrzehnt zu tragen, da die ex-Kollegen Demonaz und Horgh nach dem Achtungserfolg "Northern Chaos Gods" ja neuerlich im Paragraphendschungel verschollen scheinen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle