ABRAHAM, LEE - Only Human
Mehr über Abraham, Lee
- Genre:
- Neo Prog
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- F2 / just for kicks music
- Release:
- 04.09.2021
- Counting Down
- Only Human
- Days Gone By
- Falling Apart
- The Hands Of Time
Wohlfühl Prog!
Wer mit dem Musiker Lee Abraham bereits vertraut ist, möge den Finger heben. Dachte ich's mir. Geht mir nämlich genau so, obwohl der Engländer bereits etliche Solo-Scheiben veröffentlicht hat und auch in einigen Neo-Prog-Bands aktiv war oder sogar noch immer ist. So hört man ihn unter anderem bei GALAHAD. "Only Human" ist sein siebtes Solo-Album und ich muss nach intensivem Genuss feststellen, dass mir da eventuell etwas entgangen ist.
Ich muss vorweg schicken, dass der gute Mann es dem unvorbereiteten Rezensenten nicht ganz einfach macht. Das eröffnende 'Counting Down' ist mit seiner Spielzeit von neununzwanzig Minuten und vierundvierzig Sekunden allein von seiner Spielzeit her, eine echte Herausforderung. Hat man sich aber einmal darauf eingelassen, vergeht diese halbe Stunde wie im Flug. Das liegt zum einen am extrem homogenen und warmen Klangbild, an den sich langsam aufbauenden Melodien und an der melancholischen Klarstimme von Peter Jones, den Insider unter anderem von CAMEL her kennen werden, zum anderen am unaufgeregten, aber gleichzeitig sehr kurzweiligen Songaufbau. Neo Prog zum Schwelgen. Das hört man nicht mal eben so nebenher, da setzt man die plüschigen Kopfhörer auf und taucht ab. Sehr schön.
Die nachfolgenden Nummern sind natürlich deutlich kürzer, verstehen es aber, mich ebenso zu entführen. Der andere Sänger Marc Atkinson ist mir bisher nicht unter die Ohren gekommen, singt aber sonst bei RIVERSEA. Seine Stimme ist etwas weniger melancholisch, passt aber ebenso gut zu dem verträumten Sound von "Only Human". So geht der Titelsong als lupenreiner AOR-Prog durch, während das etwas härtere 'Days Gone By' auch für Freunde des gradlinigen Rocks etwas sein dürfte. 'Falling Apart' ist dann auch wieder elegischer Melodien-Prog-Rock, der sich sanft um die Ohren schmiegt. Der transparente, glasklare Klang aller Instrumente sorgt hier besonders im Rhythmusbereich für wohliges Pumpen. Da hat es dann der knapp neuminütige Rausschmeißer 'The Hands Of Time' etwas schwer, denn hier fehlt mir schlussendlich ein bisschen die Spannung. Da hätte eine Straffung des Songs um drei Minuten sicherlich gut getan. Aber das ist Genörgel aus der Wohlfühl-Oase.
Insgesamt ist "Only Human" ein wunderschönes Album für die bedächtigen Stunden zwischendurch. Da man leider immer zu wenige davon hat, ist es gut zu wissen, womit man sich diese musikalisch versüßen kann. Lee Abraham schafft die perfekte Untermalung dazu. Und mehr. Denn hat man sich einmal auf solche Klänge eingelassen, wird man unwillkürlich auch tiefer abtauchen wollen und dann etliche liebevolle Details entdecken. Sehr schön.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Holger Andrae