ACYL - Aftermath
Mehr über Acyl
- Genre:
- Groove Metal / Ethno / Arab Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigen
- Release:
- 01.06.2016
- Numidia
- Mercurial
- Gibraltar
- Finga
- Son Of Muhieddine
- The Battle Of Constantine
- Tin Hinan
- Gaetuli
- Equanimity
- Pride
Wüstensturm!
Wenn jemand mit Fug und Recht von sich behaupten kann, mit einer Mischung aus modernen Metal-Sounds und exotischen Ethno-Einflüssen eine wirklich originelle und innovative Mischung zu kreieren, dann diese Band! Die fünf Herren von ACYL stammen aus Algerien, und auf ihrem dritten Output "Aftermath" spielen Klänge und Rhythmen aus der Berberkultur ihrer Heimat eine maßgebliche Rolle. Entsprechend ungewöhnlich und spannend klingen die zehn neuen Tracks der Nordafrikaner auch - und "Aftermath" avanciert in meinen Ohren direkt zu einer der interessantesten Veröffentlichungen dieses Jahres.
Wie mystisch angehauchte Gesänge aus einem fernen Nomadenzeltlager wehen die ersten Klänge von "Aftermath" aus der algerischen Wüste zu uns herüber. Ein ungewöhnlicher, faszinierender Earcatcher, der beim ersten Track 'Numidia' unmittelbar in fettes, modern-metallisches Riffing übergeht. Dieser mächtig drückende Punch erinnert zum einen an DISTURBED, die rollenden Grooves erwartungsgemäß an SEPULTURA oder härtere Momente von ILL NINO - aber mehr als alle genannten Kollegen spielen bei ACYL eben besagte Ethno-Klänge eine absolut ebenbürtige, nicht nur begleitende oder verzierende Rolle. Und keine andere Band, die mir bislang untergekommen ist, verbindet Metal und (in diesem Fall) arabisch-afrikanische Musik stimmiger als diese Truppe hier.
Daneben liegt "Aftermath" ein durchgängiges inhaltliches Konzept zugrunde, in dem Bandleader Amine Acyl die turbulente Geschichte seines Landes thematisiert und aus der Sicht von neun verschiedenen historischen Charakteren beleuchtet. Eine solch anspruchsvolle thematische Grundlage für ein Album ist selbst im Metal keinesfalls eine Selbstverständlichkeit und verdient gesonderte Beachtung. Praktisch außer Konkurrenz agiert ACYL aber vor allem wegen besagter ethno-metallischer Melange. Von den meisten verwendeten Instrumenten, die im Promoschreiben erwähnt werden (neben Mandola und Karkabous auch Gerätschaften wie Bendir, Guellal, Derbouka, Gumbri oder Guesba), habe ich selbst noch nie gehört - und doch handelt es sich hier weder um Soundgimmicks noch um störende Elemente.
Es passt einfach! So wie bei 'Gibraltar', einer mächtig drückenden Attacke aus dem Herzen der Sahara, beginnend mit hypnotischen Tambourin-Rhythmen und Tribal-Chören, die ganz selbstverständlich von MESHUGGAH-ähnlichen Stakkato-Riffs abgelöst werden. Oder 'Finga', wo die Berber-Tanzmusik nahtlos in eine metallische Instrumentierung übergeht, ohne dass ein Bruch oder auch nur Irritationen entstehen würden. Der Song bleibt ebenso orientalisch tanzbar wie er plötzlich moshtauglich wird! Im weiteren Verlauf nehmen die Ethno-Klänge sogar noch größeren Raum ein, der Albumtenor wird etwas ruhiger, mystischer, ohne dass die Spannung kippt oder es für Metalheads irgendwann zuviel werden könnte.
"Aftermath" klingt ebenso unverbraucht wie experimentierfreudig, obwohl zumindest die metallischen Elemente keinesfalls als gänzlich neu bezeichnet werden können. Aber ACYL ist in Sachen Kreativität und Vermählung scheinbar gegensätzlicher Einflüsse definitiv Spitzenreiter. Das uns vorliegende Ergebnis ist sicherlich gewöhnungsbedürftig und herausfordernd - aber das darf in diesem Fall absolut als Wertschätzung der musikalischen Arbeit der Algerier bezeichnet werden.
Anspieltipps: Numidia, Finga,
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Timon Krause