ABJURED - Absolutist
Mehr über Abjured
- Genre:
- Grindcore
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Defying Danger Records
- Release:
- 03.03.2018
- Into The Truth - Is It Worth
- Breed To Numb
- Mindless
- Awakening
- I, Vigilante
- Don't Blame Me
- Your Addiction
- Exist
- Tragedy Murderer
- Massive Melancholy
- Absolutist
Eine Tracht Prügel wie jede andere?
Auch Deutschland kann Grind, auch wenn das im Falle von ABJURED etwas wichtigtuerisch "Waste Town Grind" genannt wird - aber wurscht. Die seit über zehn Jahren aktiven Herrschaften aus Halle verstecken sich keineswegs hinter den bekannteren skandinavischen Vertretern und machen auf ihrem zweiten Album "Absolutist" erwartungsgemäß keine Gefangenen. Während mich der Sound mit acid-mäßig fehlenden Mitten und einem höhenlastigen Schlagzeug-Mix nicht zufriedenstellt, bilden die rotzigen Vocals von Evandros und die brodelnde Gitarrenfraktion eine fiese kleine Metzgereinheit auf Amokausflug. Auch erweitert ABJURED gelegentlich den im Grindcore üblichen ultrakompakten Highspeed-Rahmen von Ein- bis Zwei-Minuten-Trackern, nämlich beim akustisch beginnenden, nachdenklichen Auftakt von 'Is It Worth' und dem vorletzten Track 'Massive Melancholy': Beide Songs kommen auf ca. fünf Minuten und zelebrieren genussvoll – und ziemlich anständig - ausgedehntes Death-Metal-Gehacke Marke NAPALM DEATH, wobei 'Massive Melancholy' noch mit einem coolen, geradlinigen Interlude und einem mächtig metzelnden Ende aufwartet.
Bei den acht Nummern dazwischen gibt's erwartungsgemäß mit irrsinnigem Tempo und chaotisch-infernalischem Geblaste was auf die Fresse, wobei ABJURED auf "Absolutist" genretypisch wenig Abwechslung bietet und in dem eben nicht ganz ausdifferenzierten Sound nur vereinzelt deutliche Akzente setzt – und das, obwohl man der Truppe eine gewisse Experimentierfreude gar nicht absprechen kann. Nur der Titeltrack am Ende überrascht gehörig: Hier verlegt sich die Band auf ein doomig-nachdenkliches Hauptriff, das über zwölf Minuten hinweg variiert und ausgebaut wird. Irgendwie gut, irgendwie aber auch nicht so recht zu Ende gedacht – aus dieser ausufernden quasi-instrumentalen Spielwiese hätte man mit mehr Zielstrebigkeit und Fokus noch mehr rausholen können. Hinter NECROMORPH müssen sich die Ostdeutschen nicht verstecken, zu GADGET oder NAPALM DEATH fehlt noch ein Stückchen.
Aber im Grunde genommen kommt mir eine zu strenge Kritik mit ABJURED auch unangemessen vor: Diese Truppe setzt in unseren Landen, in einer Zeit maximaler Egozentrierung, zugleich seelenloser Konsumgleichförmigkeit und entmenschlichtem Optimierungswahn, ein hässlich-markantes Ausrufezeichen. Und davon brauchen wir definitiv mehr!
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause