ACCEPT - Stalingrad
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2012
Mehr über Accept
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Nuclear Blast (Warner)
- Release:
- 06.04.2012
- Hung Drawn And Quartered
- Stalingrad
- Hellfire
- Flash To Bang Time
- Shadow Soldiers
- Revolution
- Against The World
- Twist Of Fate
- The Quick And The Dead
- The Galley
Teutonen im hundertsten Frühling
Wir schreiben das Jahr 1943. Die sechste deutsche Armee wird im heutigen Wolgograd von der roten Armee eingekesselt und vernichtend geschlagen. Die Mehrheit der deutschen Soldaten, die im Deutsch-Sowjetischen Krieg nicht ihr Leben ließen, geriet in russische Gefangenschaft, die Schlacht von Stalingrad war eine der größten, blutigsten und unbarmherzigsten Schlachten des Zweiten Weltkrieges, sodass der Name "Stalingrad" auch heutzutage noch mit dem Verlust von Hunderttausenden Menschen und als Ende des Großverbandes der deutschen Wehrmacht steht. Knappe 70 Jahre später, 2010, die deutsche Teutonenklanglegende ACCEPT feiert mit ihrem fulminanten Comeback-Album "Blood Of The Nations" die "Wiederkehr des Jahres", ein großes Fest für Band, Fans und Anhänger. Mit Mark Tornillo, der neuen Reibeisenstimme, gelang den Solingern ein schlicht und ergreifend bärenstarkes Werk.
Nun, 2012 und in der Gegenwart angekommen, versuchen Hoffmann, Baltes und Co. mit "Stalingrad" diesem Riesenerfolg einen draufzusetzen und mit der gleichnamigen, eingangs erwähnten Thematik die Dramatik, Gefühls– und temperaturbedingte Kälte musikalisch umzusetzen. Zwar wurde das Kriegskonzept grade in den vergangenen Jahren ein wenig überstrapaziert, wenn sich jedoch die alten Haudegen diesem Mammutkonzept annehmen, ist die Spannung bis in den kleinsten Ritzen spürbar. 'Hung Drawn And Quartered' startet in bester ACCEPT-Manier. Prägnanter Refrain, etwas flotteres Tempo und agierende Musiker im x-ten Frühling ihrer jahrzehntelangen Karriere. Ein Startschuss, wie er im Buche steht, woran auch der folgende Titeltrack einen Bärenanteil hat. Als Inbegriff der toll klingenden Symbiose aus eingängiger Härte und melodisch harmonischem Gitarrenspiel wird sich 'Stalingrad' definitiv als Live-Garant behaupten, der Headbang– und Mitgrölfaktor ist immens. Ein etwas entspanntes, beinah schon stampfendes Tempo nimmt 'Hellfire' ein, der mit der einen oder anderen Doublebass-Attacke für Aufsehen und –horchen sorgt, ehe 'Flash To Bang Time' mit seinen hohen Screams, Überraschungen bei den Vocals und dem genialen Gitarrensolo typischer nicht hätte sein können und beinah schon süchtig macht.
'Revolution' ist darüber hinaus aus ähnlichem Teutonenholz geschnitzt. So verdienen es die Stücke schlicht und ergreifend, ausführlich besprochen zu werden, würde ich damit jedoch den erlaubten Rahmen sprengen. So seien euch noch Stücke wie das teils gefühlvolle und gemächliche 'Shadow Soldier', sowie das abschließende Epos 'The Galley' mit seinem tollen Abgang wärmstens ans Herz gelegt, Schwachstellen an "Stalingrad" kann ich auch nach gefühlten hundert Durchgängen nicht erkennen und auch lyrisch hat man sich spürbar ins Zeug gelegt.
Ein Bilderbuch-Konzeptalbum also? Die Tatsache, dass ich mich an den zehn Stücken nicht satthören kann, beantwortet diese Frage.
Zwar ist "Stalingrad" im direkten Vergleich mit seinem Vorgänger deutlich melodischer geworden, hat jedoch an Härte keinerlei Einbußen gemacht. Die Stücke kommen druckvoll aus den Boxen geprescht, wirken bis zur letzten Sekunde authentisch und bewirken einen Stalingrad-kalten Schauer auf der Haut. Hier versammeln sich zehn baldige Klassiker, die darauf brennen, wahrhaftig auf der Bühne präsentiert zu werden. Tornillos Stimme befindet sich in Bestform, die mehrstimmigen Chöre sorgen auch beim x-ten Versuch für helle Freude, die Saitenfraktion schüttelt bärenstarke Riffs aus den Ärmeln und Trommeltier Schwarzmann treibt punktgenau seine Mannen bis zum Äußersten. War "Blood Of The Nations" schon gigantisch, gleicht "Stalingrad" einem Koloss. Nicht nur von der zwiespältig betrachteten Thematik, nicht vom legendären Namen "ACCEPT", sondern schlicht und ergreifend wegen den insgesamt zehn starken Stücken auf dem 13. Album der Burschen.
Anspieltipps: Hung Drawn And Quartered, Stalingrad, Flash To Bang Time, The Galley
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Marcel Rapp